Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
abzunehmen.
»Du siehst aber nicht aus, als ob …«
»Es geht mir gut«, wiederholte Kaladin. Er trank und ließ den Schlauch wieder sinken. »Wichtig ist nur, dass die Männer in Sicherheit sind.«
»Willst du das von jetzt ab immer machen? Immer wenn wir in die Schlacht ziehen?«
»Ich werde alles tun, was die Männer schützt.«
»Du bist nicht unsterblich, Kaladin«, sagte Teft sanft. »Auch die Strahlenden konnten getötet werden, so wie jeder beliebige Mensch. Früher oder später wird einer dieser Pfeile statt deiner Schulter deinen Hals finden.«
»Das Sturmlicht heilt.«
»Das Sturmlicht hilft deinem Körper, sich selbst zu heilen. Ich glaube, das ist etwas anderes.« Teft legte die Hand auf Kaladins Schulter. »Wir können es uns aber nicht erlauben, dich zu verlieren, Junge. Die Männer brauchen dich.«
»Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass ich mich in Gefahr begebe, Teft. Und ich werde es auch nicht hinnehmen, dass sich die Männer einem Pfeilsturm stellen müssen, solange ich etwas dagegen unternehmen kann.«
»Du solltest ein paar von uns mitnehmen«, sagte Teft. »Die Brücke kommt mit fünfundzwanzig Mann aus, wenn es sein muss. Also bleiben noch ein paar übrig, genauso wie Fels gesagt hat. Und ich wette, dass einige der Verwundeten, die wir aus den anderen Mannschaften gerettet haben, bei uns aushelfen werden. Matal wird es nicht wagen, sie zu ihren eigenen Mannschaften zurückzuschicken, solange Brücke Vier das tut, was du heute getan hast, und dadurch der Angriff zu einem Erfolg wird.«
»Ich …« Kaladin verstummte. Er konnte sich vorstellen, wie Dallet so etwas tun würde. Er hatte immer gesagt, dass es zu seiner Arbeit als Sergeant gehörte, Kaladin am Leben zu halten. »In Ordnung.«
Teft nickte und stand auf.
»Du warst ein Speermann, Teft«, sagte Kaladin. »Versuch nicht, es abzustreiten. Wie bist du zu den Brückenmannschaften gekommen?«
»Ich gehöre hierher.« Teft drehte sich um und machte sich daran, die Suche nach den Verwundeten zu überwachen.
Kaladin setzte sich, dann lehnte er sich zurück und wartete darauf, dass der Schock nachließ. Im Süden war die andere Armee mit dem blauen Banner von Dalinar Kholin endlich eingetroffen. Sie überquerte die Kluft zum angrenzenden Plateau.
Kaladin schloss die Augen und versuchte sich zu erholen. Doch bald hörte er etwas und öffnete die Augen noch
einmal. Syl saß mit überkreuzten Beinen auf seiner Brust. Hinter ihr hatte Dalinar Kholins Armee mit einem Angriff auf das Schlachtfeld begonnen, und es gelang ihr, ohne dass auf sie geschossen wurde. Sadeas hatte die Parschendi ausgeschaltet.
»Das war erstaunlich«, sagte Kaladin zu Syl. »Das, was ich mit den Pfeilen gemacht habe.«
»Glaubst du noch immer, dass du verflucht bist?«
»Nein. Ich weiß jetzt, dass ich es nicht bin.« Er schaute in den bewölkten Himmel hinauf. »Aber das bedeutet, dass ich für alle Fehlschläge selbst verantwortlich bin. Ich habe Tien sterben lassen, ich habe bei meinen Speermännern versagt und auch bei den Sklaven, die ich zu retten versucht habe, und bei Tarah …« An sie hatte er schon seit einiger Zeit nicht mehr gedacht. Bei ihr hatte er noch auf eine andere Weise als bei den Übrigen versagt, doch ein Versagen war es dennoch gewesen. »Wenn es kein Fluch oder Pech ist und kein Gott im Himmel, der wütend auf mich ist, dann muss ich mit dem Wissen leben, dass ich sie mit etwas mehr Einsatz, Übung oder Geschick hätte retten können.«
Syl runzelte die Stirn. »Kaladin, du musst unbedingt darüber hinwegkommen. Das alles war keineswegs deine Schuld.«
»Das hat auch mein Vater immer gesagt.« Er lächelte schwach. » Überwinde deine Schuldgefühle, Kaladin. Kümmere dich um die anderen, aber kümmere dich nicht zu sehr. Übernimm Verantwortung, aber gib dir nicht selbst die Schuld. Beschützen, retten, helfen – aber wissen, wann man aufgeben muss. Das ist ein schmaler Grat, auf dem ich wandeln muss. Wie soll ich das schaffen?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts von alldem, Kaladin. Aber du erledigst dich selbst. Innen wie außen.«
Kaladin schaute in den Himmel hoch. »Es war wunderbar. Ich war ein Sturm, Syl. Die Parschendi konnten mir nichts anhaben. Die Pfeile waren völlig unbedeutend.«
»Das alles ist noch zu neu für dich. Du hast dich überanstrengt. «
»Rette sie«, flüsterte Kaladin. »Tu das Unmögliche, Kaladin. Aber überanstrenge dich nicht. Und fühl dich nicht schuldig, wenn du versagst.
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