Der Perfekte Eroberer
Mai 2009 konnte man im Diskussionsforum von Spiegel-Online ein aufschlussreiches Posting lesen: »Habe vor sieben oder acht Jahren nach einem ausgedehnten Weinabend mit Freunden in Vorbereitung auf den nächsten drei Heiratsannoncen aufgegeben«, berichtet sein Verfasser. »Die erste als intellektueller Schöngeist, Spiegel -Leser und Mozartliebhaber, die zweite als treusorgender Hausmann, der nichts mehr liebt als die Kinder und den Haushalt, und eine dritte als Macho nach dem Motto ›mein Haus, mein Auto, meine Rolex, mein Schwanz‹. Auf die erste Annonce haben wir keine Antwort bekommen, auf
die zweite eine und auf die dritte Anzeige 32! Das hatten wir zwar erwartet, aber dass es so krass sein würde, dann doch nicht. Die Antworten haben wir dann beim nächsten Weinabend vorgelesen. Das war fast noch lustiger als Musikantenstadl ohne Ton.«
Der Evolutionsbiologe David Buss erklärt in seinem Buch Die Evolution des Begehrens , dass viele Männer mit ihren vermeintlichen Vorzügen und ihrer angeblichen Überlegenheit besonders großmäulig protzen, weil ihre Chancen mit höherem Status steigen, als Partner gewählt zu werden. Frauen sei bei der Partnerwahl zwar Schönheit weniger wichtig als Männern, aber dafür achteten sie auf andere Äußerlichkeiten, die sie als Indizien für gewünschte Werte vermuten. In einem typischen Experiment legten Forscher weiblichen Versuchspersonen verschiedene Fotos vor: mal mit Männern in teurer Kleidung (Anzug und Weste, sportliche Jacketts, Designer-Jeans), mal in Turnhemden und T-Shirts. Der teurer gekleidete Mann wurde bevorzugt – sowohl als Heiratskandidat als auch zum spontanen Date. In einem ähnlichen Versuch fotografierten die Anthropologen John Marshall Townsend und Gary Levy dieselben Männer mal in Burger-King-Uniform (komplett mit blauer Baseballmütze und Polohemd) und mal im weißen Oberhemd mit Designerkrawatte, marineblauem Blazer und Rolex. Die Frauen befanden, sie hätten keine Lust mit den Männern in billiger Garderobe auszugehen, zu schlafen oder sie gar zu heiraten. Bei den gut Gekleideten hingegen zogen sie diese Punkte aber sehr wohl in Erwägung.
Auch der positive Einfluss von leicht asozialem Verhalten konnte experimentell belegt werden. So versuchte eine britische Untersuchung mit der Hilfe von 160 Studenten (80 Männer und 80 Frauen) zu ermitteln, welche Qualitäten
bei einem Partner besonders geschätzt würden. Zu diesem Zweck wurde die Reaktion auf verschiedenartige Äußerungen erfragt. In die eine Kategorie fielen Sätze, die die Forscher als eher feminin einordneten: etwa »Ich bin ein warmherziger und freundlicher Mensch« und »Ich tue anderen Menschen gerne einen Gefallen«. Die andere Kategorie bildeten eher maskuline Äußerungen wie »Mir macht es Spaß, Spiele und Wettbewerbe zu gewinnen« und »Ich bin mir sicher, dass ich das meiste schaffe, was ich versuche«. Das Ergebnis: Die Männer glaubten, dass die feminin geprägten Äußerungen für Frauen anziehender wirkten, wenn ein Mann sie sagte. Die Frauen hingegen fühlten sich deutlich mehr von den maskulinen Botschaften angezogen und überhaupt nicht von den femininen. Sowohl die Frauen als auch die Männer hingegen fanden feminin geprägte Äußerungen ansprechend, wenn sie von Frauen geäußert wurden.
Der amerikanische Psychologieprofessor John Buri erzählte dazu im Jahr 2009 auf der Website von Psychology Today folgende Anekdote: Vor etwa zehn Jahren sei ein junger Mann in seiner Klasse mit folgenden Sätzen herausgeplatzt: »Wissen Sie, Frauen sagen immer, dass sie nach einem netten Kerl suchen. Aber dann drehen sie sich um und treffen sich mit Widerlingen, nur um sich im nächsten Atemzug darüber zu beklagen, dass es keine netten Männer mehr gebe, sondern nur noch Drecksäcke.« Buri berichtet weiter, er habe in diesem Moment von den Frauen in seinem Seminar einen kleinen Aufstand erwartet. Tatsächlich stimmte die Mehrzahl der Frauen der geäußerten Auffassung zu. Das Gleiche wiederholte sich in den folgenden Semestern, wann immer Buri dieses Thema auf den Tisch brachte. Und immer wieder nannten die Frauen dieselben Gründe: Nette Männer seien einfach zu
rücksichtsvoll, höflich und liebenswürdig, sie stellten keine ausreichende Herausforderung dar, es gebe nicht genug an ihnen, was eine Frau dringend verändern müsste, und schließlich gebe es mit ihnen zu wenig Drama.
Was soll ein Mann bei dieser verrückten Nachfragesituation tun?
Man kann die Analyse sogar
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