Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
nickte und schwieg. Hinter den beiden trat eine Gruppe helläugiger Offiziere ein. Einer von ihnen trug die Splitterklinge auf einem reinen weißen Tuch. Als Letzte kamen die vier überlebenden Mitglieder von Kaladins Einheit herein: Hab. Reesch, Alabet und Coreb.
Kaladin stand auf. Er fühlte sich erschöpft. Amaram blieb in der Nähe der Tür stehen, während zwei weitere Männer
den Raum betraten und die Tür hinter sich schlossen. Diese beiden waren ebenfalls Hellaugen, aber von geringerem Rang. Es handelte sich um Offiziere aus Amarams persönlicher Garde. Waren sie unter denjenigen gewesen, die geflohen waren?
Das war das Klügste, was sie hatten tun können, dachte Kaladin. Zumindest war es klüger als das, was ich getan habe.
Amaram stützte sich auf seinen Stock und beobachtete Kaladin mit seinen hellbraunen Augen. Er hatte sich mehrere Stunden lang mit seinen Ratgebern besprochen und herauszufinden versucht, wer der Splitterträger war. »Du hast heute etwas sehr Tapferes getan, Soldat«, sagte Amaram zu Kaladin.
»Ich …« Was sollte er dazu sagen? Ich wünschte, ich hätte Euch sterben lassen, Herr. »Danke.«
»Alle anderen sind geflohen, einschließlich meiner Ehrengarde. « Die beiden Männer bei der Tür sahen beschämt nach unten. »Aber du hast angegriffen. Warum?«
»Ich habe nicht darüber nachgedacht, Herr.«
Mit dieser Antwort schien Amaram unzufrieden zu sein. »Dein Name ist Kaladin, nicht wahr?«
»Ja, Hellherr. Aus Herdstein. Erinnert Ihr Euch?«
Amaram runzelte die Stirn und schien verwirrt zu sein.
»Euer Vetter Roschone ist dort Stadtherr. Er hat meinen Bruder in die Armee geschickt, als Ihr dort Soldaten angeworben habt. Ich … ich habe meinen Bruder begleitet.«
»Ach ja«, sagte Amaram. »Ich glaube, ich erinnere mich an dich.« Er erkundigte sich nicht nach Tien. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Warum hast du angegriffen? Die Splitterklinge war offenbar nicht der Grund dafür. Du hast sie verschmäht.«
»Ja, Herr.«
Der Sturmwächter neben ihm hob die Braue, als hätte er bisher nicht geglaubt, dass Kaladin sie tatsächlich abgelehnt hatte. Der Soldat, der die Waffe trug, sah sie ehrfürchtig an.
»Warum?«, fragte Amaram. »Warum willst du sie nicht haben? Ich muss es wissen.«
»Ich will sie nicht, Herr.«
»Ja, aber warum nicht?«
Weil ich dann so wäre wie Ihr. Weil ich diese Waffe nicht anschauen kann, ohne gleichzeitig die Gesichter der Männer zu sehen, die sie so beiläufig getötet hat.
Weil … weil …
»Das kann ich wirklich nicht beantworten, Herr«, sagte Kaladin und seufzte.
Der Sturmwächter ging zur Kohlenpfanne des Zimmers und schüttelte den Kopf. Er wärmte sich die Hände.
»Diese Waffe sowie der Panzer gehören mir«, sagte Kaladin. »Ich habe gesagt, dass ich beides Coreb schenke. Er ist der höchstrangige meiner Offiziere und der beste Kämpfer.« Die anderen drei würden es verstehen. Außerdem würde sich Coreb um sie kümmern, sobald er einmal zum Hellauge geworden war.
Amaram sah Coreb an und nickte seinen Begleitern zu. Der eine schloss die Fensterläden. Die anderen zogen ihre Schwerter und bewegten sich auf die vier verbliebenen Mitglieder von Kaladins Einheit zu.
Kaladin schrie auf und sprang vor, aber zwei der Offiziere befanden sich dicht neben ihm. Der eine rammte ihm die Faust in den Bauch, sobald Kaladin sich bewegte. Er war so überrascht, dass er sich zusammenkrümmte und aufkeuchte.
Nein.
Er bekämpfte den Schmerz, wirbelte herum und schlug auf den Mann ein. Er riss die Augen weit auf, als Kaladins Faust ihn traf und er nach hinten gestoßen wurde. Einige andere Männer warfen sich auf Kaladin. Er hatte keine Waffe und war noch so müde von der Schlacht, dass er kaum aufrecht stehen konnte. Sie schickten ihn mit Schlägen in die Leiste
und den Rücken zu Boden. Er brach zusammen und musste zusehen, wie die Soldaten seine Männer angriffen.
Reesch wurde als Erster getötet. Kaladin ächzte auf, streckte die Hand aus und kämpfte sich auf die Knie.
Das darf nicht geschehen! Bitte, nein!
Hab und Alabet hatten ihre Messer gezückt, aber sie waren rasch überwältigt. Ein Soldat stieß Hab das Schwert in die Eingeweide, während die beiden anderen auf Alabet einhackten. Alabets Messer fiel mit einem dumpfen Laut zu Boden, gefolgt von seinem Arm – und schließlich seinem Leichnam.
Coreb hielt am längsten durch. Er war zurückgewichen und hielt die Hände ausgestreckt. Er schrie nicht. Er schien zu
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