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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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fragte er.
    »Für heute und für dieses Spiel nennen Sie mich Virgil. Jeder Dichter braucht einen Führer.«
    »Virgil ist ein Männername.«
    Die Frau, die sich Virgil nannte, zuckte energisch die Achseln.
    »Ich hab eine Freundin, die sich Rikki nennt. Wo liegt der Unterschied?«
    »Meinetwegen. Und Ihre Verbindung zu Rumpelstilzchen?«
    »Er ist mein Auftraggeber. Er ist äußerst wohlhabend und in der Lage, jede beliebige Hilfe anzuheuern. Egal welcher Art. Zu welchem Zweck auch immer, in egal welchem Plan, den er schmiedet. Derzeit beschäftigt er sich mit Ihnen.«
    »Als seine Beauftragte haben Sie vermutlich seinen Namen und seine Anschrift, eine Identität, die Sie mir einfach weitergeben könnten, um diesem ganzen Unfug ein für alle Male ein Ende zu bereiten.«
    Virgil schüttelte den Kopf. »Leider nein, Ricky. Mr. R. ist nicht so naiv, dass er seine Identität nicht strikt vor einem bloßen Faktotum wie mir zu schützen wüsste. Und selbst wenn ich Ihnen weiterhelfen könnte, würde ich es nicht tun. Bin doch kein Spielverderber. Stellen Sie sich mal vor, der Dichter und sein Seelenführer hätten zu dem Schild hochgesehen, auf dem steht ›Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr eintretet!‹, und Vergil hätte die Achseln gezuckt und gesagt: ›Mach mal halblang, du willst doch wohl nicht da rein …‹ Also, das hätte das ganze Gedicht ruiniert. Man kann kein Epos darüber schreiben,wie einer am Höllentor kneift, nicht wahr, Ricky? Nee. Man muss durchs Tor.«
    »Wozu sind Sie dann hier?«
    »Hab ich doch gesagt. Er dachte, Sie zweifeln vielleicht an seiner Aufrichtigkeit, auch wenn diese junge Dame mit dem langweiligen, absolut berechenbaren Papa da oben in Deerfield, deren Teenager-Idylle so gründlich verhagelt ist, eigentlich eine klare Sprache spricht. Aber Zweifel machen unentschlossen, und Ihnen bleiben ganze zwei Wochen für dieses Spiel, nicht eben viel Zeit. Deshalb hat er einen leibhaftigen Führer geschickt, um Ihnen auf die Sprünge zu helfen.«
    »Na schön«, sagte Ricky. »Sie reden immer von diesem Spiel. Also, für Mr. Zimmerman ist es kein Spiel. Er ist erst seit knapp einem Jahr in Analyse, und seine Behandlung befindet sich gerade in einem interessanten Stadium. Sie und Ihr Auftraggeber, der mysteriöse Mr. R., mögen vielleicht mit mir Ihre Spielchen treiben. Das steht auf einem Blatt, auf einem ganz anderen dagegen, wenn Sie meine Patienten mit reinziehen. Das überschreitet eine Grenze …«
    Die junge Frau namens Virgil hob die Hand. »Ricky, bitte nicht gar so selbstgefällig.«
    Ricky schwieg und sah die Frau streng an.
    Sie ignorierte ihn und fügte mit einer abwinkenden Geste hinzu: »Zimmerman ist ein sorgsam ausgewählter Teil des Spiels.«
    Ricky war die Verblüffung wohl anzusehen, denn Virgil fuhr fort: »Anfänglich war er nicht eben begeistert, hab ich mir sagen lassen, aber nach kurzer Zeit hat er erstaunlichen Enthusiasmus gezeigt. Ich war allerdings bei diesem Gespräch nicht dabei, folglich kann ich Ihnen nicht mit Einzelheiten dienen. Ich hatte eine andere Aufgabe zu erledigen. Allerdings kann ich Ihnen verraten, wer tatsächlich damit zu tun bekam.
    Eine etwas benachteiligte Frau im mittleren Alter, die sich LuAnne nennt, ein hübscher Name, obwohl, zugegeben, nicht besonders passend, wenn man ihre prekäre Lage auf diesem Planeten bedenkt. Jedenfalls, Ricky, täten Sie wohl gut daran, mit LuAnne zu reden, sobald ich gegangen bin. Wer weiß, was Sie vielleicht von ihr erfahren? Und ich bin sicher, dass Sie von Mr. Zimmerman eine Erklärung verlangen werden, aber ich bin mir noch sicherer, dass er verhindert ist. Wie gesagt, Mr. R. ist sehr wohlhabend und bekommt gewöhnlich, was er will.«
    Ricky lag die Bitte um eine genauere Erklärung auf der Zunge, als Virgil sich erhob. »Was dagegen«, fragte sie mit rauer Stimme, »wenn ich mir den Mantel ausziehe?«
    Er machte eine ausladende Handbewegung, um sein Einverständnis zu signalisieren. »Wie Sie wollen«, sagte er.
    Sie lächelte wieder und öffnete langsam die Druckknöpfe, dann den Gürtel um ihre Taille. Dann zuckte sie einmal kurz mit den Schultern und ließ die Hülle zu Boden fallen.
    Sie hatte nichts darunter an.
    Virgil legte eine Hand auf die Hüfte und beugte sich aufreizend zu ihm vor. Sie drehte sich einmal schwungvoll um, so dass sie ihm kurz den Rücken kehrte, und stellte sich wieder mit dem Gesicht zu ihm.
    Mit einem einzigen Blick hatte Ricky ihre ganze Figur erfasst. Wie der Kameralinse des

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