Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Grund dafür, dass er sie anzieht! Er erinnerte sich an Dutzende von Brückenläufen, bei denen die Pfeile dort in das Holz eingedrungen waren, wo seine Hände die Griffe gehalten hatten. Sie hatten ihn immer nur knapp verfehlt.
Wie lange mache ich das schon?, dachte Kaladin. Wie viele Pfeile habe ich auf unsere Brücke gezogen und sie gleichzeitig von mir abgelenkt?
Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Er blieb in Bewegung und wich immer wieder aus. Er spürte, wie die Pfeile durch die Luft schwirrten, hörte sie und spürte die Bruchstücke,
wenn sie auf die Steine oder den Schild auftrafen und zerbrachen. Er hatte gehofft, einige Parschendi-Schützen von seinen Männern abzulenken, aber er hatte keine Ahnung gehabt, wie stark ihre Reaktion sein würde.
Ein Teil von ihm genoss die Erregung, den Pfeilen auszuweichen und sie abzufangen. Doch allmählich wurde er langsamer. Er versuchte weiteres Sturmlicht in sich einzusaugen, doch es kam gar keines mehr. Die Kugeln waren leer. Er geriet in Panik, rannte hierhin und dorthin, aber nun ließ der Pfeilregen nach.
Kaladin erkannte erstaunt, dass die Brückenmannschaften um ihn herumgelaufen waren und ihm darum viel Platz für seine Manöver ließen, während sie ihre Lasten bereits abgesetzt hatten. Brücke Vier lag über der Kluft, und die Kavallerie preschte darüber hinweg und griff den Feind an. Dennoch feuerten einige Parschendi weiter wütend auf Kaladin. Die Soldaten mähten diese Parschendi mühelos nieder, säuberten das Gebiet von ihnen und schufen Platz für Sadeas’ Fußsoldaten.
Kaladin senkte seinen Schild, der mit Pfeilen übersät war. Er hatte kaum Zeit, Luft zu holen, als die Brückenmänner zu ihm kamen. Sie schrien vor Freude und hätten ihn in ihrer Erregung beinahe auseinandergerissen.
»Du Narr!«, sagte Moasch. »Du sturmverrückter Narr, du! Was sollte das denn sein? Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
»Das war unglaublich«, sagte Fels.
»Du müsstest tot sein!«, meinte Sigzil, doch auf seinem für gewöhnlich so ernsten Gesicht lag ein Grinsen.
»Sturmvater«, fügte Moasch hinzu und zog einen Pfeil aus dem Schulterbereich von Kaladins Weste. »Sieh dir das an.«
Kaladin schaute hin und stellte entsetzt fest, dass an den Seiten von Weste und Hemd ein Dutzend Löcher klafften. Drei Pfeile stachen aus dem Leder hervor.
»Sturmgesegneter«, sagte Narb. »Das ist ja unglaublich.«
Kaladin schüttelte ihr Lob ab; sein Herz hämmerte noch immer wie verrückt. Er war benommen. Und staunte darüber, dass er überlebt hatte. Ihm war kalt von dem Sturmlicht, das er aufgezehrt hatte, und er war erschöpft, als ob er über einen harten Hindernisparcours gelaufen wäre. Dann sah er Teft an, hob eine Braue und deutete mit dem Kopf auf den Beutel an seiner Hüfte.
Teft schüttelte den Kopf. Er hatte Kaladin genau beobachtet. Das Sturmlicht, das von ihm aufgestiegen war, war im hellen Tageslicht für die Zuschauer nicht sichtbar gewesen. Doch die Art und Weise, wie Kaladin umhergerannt war, musste auch ohne dieses Licht geradezu unglaublich ausgesehen haben. Wenn es bisher schon Geschichten über ihn gegeben hatte, so würden sie jetzt noch einmal gewaltig anwachsen.
Er drehte sich um und beobachtete die vorbeiziehenden Truppen. Dabei bemerkte er etwas. Er musste noch mit Matal fertig werden. »Stellt euch auf, Männer«, sagte er.
Sie gehorchten widerstrebend und bildeten um ihn herum eine Doppelreihe. Matal stand vor ihnen neben ihrer Brücke. Er wirkte besorgt, was er auch sein sollte. Sadeas ritt auf ihn zu. Kaladin stählte sich für das Kommende, denn er erinnerte sich, wie sein früherer Sieg, als sie die Brücke seitlich getragen hatten, gegen ihn gewendet worden war. Zunächst zögerte er, doch dann lief er auf die Brücke zu, wo Sadeas gerade an Matal vorbeireiten wollte. Kaladins Männer folgten ihm.
Kaladin traf ein, als sich Matal vor Sadeas verneigte, der seinen prachtvollen roten Splitterpanzer trug. Kaladin und die Brückenmänner verneigten sich ebenfalls.
»Avarak Matal«, sagte Sadeas und deutete mit dem Kopf auf Kaladin. »Dieser Mann wirkt vertraut auf mich.«
»Das ist der von früher, Hellherr«, sagte Matal nervös. »Derjenige, der …«
»Ach ja«, sagte Sadeas. »Das Wunder . Hast du ihn als Ablenkungsmanöver vorausgeschickt? Ich bin erstaunt, dass du es wagst, zu solchen Mitteln zu greifen.«
»Ich übernehme die volle Verantwortung dafür, Hellherr«, sagte Matal und machte ein ernstes
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