Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
wie Fänge oder Fühler wirkten.
Die Umstehenden betrachteten sie verblüfft. Es war nicht das erste Mal, dass sie eine solche Rüstung sahen, aber es war der erste Lauf, bei dem alle Männer von Brücke Vier in einer solchen Rüstung steckten. Alles in allem war es ein beeindruckender Anblick.
Die vergangenen zehn Tage mit ihren sechs Brückenläufen hatten Kaladin und seiner Mannschaft Gelegenheit gegeben, ihre Methode zu vervollkommnen. Jeweils fünf Männer
bildeten die Köder, und die fünf in der ersten Reihe hielten mit der einen Hand einen Schild vor sich und trugen mit der anderen jeweils die Brücke. Ihre Anzahl wurde durch die Verwundeten verstärkt, die sie aus den anderen Mannschaften gerettet hatten und die nun stark genug waren, ihnen zu helfen.
In den sechs Brückenläufen hatte es keinen einzigen Todesfall gegeben. Die anderen Brückenmänner flüsterten bereits von einem Wunder. Kaladin wusste jedoch nichts davon. Er sorgte nur stets dafür, dass er jederzeit einen Beutel voller aufgeladener Kugeln bei sich hatte. Die meisten Parschendi-Bogenschützen schienen sich ganz auf ihn zu konzentrieren. Irgendwie wussten sie wohl, dass er der Mittelpunkt all dieser neuen Ereignisse war.
Sie erreichten ihre Brücke, formierten sich und banden die Schilde an seitlich angebrachten Stangen fest, bis sie gebraucht wurden. Als sie die Brücke dann hoben, stieg von den anderen Mannschaften ein plötzlicher Jubel auf.
»Das ist neu«, sagte Teft links von Kaladin.
»Vermutlich haben sie endlich erkannt, was wir sind«, sagte Kaladin.
»Und was sind wir?«
Kaladin setzte sich die Brücke auf die Schultern. »Wir sind ihre Meister. Brücke vorwärts!«
Sie liefen los, und die Freudenrufe begleiteten sie.
Mein Vater ist nicht verrückt, dachte Adolin voller Erregung und Tatendrang, während ihm seine Waffenmeister den Brustpanzer anlegten.
Tagelang hatte er über Navanis Enthüllung gebrütet. Er hatte auf so schreckliche Weise Unrecht gehabt. Dalinar Kholin war überhaupt nicht schwach geworden. Er vergreiste keineswegs
allmählich. Er war auch kein Feigling. Dalinar hatte Recht gehabt und Adolin Unrecht.
Er grinste und bewegte die Finger seiner gepanzerten Hand, während sich die Waffenmeister auf seine andere Seite begaben. Er wusste nicht, was diese Visionen bedeuteten oder was sich aus ihnen ergeben mochte. Aber sein Vater war so etwas wie ein Prophet, und das schien ihm ein beängstigender Gedanke zu sein.
Doch erst einmal war nur wichtig, dass Dalinar nicht geisteskrank war. Es war an der Zeit, ihm endlich zu vertrauen. Beim Sturmvater, Dalinar hatte es verdient, von seinen Söhnen mit Hochachtung und Ehrerbietung behandelt zu werden.
Die Waffenmeister waren mit Adolins Splitterpanzer fertig. Als sie beiseitetraten, eilte Adolin aus der Rüstkammer ins Sonnenlicht und passte seine Bewegungen der Kraft, der Geschwindigkeit und dem Gewicht des Splitterpanzers an. Niter und fünf andere Mitglieder der Kobaltgarde setzten sich hastig in Bewegung, und einer brachte Sicherblut zu ihm. Adolin ergriff die Zügel, führte das Ryschadium-Pferd aber zunächst zu Fuß, bis er sich wieder ganz an seine Rüstung gewöhnt hatte.
Bald kamen sie zum Sammelplatz. Dalinar steckte ebenfalls in seinem Splitterpanzer und beriet sich gerade mit Teleb und Ilamar. Er überragte sie wie ein Turm, als er nach Osten zeigte. Einige Kompanien marschierten schon zum Rand der Ebene.
Erwartungsvoll schritt Adolin auf seinen Vater zu. In geringer Entfernung bemerkte er eine Gestalt, die am östlichen Rand des Kriegslagers entlangritt. Sie trug einen glänzenden roten Splitterpanzer.
»Vater?«, fragte Adolin und deutete auf den Mann. »Was tut er denn hier? Sollte er nicht darauf warten, dass wir in sein Lager reiten?«
Dalinar hob den Blick. Er befahl einem Stallburschen, Galanter herzubringen, und dann stiegen die beiden auf. Sie ritten Sadeas entgegen, während ihnen ein Dutzend Männer aus der Kobaltgarde folgte. Wollte Sadeas den Angriff etwa absagen? Hatte er Angst davor, beim Turm wieder zu verlieren?
Dalinar ritt neben ihn. »Du solltest dich auf den Weg machen, Sadeas. Es ist wichtig, schnell zu sein, wenn wir das Plateau erreichen wollen, bevor die Parschendi das Edelsteinherz herausschneiden und sich davonmachen.«
Der Großprinz nickte. »Ich stimme dir im Prinzip zu, aber wir müssen uns erst besprechen. Dalinar, der Ort, den wir angreifen wollen, ist der Turm!«
»Ja, und?«
»Bei der Verdammnis, Mann!«,
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