Der Perfekte Eroberer
noch ein wenig tiefergehend führen: Unter der Überschrift »Böse Jungs bekommen wirklich die meisten Mädchen« berichtete im Jahr 2008 das Wissenschaftsmagazin New Scientist über eine Studie, mit der man herausfinden wollte, warum asoziale Persönlichkeitsanteile bis heute weitervererbt werden, obwohl sie gravierende Schäden anrichten. Bei diesen Persönlichkeitsmerkmalen ging es um die Selbstverliebtheit der Narzissten, das impulsive und kaltschnäuzige Verhalten von Psychopathen und die ausbeuterische Natur von Machiavellisten. Normalerweise müssten Menschen mit solchen Eigenschaften riskieren, sozial ausgestoßen zu werden und damit auch keinen Partner zu finden. Stattdessen scheint dieses Verhalten eine erfolgreiche evolutionäre Strategie darzustellen.
Um zu ergründen, warum das so ist, ließ das Forscherteam um Peter Jonason an der Staatsuniversität New Mexico 200 Studenten Persönlichkeitstests ausfüllen, die entworfen waren, um den Anteil der genannten negativen Charaktermerkmale bei jedem Einzelnen zu ermitteln. Außerdem wurden die Versuchspersonen nach ihrem Sexualleben befragt, beispielsweise wie viele Partner sie bereits hatten und wie stark sie an kurzen Affären interessiert waren.
Das Ergebnis: Von den männlichen Versuchspersonen hatten jene, die besonders hoch auf der Skala der zerstörerischen Persönlichkeitsanteile rangierten, am meisten Partner
gehabt und zeigten das stärkste Interesse an kurzzeitigen Affären. Jonason nannte die kulturelle Ikone James Bond als typische Verkörperung dieser Korrelation: unangenehm, zerstörerisch und zugleich jemand, der Frauen verführte wie am Fließband. Letzere Eigenschaft sei es wohl, die dazu führe, dass es die negativen Eigenschaften bis heute in unserer Gesellschaft gebe. Statt mit einer einzigen Partnerin für den Rest des Lebens Kinder großzuziehen, streuten die betreffenden Personen ihr genetisches Material sehr weit. Nicht zuletzt seien diese Männer sehr erfolgreich darin, die Partnerinnen anderer Männer für eine kurze Affäre zu gewinnen. Die gleiche Beobachtung machte auch der Psychologieprofessor David Schmitt von der Bradley-Universität im US-Bundesstaat Illinois bei seinen eigenen kulturübergreifenden Studien, mit denen er 35 000 Menschen in 57 Ländern erfasste. Negative Persönlichkeitsanteile von Männern sind demnach auch deshalb noch nicht ausgestorben, weil Frauen mit eben solchen Männern gerne einen Seitensprung riskieren.
Wenn Männer bei Frauen ein solches Verhalten erleben, hinterlässt dies seine Spuren. Als Arne für sein Buch Unberührt Männer interviewte, die auch im mittleren Erwachsenenalter noch keinerlei sexuelle Erfahrungen vorweisen konnten, berichteten viele von ihnen, sie hätten irgendwann festgestellt, Frauen gegenüber zu nett, zu gut erzogen zu sein. So landeten sie recht schnell auf der Kumpelschiene, von der sie nicht mehr runterkamen. Sie wurden lediglich als Seelenmülleimer für all die Klagen missbraucht, die die von ihnen begehrten Frauen über jene Männer äußerten, mit denen sie in die Kiste hüpften und eine feste Partnerschaft eingingen. Vermutlich um mit ihren Büchern bei dieser Zielgruppe zu landen, erklären viele Autoren klassischer Verführungs-Ratgeber, wie man sich
Frauen gegenüber schäbiger verhält, als man das normalerweise tun würde.
Hier stellt sich jedoch die Frage, ob es wirklich sinnvoll und der persönlichen Reife förderlich sein kann, sich bewusst sozial schädigendes Verhalten anzueignen, das man eigentlich ablehnt, nur weil man nicht länger einsam bleiben möchte. Man kann sich aber auch fragen, ob die Behauptung, Frauen stünden grundsätzlich eher auf Arschlöcher, überhaupt zutrifft. Immerhin gibt es auch Untersuchungen, die auf das Gegenteil hinweisen. Beispielsweise befragten die Soziologinnen Christine Whelan und Christie Boxer von der Universität Iowa im Jahr 2008 über 1100 Studenten und Studentinnen verschiedener Universitäten danach, wie wichtig ihnen bestimmte Eigenschaften beim anderen Geschlecht seien. Diese Untersuchung war allerdings nur Teil einer größeren Studie, die seit 1939 in jedem Jahrzehnt durchgeführt wird. Immer wurden deren Teilnehmer darum gebeten, vorgegebene Eigenschaften auf einer Skala zwischen »unwichtig« bis zu »absolut notwendig« einzuordnen. Genaueres berichtet Arne in seinem Buch Eine Frage der Größe über die Ergebnisse dieser Befragung, aber grundsätzlich gelangt sie – und zwar in Übereinstimmung mit den
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