Der Perfekte Eroberer
von solchen Artikeln zusammengestellt. Einer auf mehreren Websites abrufbaren Gesamtschau dieser Artikel zufolge sind Frauen die besseren Ärzte, die besseren Aktienstrategen, die besseren Astronauten, die besseren Autofahrer, die besseren Banker, die besseren Beifahrer, die besseren Chefs, die besseren Cowboys, die besseren Deutschen, die besseren Dramatiker, die besseren Ermittler, die besseren Familienmitglieder, die besseren Feuerwehrmänner, die besseren Finanzexperten, die besseren Möbelbauer, die besseren Internetnutzer, die besseren Jobfinder, die besseren Klingeltonkunden, die besseren Kletterer, die besseren Konfliktlöser, die besseren Krisenmanager, die besseren Lügner, die besseren Mathelehrer, die besseren Migranten, die besseren Monster-Trucker, die besseren Mörderinnen, die besseren Multitasker, die besseren PC-Nutzer, die besseren Polizisten, die besseren Raucher, die besseren Reiter, die besseren Schnüffler, die besseren Schuldner, die besseren Singles, die besseren Sommerzeit-Uhrenumsteller, die besseren Sozialhilfeempfänger, die
besseren Spender, die besseren Terroristen, die besseren Umweltschützer, die besseren Unternehmer, die besseren Verlierer, die besseren Wirtschafter und vieles andere mehr. Als »Beweisführung« für jede dieser Behauptungen gab es in unseren führenden Medien mindestens einen längeren Artikel. Einen ersten Höhepunkt dieser immer absurderen Beiträge erreichte am 18. September 2007 die Welt mit dem Artikel »Frauen trinken besonders gefühlvoll«. Vermutlich sind wir aber noch lange nicht am Ende dieser Frauen-sind-die-besseren-Menschen-Propaganda angelangt, die sich mal mehr, mal weniger unterschwellig ja auch in vielen Kinofilmen, Fernsehserien und anderen Medien wiederfindet. Wundert sich da jemand, wenn sich dieses Gefälle auch in privaten Beziehungen niederschlägt?
»Der Mann ist orientierungslos geworden«, folgert Martina Bortolani. »Als Macho verpönt und als Softie verschmäht, versucht er es nun in der Rolle des Angepassten, des Unterwürfigen. (…) Das Pendel der Emanzipation schlägt zurück. Genau das nutzen bei allem Verständnis für die Gleichberechtigung die Frauen teils unbewusst, teils mit subtilen Machtspielchen aus. Während ein dominanter Mann als Macker und Unterdrücker gilt, wird weibliche Macht mit Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein gleichgesetzt. (…) Dominette verwechseln Bevormundung mit Liebe. Ursina Ricklin-Feurer, Psychologin und Mediatorin in Zürich, wundert sich über Frauen in der Praxis, die von ihrem Mann als ›Fifi‹ reden. Sich aber beklagen, weil sie von einem Mann träumen, ›der wieder mal richtig auf den Tisch klopft‹.«
Wie immens die Sehnsucht zahlloser Frauen nach solchen Männern ist, zeigt das im Augenblick boomende Genre der Romantic Fantasy. Weil sie die echten Männer längst
bis ins Letzte abgewertet haben, träumen deren Leserinnen von erotischen Abenteuern mit fantastischen Alphas, die mit ihrer oft animalischen Stärke ihrer weiblichen Partnerin noch klarmachen können, wo’s langgeht: Vampire, Werwölfe, Leopardenmänner, gefallene Engel und Dämonen. Die Büchertische in den Geschäften brechen fast zusammen unter dem Gewicht ganzer Paletten von etliche Hundert Seiten dicker Wälzer dieser Machart, und noch immer steigt die Nachfrage der Leserinnenschar an.
Geht es um echte Männer aus Fleisch und Blut, die den Dreh mit Frauen raushaben und bis auf ein paar überspitzte Eigenschaften ganz gut als Vorbild gelten könnten, dann werden sie in den Hollywoodfilmen gezähmt oder kommen zur Besinnung. Auch diese Botschaft mag das weibliche Publikum: Angel dir den Wolf und dann zieh ihm nach und nach jeden Reißzahn einzeln heraus, bis er nichts mehr weiter ist als ein winselndes Hündchen. Und wie ein »Fifi« werden viele dieser Männer im realen Leben behandelt. Entweder sie bekommen einen Tritt und landen vor der Haustür, während sich Frauchen mit einem neuen Wolf vergnügt, oder sie dürfen als Schoßhündchen an der Seite ihrer Partnerin weitervegetieren.
Wer so viel mit Männern zusammenarbeitet wie ich, trifft immer wieder auf einen solchen männlichen Zombie und seine kontrollierende Voodoopriesterin. Wenn ich mir das ansehe, macht mich das entweder traurig oder wütend. Es erinnert an einen Löwen im Zoo: ein stolzes, kräftiges Tier, das den Bezug zu seiner Natur verloren hat, kraftlos in der Ecke sitzt und ins Leere guckt.
Man möchte am liebsten hingehen und diesen Mann schütteln
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