Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
beansprucht wurden, und dadurch ihr Sturmlicht verloren. Dann wurde der Sattelgurt
mit einem sorgfältigen Schnitt geschwächt. Man hoffte offenbar darauf, dass Seine Majestät beim Kampf gegen das Großschalentier vom Pferd fallen – und es ihn dann angreifen – würde. Die Edelsteine würden ihm keinen Schutz mehr bieten, der Panzer würde brechen, und Seine Majestät würde Opfer eines Jagdunfalls werden.«
Sadeas hob den Finger, als in der Menge wieder ein Flüstern aufkam. »Wie dem auch sei, es ist wichtig zu erkennen, dass diese Ereignisse – das Austauschen des Sattels und das Einsetzen der Edelsteine – geschehen sein müssen, bevor seine Majestät auf Dalinar traf. Meiner Meinung nach gehört Dalinar also nicht zu den Verdächtigen. Ich vermute vielmehr, dass der Schuldige jemand ist, den Hellherr Dalinar einmal beleidigt hat. Wir alle sollten zu der Überzeugung gelangen, dass er mit dieser Tat in Verbindung steht. Es war vielleicht nicht einmal beabsichtigt, Seine Majestät zu töten, aber auf alle Fälle sollte der Verdacht auf Dalinar fallen.«
Da wurde es still auf der Insel, auch das Flüstern erstarb.
Verblüfft stand Dalinar da. Ich … ich hatte Recht!
Schließlich brach Adolin das Schweigen. »Wie bitte?«
»Alle Indizien deuten darauf hin, dass dein Vater unschuldig ist, Adolin«, sagte Sadeas in leidvollem Tonfall. »Überrascht dich das etwa?«
»Nein, aber …« Adolin runzelte die Stirn.
Die Hellaugen um sie herum sprachen nun wieder miteinander; sie klangen enttäuscht. Allmählich zerstreuten sie sich. Dalinars Offiziere blieben hinter ihm stehen, als erwarteten sie noch einen Überraschungsangriff.
Beim Blute meiner Väter … , dachte Dalinar. Was bedeutet das?
Sadeas gab seinen Männern das Zeichen, den Stallburschen wegzubringen, dann nickte er Elhokar zu und zog sich in Richtung der Beistelltische zurück, auf denen gewärmter Wein und geröstetes Brot warteten. Dalinar erreichte Sadeas, gerade als sich der kleinere Mann einen Teller füllte. Dalinar ergriff
ihn am Arm. Der Stoff von Sadeas’ Robe fühlte sich unter seinen Fingern weich und glatt an.
Sadeas betrachtete ihn und hob eine Braue.
»Danke«, sagte Dalinar leise. »Danke dafür, dass du es nicht bis zum Äußersten getrieben hast.« Hinter ihnen nahm die Flötistin ihr Spiel wieder auf.
»Nicht bis zum Äußersten?«, fragte Sadeas, stellte seinen Teller ab und befreite sich von Dalinars Fingern. »Ich hatte gehofft, diese Nachrichten zu liefern, nachdem ich noch mehr konkrete Beweise für deine Unschuld herausgefunden hatte. Leider konnte ich in der Eile lediglich andeuten, dass du aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in diese Sache verwickelt bist. Ich fürchte aber, es wird weiterhin Gerüchte geben.«
»Warte. Du wolltest meine Unschuld beweisen?«
Sadeas sah ihn finster an und nahm seinen Teller wieder auf. »Weißt du, was dein Problem ist, Dalinar? Warum dich inzwischen alle so lästig finden?«
Dalinar gab keine Antwort.
»Es ist deine Anmaßung. Du bist jämmerlich selbstgerecht geworden. Ja, ich habe Elhokar um dieses Amt gebeten, damit ich deine Unschuld beweisen kann. Ist es so sturmverflucht schwierig für dich anzunehmen, dass es in dieser Armee auch noch andere Menschen gibt, die etwas Ehrenhaftes tun?«
»Ich …«, sagte Dalinar.
»Ja, das ist es«, fuhr Sadeas fort. »Du siehst auf uns herab wie ein Mann, der auf einem Blatt Papier steht und dabei glaubt, dass er sich hoch über den anderen befindet, erhaben ist und meilenweit sehen kann. Ich glaube, dass Gavilars Buch nichts anderes als Krem ist, und der Kodex ist eine Lüge, dem die Leute zu folgen vorgeben, damit sie ihr verkümmertes Gewissen beruhigen können. Bei der Verdammnis, ich habe selbst ein solches verkümmertes Gewissen. Aber ich wollte nicht, dass du für diesen verpfuschten Versuch, den König zu töten,
verantwortlich gemacht wirst. Wenn du ihn tot sehen wolltest, müsstest du ihm nur die Augen ausbrennen!«
Sadeas nahm einen Schluck von seinem dampfenden violetten Wein. »Elhokar hat nicht lockergelassen, was diesen verdammten Gurt angeht. Und die Leute haben schon angefangen zu reden, da er ja unter deinem Schutz steht und ihr beide davongeritten seid. Nur der Sturmvater weiß, wie sie auf den Gedanken gekommen sein mögen, dass ausgerechnet du Elhokar umbringen willst. Du bringst es inzwischen doch kaum mehr über dich, einen Parschendi zu töten.« Sadeas stopfte sich ein kleines Stück geröstetes Brot in den
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