Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
Leichenschauhaus von Dutchess County und wartet auf einen Angehörigen, der ihn identifiziert.«
    »Aber …«
    »Sie begreifen nicht, worum es geht, Ricky.«
    »Na schön«, sagte Ricky patzig, »worum geht es?«
    Die Augen des Anwalts verengten sich kaum merklich, als habe ihn Rickys forsche Antwort aus dem Konzept gebracht. Er deutete auf die wasserdichte Sporttasche zu seinen Füßen. »Vielleicht hatte er ja gar nicht diesen Unfall, Doktor, und ich habe stattdessen seinen abgeschlagenen Kopf in dieser Tasche. Halten Sie das für möglich, Ricky?«
    Ricky zuckte heftig zurück.
    »Halten Sie das für möglich, Ricky?«, bohrte der Anwalt nunmehr in zischendem Ton.
    Rickys Blick senkte sich auf die Tasche. Es war eine Art Matchbeutel, der äußerlich nicht zu erkennen gab, was sich darin befand. Er war groß genug, um den Kopf eines Menschen unterzubringen, und wasserdicht, so dass es keine Flecken gab und nichts auslaufen konnte. Doch während Ricky diese Dinge registrierte, wurde ihm die Kehle trocken, und er hätte nicht sagen können, was ihn mehr erschreckte, der Gedanke, dass dort der Kopf eines Mannes zu seinen Füßen lag, den er kannte, oder der Gedanke, dass er es nicht wusste.
    Er sah wieder Merlin an. »Es wäre möglich«, hauchte er.
    »Sie müssen unbedingt verstehen, dass alles möglich ist, Ricky. Ein Autounfall kann vorgetäuscht werden. Das Gleiche gilt für eine Beschwerde wegen sexueller Belästigung an die entsprechenden führenden Leute bei der Ärztekammer. Ihre Bankkonten können geplündert werden. Ihre Angehörigen oder Freunde oder auch nur Bekannten können ermordet werden. Sie müssen handeln, Ricky. Handeln Sie!«
    Rickys Stimme bebte bei seiner nächsten Frage. »Kennen Sie denn keine Grenzen?«
    Merlin schüttelte den Kopf. »Nicht die geringsten. Das macht für alle Beteiligten ja die Faszination der Sache aus. Die Spielregeln, die mein Auftraggeber abgesteckt hat, besagen, dass alles zu einem Teil des Geschehens werden kann. Dasselbe, wage ich zu sagen, trifft auf Ihre berufliche Tätigkeit zu, Dr. Starks, oder irre ich mich?«
    Ricky rutschte auf seinem Sitz. »Nehmen wir an«, sagte er leise, heiser, »ich würde jetzt einfach gehen. Und Sie blieben mit Ihrer Tasche, egal, was da drin ist, hier sitzen …«
    Wieder lächelte Merlin. Er bückte sich und drehte die Oberseiteder Tasche ein wenig, so dass die Buchstaben F.A.S., die dort eingestanzt waren, zum Vorschein kamen. Ricky starrte auf die Initialen. »Meinen Sie nicht, dass zusammen mit dem Kopf etwas in der Tasche ist, das Sie damit in Verbindung bringt? Meinen Sie nicht, dass die Tasche mit einer Ihrer Kreditkarten gekauft wurde, bevor sie gesperrt wurden? Und meinen Sie nicht, dass der Taxifahrer, der Sie heute Morgen abgeholt und zum Bahnhof gebracht hat, sich daran erinnern wird, dass Sie nichts weiter bei sich hatten als eine mittelgroße, blaue Sporttasche? Und dass er das jedem Ermittler von der Mordkommsission erzählen wird?«
    Ricky versuchte, sich die Lippen zu lecken, irgendwo etwas Feuchtigkeit aufzutreiben.
    »Natürlich«, sagte Merlin, »kann ich die Tasche selber mitnehmen. Und Sie können so tun, als hätten Sie sie noch nie im Leben gesehen.«
    »Wie –«
    »Stellen Sie Ihre zweite Frage, Ricky. Rufen Sie unverzüglich bei der
Times
an.«
    »Ich weiß nicht, ob ich …«
    »Sofort, Ricky. Wir nähern uns der Penn Station, und wenn wir erst unterirdisch weiterfahren, funktioniert das Handy nicht mehr, und dieses Gespräch ist beendet. Sie müssen sich schon jetzt entscheiden!« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, wählte Merlin eine Nummer ein. »Hier«, sagte er forsch. »Ich habe für Sie bei der Anzeigenannahme der
Times
angerufen. Stellen Sie Ihre Frage, Ricky!«
    Ricky nahm das Telefon und drückte die
Senden
-Taste. Im nächsten Moment wurde er mit derselben Frau verbunden, die die Woche zuvor seinen Anruf entgegengenommen hatte. »Hier spricht Dr. Starks«, sagte er langsam. »Ich würde gerne eine weitere Kleinanzeige auf der Titelseite aufgeben.« Währender sprach, arbeitete sein Hirn auf Hochtouren, um die richtigen Worte zu formulieren.
    »Selbstverständlich, Doktor. Wie läuft die Schnitzeljagd denn so?«, fragte die Frau.
    »Ich bin dabei zu verlieren …«, gab Ricky zur Antwort, um hinzuzufügen, »Folgendes soll in der Anzeige stehen …«
    Er schwieg einen Moment, holte so tief Luft, wie er konnte, und sagte:
     
    Vor zwanzig Jahren behandelte ich anders als heute,
An einem

Weitere Kostenlose Bücher