Gewalt.«
»Sie haben einen ähnlichen Fall dort drüben, nicht wahr?«
Jeremy zögerte.
»Ich gebe Ihnen alle Antworten, und Ihnen verschlägt es die Sprache?«
»Es ist möglich, Inspector. Nichts Eindeutiges. Professor Chess ist ein Pathologe, der für den hiesigen Gerichtsmediziner gearbeitet hat. Er und ich rollen alte Fälle wieder auf – haben Sie noch nie von Professor Chess gehört?«
»Buchstabiert man ihn C-H-E-S-S?«
»Genau.«
»Nein, kann ich nicht behaupten.«
»Er ist weltberühmt«, sagte Jeremy. »Derzeit ist er in Oslo.«
»Der Arme«, erwiderte Langdon. »Als zu groß geratenes Fischerdorf ist es gar nicht mal schlecht. Aber diese
Typen
. Sie reden über nichts anderes als Sardinen und Öl. Was durchaus einen Sinn ergibt, haha. Sind dran gewöhnt, ihre Fische in Öl zu essen, und sind selbst verdammt reich mit ihrem Öl geworden, die Norweger. Schlimmer als die Araber. Trotz all dem Geld schaffen sie es nicht, vernünftige sanitäre Anlagen in ihren Sommerhäusern zu installieren, und laufen immer noch mit Rucksäcken rum. Halten Sie das für vernünftig – reiche Menschen, die sich scheuen, ein Klo im Haus zu haben?«
Eine lange Rede. Langdons Stimme war lauter geworden, und Jeremy fragte sich, ob er plapperte, um etwas zu verbergen.
»Sie waren in Oslo, Inspector?«
»Bin an allen möglichen Orten gewesen«, sagte Langdon. »Trotzdem werde ich jetzt auflegen, weil Sie unangenehmes Zeug zurück in mein Leben bringen. Schenken Sie mir Blumen, ich mag Blumen gern. Blumen reißen einander nicht ohne jeden Grund in Stücke und verschwinden dann und lassen sich mit ihren hässlichen Psychopathengesichtern nie mehr blicken.«
Er schnaubte einmal und unterbrach die Verbindung.
Langdon war in Oslo gewesen und wollte nicht darüber reden.
Jeremy dachte darüber nach und beschloss, dass es keine Möglichkeit gab, die Sache weiterzuverfolgen. Das war’s.
Aber das war es nicht. Zwei Tage später erhielt er eine E-Mail von
[email protected].
Langdon, der Detective im Ruhestand, hatte sich an Jeremys Namen und den des Krankenhauses erinnert, hatte seinen Fachbereich ausfindig gemacht und sich seine Adresse besorgt.
Lieber Dr. Jeremy Carrier,
ich fürchte, ich bin während unseres kürzlichen Telefongesprächs möglicherweise unnötig barsch gewesen. Vielleicht können Sie mir jene Barschheit angesichts des Umstands verzeihen, dass Sie ohne Vorankündigung bei mir angerufen und mir an einem im Übrigen erholsamen Abend ein unerfreuliches Thema aufgedrängt haben.
Dennoch fühle ich mich verpflichtet, die folgenden Informationen weiterzugeben:
Bezüglich Ihrer Anfrage nach verschiedenen Aspekten von Fällen, über die wir gesprochen haben und die nicht mehr in meinen Verantwortungsbereich fallen, bin ich leider nicht in der Lage, Einzelheiten preiszugeben. Insbesondere, da die besagten Fälle offen bleiben. Der neue Mann, der für die Akte Clevington/Sapsted zuständig ist, ist Det. Insp. Michael B. Shreve, der allerdings meines Wissens derzeit in diesen Fällen nicht ermittelt, da sie als inaktiv erachtet werden, bis neue Beweismittel auftauchen, was meines Wissens bislang nicht erfolgt ist. Jedenfalls habe ich Ihnen jetzt Det. Insp. Shreves Namen mitgeteilt und habe den Eindruck, dass ich mich damit meiner Verpflichtung in dieser Angelegenheit entledigt habe.
Darüber hinaus bezweifle ich, dass Det. Insp. Shreve so weit gehen würde, besagte Fälle mit jemandem zu erörtern, der nicht Polizist ist. Dennoch ist hier seine Telefonnummer, falls Sie beschließen, hartnäckig zu bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Nigel A. Langdon (ganz eindeutig pens.)
Jeremy rief in Michael B. Shreves Büro an und wurde von einem beflissenen Beamten darüber informiert, dass der Detective Inspector im Urlaub sei.
»Bis wann?«
»Bis er zurückkommt, Sir.«
»Wann wird das sein?«
»Ich bin nicht befugt, persönliche Details preiszugeben, Sir.«
Jeremy hinterließ seinen Namen, seine Telefonnummer und die Information, dass er Nachforschungen zu Suzie Clevington und Bridget Sapsted anstelle.
Falls das Mr. Beflissen bekannt vorkam, gab er es ebenfalls nicht preis.
»Ist er in Norwegen?«
»Vielen Dank, Sir. Schönen Tag, Sir.«
26
Etwas, das noch nie zuvor passiert war:
Jeremy vergaß, seinen Pieper abzustellen, und er ging während einer Therapiesitzung los.
Der Patient war ein dreißig Jahre alter Mann namens Josh Hammett, ein Elektriker, an dem man eine