Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
wir heute Nacht besonders viel schlafen, denn morgen Nacht müssen wir ja offenbar aufbleiben.«
»Die Männer werden es hassen, nachts in die Klüfte zu gehen, Junge«, sagte Teft.
»Ich weiß.«
»Aber wir sind noch nicht bereit für das, was … wir tun müssen«, sagte Teft und sah sich um, ob niemand mithörte. Doch hier waren nur er, Kaladin und Lopen. »Es wird mindestens ein paar Wochen dauern.«
»Ich weiß.«
»Aber wir halten keine paar Wochen mehr durch!«, wandte Teft ein. »Da Sadeas und Kholin jetzt zusammenarbeiten, gibt es fast jeden Tag einen Lauf. Nur ein einziger schlimmer Lauf, in dem die Parschendi auf uns anlegen, und alles ist vorbei. Wir werden ausgelöscht!«
»Ich weiß«, sagte Kaladin niedergeschlagen, holte tief Luft und ballte die Fäuste, um nicht zu explodieren.
»He, Haken!«, sagte Lopen.
»Was ist?«, fuhr Kaladin ihn an.
»Es passiert schon wieder.«
Kaladin erstarrte und blickte an seinen Armen herunter. Deutlich erkannte er den leuchtenden Rauch, der aus seiner Haut aufstieg. Er war zwar nur sehr schwach – keine Edelsteine befanden sich in Kaladins Nähe –, aber er war eindeutig da. Die Rauchschwaden verblassten sehr schnell. Hoffentlich hatten es die anderen Brückenmänner nicht gesehen.
»Verdammt, was habe ich getan?«
»Ich weiß nicht«, sagte Teft. »Ist es vielleicht, weil du wütend auf Haschal bist?«
»Ich war auch vorher schon wütend.«
»Du hast es eingeatmet«, sagte Syl, die als Lichtband um ihn herumflirrte.
»Was?«
»Ich habe es gesehen.« Sie drehte sich in der Luft. »Du warst so wütend, hast Luft geholt, und da ist auch das Licht … in dich hineingefahren.«
Kaladin sah Teft kurz an, aber natürlich hatte der ältere Brückenmann diese Worte nicht hören können. »Ruf die Männer zusammen«, sagte Kaladin. »Wir gehen hinunter in die Kluft.«
»Und was ist mit dem, was Haschal gerade befohlen hat?«, fragte Teft. »Kaladin, wir können nicht so viele Brückenläufe mitmachen. Dabei werden wir in Stücke gerissen.«
»Darum werde ich mich noch heute kümmern. Ruf die Männer zusammen. Syl, ich brauche etwas von dir.«
»Was denn?« Sie landete vor ihm und verwandelte sich wieder in eine junge Frau.
»Such uns eine Stelle, wo ein paar Parschendi-Leichen liegen. «
»Ich dachte, ihr wollt heute Speerübungen machen.«
»Das werden meine Männer auch tun«, sagte Kaladin. »Ich möchte sie zuerst ordentlich aufstellen, aber danach habe ich noch etwas anderes vor.«
Kaladin klatschte ein rasches Signal, und die Brückenmänner begaben sich in Pfeilformation. Sie trugen die Speere, die sie in der Kluft in einem großen Sack versteckt hatten, den sie mit Steinen gefüllt und in einer Felsspalte aufbewahrt hatten. Er klatschte wieder, und sie bildeten eine Doppelreihe. Nach einem erneuten Klatschen stellten sie sich in Ringform auf, wobei jeweils hinter zwei Männern jeweils ein weiterer stand, der notfalls rasch als Reserve eingreifen konnte.
An den Kluftwänden tropfte das Wasser herab, während die Brückenmänner durch viele Pfützen stapften. Sie schlugen sich gut. Besser, als es eigentlich der Fall sein sollte, und in Anbetracht ihres Ausbildungsstandes sogar noch besser als all die Mannschaften, mit denen Kaladin jemals zusammengearbeitet hatte.
Aber Teft hatte Recht. In einem richtigen Kampf würden sie nicht lange durchhalten. In einigen Wochen hätten sie vielleicht genug geübt, um mit ihren Würfen und Deckungen gefährlich zu werden. Doch bis dahin waren sie nichts als Brückenmänner, die fantasievolle Formationen bilden konnten. Sie brauchten mehr Zeit.
Kaladin musste ihnen diese Zeit erkaufen.
»Teft«, sagte er, »jetzt übernimmst du.«
Mit überkreuzten Armen salutierte der ältere Brückenmann vor ihm.
»Syl«, sagte Kaladin zu dem Sprengsel, »wir gehen jetzt zu den Leichen.«
»Sie sind ganz in der Nähe. Ich zeige sie dir.« Sie huschte als glühendes Band die Kluft hinunter. Kaladin sah ihr nach.
»Meister«, rief Teft.
Kaladin zögerte. Seit wann nannte Teft ihn denn Meister ? Seltsam, aber irgendwie hörte es sich so ganz richtig an. »Ja?«
»Willst du Begleitschutz haben?« Teft stand vor den versammelten Brückenmännern, die in ihren Lederwesten und mit ihren Speeren, die sie in geübtem Griff hielten, immer mehr wie Soldaten aussahen.
Kaladin schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.«
»Die Kluftteufel …«
»Die Hellaugen haben alle umgebracht, die in dieser Gegend herumgestromert sind.
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