Der Perfekte Eroberer
Kerl, ein Fels in der Brandung, der eine Frau auch schon mal leidenschaftlich aufs Bett schleudern sollte, aber bitte gleichzeitig empfindsam, sensibel, mit Sinn für Poesie und ohne Scheu, seine Gefühle zu zeigen. »Wenn Frauen vom Madonna-Hure-Komplex gefangen sind«, erkannte Vincent, »dann sind es Männer genauso von einem Krieger-Minnesänger-Komplex. « Besonders erschwert wurde dieses Schaulaufen dadurch, dass die von Vincent angesprochenen Frauen ihr zunächst mit unverhohlenem Misstrauen begegneten und jedes Verhalten erst einmal gegen sie auslegten. Wo Männer, denen sie als Mann begegnete, bei »ihm« erst mal davon ausgingen, dass er in Ordnung sei, solange er nicht das Gegenteil zeigte, unterstellten die Frauen sofort das Schlechteste. Vincent räumt ein, dass sie als Frau auf dieselbe Sichtweise konditioniert worden war: »Ich habe die Textsammlungen des radikalen Feminismus gelesen, und indem ich ihrer Führung folgte, glaubte ich, dass sämtliche Männer vom Patriarchat beschmutzt seien.« Jetzt, mit veränderter Perspektive, fiel ihr aber auf, wie zerstörerisch diese Sichtweise war. Deshalb forderte sie zum Schluss ihres Buches eine Emanzipationsbewegung für Männer.
Wer sich bei der Partnersuche schon auf dieses Spiel einlässt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er in der so entstandenen Partnerschaft nur noch als »Fifi« glänzen kann. So erscheint es heute vollkommen akzeptiert, dass Frauen ihren Partner auch vor gemeinsamen Freunden genüsslich niedermachen dürfen: »Na ja, mein Dieter hat langsam auch keine Haare mehr auf dem Kopf und setzt auch ein Bäuchlein an, aber was trinkt er auch immer so viel Bier. Brad Pitt ist er nun wirklich nicht. Und im
Bett – na ja, reden wir besser nicht drüber.« Dabei wird sie freundlich in die Runde lachen und Dieter auf die Schulter klopfen. Dieter hingegen möchte sich in so einem Moment am liebsten besinnungslos saufen oder einfach nur sterben.
Natürlich haben wir Männer uns von all dem Medien-Trara genauso manipulieren lassen wie viele Frauen. Wir glauben inzwischen wirklich, dass Frauen Mangelware sind und wir sie unbedingt benötigen. Rein logisch betrachtet ist das vollkommener Unsinn. Und das war es über die gesamte Menschheitsgeschichte hinweg.
Früher mussten Frauen zusehen, dass sie einen möglichst guten Mann für sich gewannen. Nicht ohne Grund bekam ein Mann vom Vater der Braut noch zusätzlich vier Schweine, fünf Kühe und ein Haus – und nicht umgekehrt. Auch heute noch ist es weit überwiegend so, dass das Grundkapital vieler Frauen bei der Partnersuche (Jugend und Schönheit) mit den Jahren ebenso rapide schwindet, wie das Kapital vieler Männer (Status und Finanzkraft) im Lauf der Jahre wächst. Auch kann ein 60-Jähriger im Gegensatz zu einer Frau gleichen Alters noch problemlos eine Familie gründen. Die Zeit ist also klar auf der Seite von uns Männern. Trotzdem benehmen sich die meisten von uns so, als wäre das Gegenteil der Fall.
Dabei müssten uns unsere eigenen Beobachtungen eigentlich zigfach eines Besseren belehren: Die gleiche arrogante Tussi, die einen mit 24 gnadenlos abfertigt, greift einem, wenn sie 40 ist, im Karneval besoffen an den Arsch und will einen abschleppen. Sobald ihre Attraktivität sinkt, kommt so ziemlich jede Frau aus ihrer passiven Prinzesschenrolle heraus und merkt, dass sie selbst aktiv werden muss. Schaut euch mal in eurem Freundeskreis um, wie panisch
die Frauen jenseits der dreißig nach einem Mann für Kinder und Ehe suchen.
Schließlich sagt man nicht ohne Grund: »Männer altern wie Wein, Frauen altern wie Milch.« Dieses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern ist keine private These von mir. Im Juni 2010 berichtete die deutsche Presse über mehrere soziologische Untersuchungen, die in diese Richtung weisen. Diesen Studien zufolge sind Männer zwischen 20 und 30 Jahren mäßig bis höchst unzufrieden mit dem eigenen Leben, während junge Frauen in diesem Alter die glücklichsten Menschen überhaupt sind. Aber irgendwann dreht sich dieses Missverhältnis: Während bei Männern ab 40 die Glückskurve mit jedem Jahr weiter nach oben zeigt, nimmt die Zufriedenheit bei Frauen ab Mitte dreißig tendenziell ab. Sehr schön wird das Ungleichgewicht zugunsten von uns Männern auch in dem Film Elementarteilchen verdeutlicht. Darin erklärt die von Franka Potente gespielte weibliche Hauptfigur Annabelle ihre Sicht der Dinge: Männer, die einsam altern, haben es nicht so schwer. Sie trinken
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