Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Sadeas die Stirn. Unter ihnen setzten die beiden Schwertkämpfer ihr Duell fort; Elhokar beobachtete sie scharf. Er liebte Duelle. Eine seiner ersten Anordnungen auf der Zerbrochenen Ebene hatte darin bestanden, Sand auf den Boden dieser Arena zu schaffen.
»Wie dem auch sei«, sagte Dalinar und zitierte weiter aus Der Weg der Könige , »ich unternahm die Reise und – wie der aufmerksame Leser schon erraten haben mag – überlebte sie. Die aufregenden Geschichten, die ich in ihrem Verlauf erlebte, werden eine andere Seite dieses Berichtes beflecken, denn zuerst muss ich erklären, warum ich diesen seltsamen Weg überhaupt ging. Obwohl ich bereit war, meine Familie in dem Glauben zu belassen, ich sei verrückt, möchte ich jedoch verhindern, dass mir der Hauch der Geschichte diesen Beinamen verleiht.
Meine Familie reiste auf direktem Wege nach Urithiru und erwartete mich bereits seit vielen Wochen, als ich endlich dort eintraf. Am Tor wurde ich nicht erkannt; meine Haare waren ohne eine zähmende Schere sehr wild gewachsen. Sobald ich mich zu erkennen gab, wurde ich weggetragen, aufgehübscht, gefüttert, verhätschelt und ausgeschimpft – in genau dieser Reihenfolge. Nachdem das alles einmal vorbei war, wurde ich endlich nach dem Zweck meiner Exkursion gefragt. Hätte ich denn nicht den einfachen, leichten und gewöhnlichen Weg in die heilige Stadt nehmen können? «
»Genau«, warf Sadeas ein. »Er hätte doch zumindest reiten können!«
»Zur Antwort«, zitierte Dalinar weiter, »zog ich meine Sandalen aus und bot meine schwieligen Füße dar. Sie lagen bequem auf dem Tisch neben einer halb aufgegessenen Traube. In diesem Augenblick zeigten mir die Mienen meiner Gefährten deutlich,
dass sie mich als verrückt betrachteten. Und so erklärte ich es ihnen, indem ich ihnen die Geschichten erzählte, die sich auf meiner Reise ereignet hatten. Eine nach der anderen, wie übereinandergestapelte Getreidesäcke, die für die Winterzeit gehortet wurden. Ich würde bald Wortbrote aus ihnen backen und sie zwischen diese Seiten pressen.
Ja, ich hätte schneller reisen können. Aber alle Menschen haben letztlich dasselbe Ziel. Ob wir unser Ende in einer heiligen Grabkammer oder in einer Armengrube finden, so müssen wir doch alle, mit Ausnahme der Herolde, mit der Nachtschauerin speisen.
Warum also sollte das Ziel von Bedeutung sein? Oder ist der Weg, den wir dorthin nehmen, wichtiger? Ich behaupte, dass nichts auch nur halb so wichtig ist wie die Straße, auf der wir reisen. Wir sind keine Wesen des Ziels. Die Reise ist es, die uns formt. Es sind unsere schwieligen Füße, unser Rücken, der vom Gepäck der Reise gekräftigt ist, und unsere Augen, die vor Freude über die erlebten Erfahrungen weit offen sind.
Am Ende muss ich verkünden, dass nicht Gutes durch die falschen Mittel erreicht werden kann. Denn das Wesen unseres Daseins liegt nicht in dem, was wir erreicht haben, sondern in der Art und Weise, wie wir es erreichen. Der König muss das verstehen; er darf auf das, was er erreichen will, nicht so sehr beschränkt sein, dass er seinen Blick von dem Pfad wendet, den er dazu beschreiten muss.«
Dalinar lehnte sich zurück. Der Fels, auf dem sie saßen, war mit Kissen gepolstert und mit hölzernen Arm- und Rückenlehnen ausgestattet. Das Duell endete damit, dass einer der Hellaugen – derjenige, der Grün trug und zu Sadeas gehörte – den anderen am Brustpanzer traf und einen langen weißen Streifen darauf hinterließ. Elhokar klatschte Beifall, was wegen seiner Panzerung ein laut klapperndes Geräusch verursachte. Die beiden Duellanten verneigten sich. Der Sieg wurde von den Frauen aufgezeichnet, die den Kampf auf den Richtersitzen beobachtet hatten. Sie besaßen auch die Bücher des
Duellkodex und entschieden Streitfragen und Ordnungswidrigkeiten.
»Ich vermute, das ist das Ende deiner Geschichte«, sagte Sadeas, als die nächsten beiden Duellanten auf den Sand traten.
»Ja«, sagte Dalinar.
»Und du hast den ganzen Abschnitt auswendig gelernt?«
»Vermutlich habe ich ein paar Worte falsch wiedergegeben.«
»Da ich dich kenne, vermute ich, du wirst hier und da ein und oder ein das vergessen haben.«
Dalinar runzelte die Stirn.
»Sei doch nicht so steif, alter Freund«; sagte Sadeas. »Das war so etwas wie ein Kompliment.«
»Was hältst du von der Geschichte?«, fragte Dalinar, als das nächste Duell begann.
»Sie ist lächerlich«, sagte Sadeas offen heraus und winkte nach einem Diener, damit
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