Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
wie die Stickereien an den Ärmeln seiner kurzen, westenähnlichen Jacke. Gaz war noch nicht wieder aufgetaucht. Es war jetzt schon eine Woche her, seit Kaladin ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Haschal und ihr Gemahl taten – zusammen mit ihrem helläugigen Gefolge – nun das Gleiche, was er früher getan hatte, und sie wiesen alle Fragen nach dem Brückensergeanten zurück.
»Sturmverdammt«, sagte Teft und trat neben Kaladin. »Wenn ich die beiden sehe, überfällt mich ein Jucken – wie wenn ich weiß, dass jemand ein Messer hat und hinter mir steht.«
Fels hatte die Brückenmänner in einer Reihe antreten lassen. Sie warteten so still wie bei einer Truppeninspektion. Kaladin ging hinaus, um sich zu ihnen zu stellen, und Teft und Lopen folgten ihm. Die Träger setzten die Sänfte vor Kaladin ab. Sie war an den Seiten offen, hatte einen kleinen Baldachin und stellte somit kaum mehr dar als einen Sessel auf einer Plattform. Viele helläugige Frauen benutzten solche Sänften in den Lagern.
Widerstrebend gewährte Kaladin Haschal die ihr zustehende Verneigung und bedeutete den übrigen Brückenmännern, dasselbe zu tun. Jetzt war nicht die Zeit, um wegen Aufsässigkeit geschlagen zu werden.
»Du hast eine gut ausgebildete Truppe, Brückenführer«, sagte sie und kratzte sich mit einem rubinroten Fingernagel an der Wange, während ihr Ellbogen auf der Lehne ruhte. »Sie ist bei den Brückenläufen so … tüchtig.«
»Danke, Hellheit Haschal«, sagte Kaladin und unternahm den sogleich scheiternden Versuch, jegliche Steifheit und Feindseligkeit aus seiner Stimme zu verbannen. »Darf ich eine Frage stellen? Gaz ist schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen worden. Geht es ihm gut?«
»Nein.« Kaladin wartete noch auf eine weitere Antwort, aber es kam keine. »Mein Gemahl hat eine Entscheidung getroffen. Ihr Männer arbeitet so gut bei den Brückenläufen, dass ihr ein Vorbild für die anderen Mannschaften sein könnt. Und deswegen werdet ihr von nun an jeden Tag Brückendienst haben.«
Kaladin lief es kalt über den Rücken. »Und was ist mit dem Kluftdienst?«
»Oh, dafür wird noch genug Zeit bleiben. Ihr müsst sowieso immer Fackeln mit nach unten nehmen, und die Brückenläufe finden ja nie nachts statt. Also werden deine Männer tagsüber schlafen – wobei sie natürlich immer Bereitschaft haben – und nachts in den Klüften arbeiten. So wird eure Zeit viel besser eingesetzt.«
»Jeder Brückenlauf …«, sagte Kaladin. »Ihr wollt, dass wir jeden einzelnen mitmachen.«
»Ja«, sagte sie beiläufig und gab ein Klopfzeichen, worauf ihre Träger sie wieder anhoben. »Deine Mannschaft ist einfach zu gut, und das muss gewürdigt werden. Morgen beginnt euer Vollzeit-Brückendienst. Betrachtete es als … eine Ehre.«
Kaladin zog scharf die Luft ein und hielt sich so davon ab, ihr zu sagen, was er von dieser Ehre hielt. Er konnte sich nicht dazu bringen, sich zu verneigen, als Haschal sich zurückzog, aber es schien ihr auch nicht besonders wichtig zu sein. Fels und die Männer tuschelten miteinander.
Jeder einzelne Brückenlauf. Sie hatte soeben ihre Sterberate verdoppelt. Kaladins Mannschaft würde höchstens noch ein paar Wochen durchhalten. Sie war schon jetzt so ausgedünnt, dass sie stürzen würden, wenn sie auf einem Lauf auch nur einen oder zwei Männer verlieren sollten. Die Parschendi würden sich auf sie konzentrieren und sie niedermachen.
»Bei Keleks Atem!«, sagte Teft. »Sie will uns tot sehen!«
»Das ist ungerecht«, fügte Lopen hinzu.
»Wir sind Brückenmänner«, sagte Kaladin und sah sie an. »Warum glaubt ihr, dass wir Anspruch auf so etwas wie Gerechtigkeit hätten?«
»Sadeas ist wohl der Meinung, dass sie uns nicht schnell genug umgebracht hat«, sagte Moasch. »Weißt du, dass schon Soldaten geschlagen worden sind, nur weil sie hergekommen sind und dich ansehen wollten – den Mann, der den Großsturm überlebt hat? Er hat dich nicht vergessen, Kaladin. «
Teft fluchte noch immer. Er zog Kaladin beiseite. Lopen folgte ihnen, aber die anderen besprachen sich weiterhin miteinander. »Verdammnis!«, sagte Teft leise. »Bisher haben sie so getan, als würden sie die Brückenmannschaften gleich behandeln. Sie wollten wenigstens so tun, als wären sie gerecht. Offenbar haben sie das jetzt aufgegeben. Diese Bastarde!«
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Lopen.
»Wir gehen in die Klüfte«, sagte Kaladin. »So wie es uns aufgetragen wurde. Dann sorgen wir dafür, dass
Weitere Kostenlose Bücher