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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu werden. Sie konnte es sich nicht leisten, diese Mühe vergeblich aufgewendet zu haben. Wenn man diesen Aiel nur mehr an den Gesichtern ablesen könnte!
    Sie wurde sich jäh der Tatsache bewußt, daß sie nicht mehr allein im Zelt waren. Zwei flachshaarige Mädchen waren mit einer schwarz gewandeten Frau eingetreten, die eine Handbreit kleiner als die beiden war und die sie halbwegs stützen mußten. Eines der Mädchen war Tialin, eine dünne Rothaarige, die hinter dem Licht Saidars grimmig dreinblickte und die schwarz gewandete Gefangene abschirmte. Das Haar der Schwester hing in schweißfeuchten Locken bis auf ihre Schultern herab, und einzelne Strähnen klebten an ihrem Gesicht, das so verschmutzt war, daß Verin sie zunächst nicht erkannte. Das andere Mädchen hatte hohe Wangenknochen, wenn auch nicht sehr hoch angesetzt, eine Nase mit einer leicht hakenförmigen Krümmung und kaum merklich schrägstehende braune Augen... Beldeine. Beldeine Nyram. Sie hatte das Mädchen in einigen Novizinnenkursen unterrichtet.
    »Dürfte ich fragen«, begann sie vorsichtig, »warum sie gebracht wurde? Ich habe nach jemand anderem geschickt.« Beldeine hatte keinen Behüter, obwohl sie eine Grüne war - sie war erst vor knapp drei Jahren zur Stola erhoben worden, und Grüne waren häufig besonders wählerisch bezüglich ihres ersten Behüters -, aber wenn sie damit begannen, wen immer sie wollten herzubringen, könnte die nächste Gefangene vielleicht zwei oder drei Behüter besitzen. Verin glaubte, heute noch zwei weitere Befragungen bewältigen zu können, aber nicht, wenn die Frauen auch nur einen Behüter hätten. Und sie bezweifelte, daß sie ihr bei irgendeiner Gefangenen eine zweite Chance gäben.
    »Katerine Alruddin ist gestern abend entkommen«, spie Tialin fast hervor. Verin keuchte.
    »Ihr habt sie entkommen lassen?« platzte sie ohne nachzudenken heraus. Ihre Müdigkeit war keine Entschuldigung, aber die Worte lösten sich von ihrer Zunge, bevor sie sich dessen bewußt wurde. »Wie konntet Ihr so töricht sein? Sie ist eine Rote und weder ein Feigling noch schwach in der Handhabung der Macht! Der Car'a'carn könnte in Gefahr sein! Warum haben wir nicht unverzüglich davon erfahren?«
    »Ihre Flucht wurde erst heute morgen entdeckt«, grollte eine der Töchter des Speers. Ihre Augen hätten polierte Saphire sein können. »Eine Weise Frau und zwei Cor Darei wurden vergiftet, und der Gai'schain, der ihnen etwas zu trinken bringen wollte, wurde mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden.«
    Aeron sah die Tochter des Speers kalt und mit gewölbten Augenbrauen an. »Hat sie mit Euch gesprochen, Carahuin?« Plötzlich mußten beide Schwestern Beldeine stützen. Aeron sah Tialin nur an, aber die rothaarige Weise Frau senkte den Blick. Verin wurden die nächsten Aufmerksamkeiten zugedacht. »Eure Sorge um al'Thor ... ehrt Euch«, sagte Aeron widerwillig. »Er wird bewacht werden. Mehr braucht Ihr nicht zu wissen.« Plötzlich wurde ihre Stimme härter. »Aber Neulinge sprechen mit Weisen Frauen nicht in diesem Ton, Verin Mathwin Aes Sedai« Die letzten Worte klangen höhnisch.
    Verin unterdrückte ein Seufzen und verfiel in einen weiteren tiefen Hofknicks, wobei sie sich fast wünschte, sie wäre noch genauso schlank wie bei ihrer Ankunft in der Weißen Burg. Sie war wirklich nicht für all diese Verbeugungen gemacht. »Vergebt mir, Weise Frau«, sagte sie demütig. Entkommen! Die Umstände machten für sie, wenn nicht für die Aiel, alles nur allzu offensichtlich. »Die Sorge muß meinen Verstand verwirrt haben.« Schade, daß sie nicht dafür sorgen konnte, daß Katerine einen tödlichen Unfall erlitt. »Ich werde mein Bestes tun, in Zukunft daran zu denken.« Nicht einmal ein Wimpernschlag deutete an, ob Aeron ihre Entschuldigung annahm. »Darf ich ihren Schild übernehmen, Weise Frau?«
    Aeron nickte, ohne Tiarin anzusehen, und Verin umarmte schnell die Quelle und übernahm den Schild, den Tialin losließ. Es erstaunte sie immer wieder, daß Frauen, die nicht die Macht lenken konnten, Machtlenkerinnen so bereitwillig befehligten, Tialin war in der Handhabung der Macht nicht wesentlich schwächer als Verin, und doch beobachtete sie Aeron fast ebenso wachsam, wie die Töchter des Speers es taten, und als die Töchter des Speers das Zelt auf eine Geste von Aeron hin eilig verließen und Beldeine schwankend stehenließen, folgte Tialin nur einen Schritt hinter ihnen.
    Aeron ging nicht, zumindest nicht sofort. »Ihr werdet

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