Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
nachdem seine ganze Armee die Kluft überquert hatte.
Adolin kämpfte in seiner Nähe. Sie waren zwei müde Männer in Splitterpanzern, die sich einer ganzen Armee gegenübersahen. Ihre Rüstungen hatten inzwischen erschreckend viele Risse bekommen. Keiner davon war zwar sehr gefährlich, aber das kostbare Sturmlicht trat immerhin durch sie aus. Rauchwölkchen stiegen auf – wie die Lieder sterbender Parschendi.
»Ich habe dir gesagt, du sollst ihm nicht vertrauen!«, brüllte Adolin, während er kämpfte. Zuerst machte er ein Parschendi-Paar nieder, dann fing er einen Pfeilschwarm von einigen Bogenschützen ab, die sich in der Nähe aufgestellt hatten. Die
Pfeile prallten gegen Adolins Rüstung und zerkratzten die Farbe. Einer bohrte sich in einen Spalt und weitete ihn.
»Ich habe es dir gesagt!«, rief Adolin wieder, nahm den Arm vom Gesicht und tötete das nächste Parschendi-Paar, bevor sie ihre Hämmer gegen ihn schwingen konnten. »Ich habe dir gesagt, dass er ein schlüpfriger Aal ist!«
»Ich weiß!«, rief Dalinar zurück.
»Wir haben es ihm leicht gemacht!«, fuhr Adolin fort, als hätte er Dalinar gar nicht gehört. »Wir haben es zugelassen, dass er uns die Brücken wegnimmt. Wir haben es auch zugelassen, dass er uns auf das Plateau lockt, bevor die zweite Welle der Parschendi dort ist. Wir haben es ebenso zugelassen, dass er unsere Späher kontrolliert. Wir haben ihm sogar ein Angriffsmuster vorgeschlagen , bei dem wir umzingelt werden, wenn er uns nicht hilft.«
»Ich weiß.« Dalinars Herz krampfte sich zusammen.
Sadeas hatte einen vorsätzlichen, sorgfältig geplanten und sehr gründlichen Verrat begangen. Sadeas war nicht überwältigt worden, hatte sich nicht in Sicherheit begeben müssen – auch wenn er genau das behaupten würde, sobald er zurück ins Lager kam. Er würde sagen, dass es eine Katastrophe war. Überall Parschendi. Der gemeinsame Angriff habe das Gleichgewicht gestört, und leider sei er gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen und seinen Freund im Stich zu lassen. Oder aber einige von Sadeas Männern würden reden und die Wahrheit sagen, sodass die anderen Großprinzen dann wüssten, was wirklich geschehen war. Aber niemand würde Sadeas offen beschuldigen. Nicht nach einem so entschiedenen und mächtigen Manöver.
Die Leute in den Kriegslagern würden damit zurechtkommen. Die anderen Großprinzen waren so unzufrieden mit Dalinar, dass sie sicherlich keinen Ärger machten. Der Einzige, der etwas einwenden würde, war Elhokar, doch er hatte ein offenes Ohr für Sadeas. Es presste Dalinars Herz zusammen.
War dies alles nur eine Täuschung gewesen? Hatte er Sadeas wirklich so falsch eingeschätzt? Was war mit seiner Untersuchung, die Dalinar doch entlastet hatte? Was war mit ihren Plänen und Erinnerungen? Alles Lügen?
Ich habe dir das Leben gerettet, Sadeas. Dalinar beobachtete, wie Sadeas’ Banner auf dem Sammelplateau zurückwich. In jener fernen Gruppe drehte sich ein Reiter in scharlachrotem Splitterpanzer um und blickte zurück. Sadeas sah zu, wie Dalinar um sein Leben kämpfte. Die Gestalt hielt einen Augenblick lang inne, dann drehte sie sich um und ritt weiter.
Die Parschendi kreisten die Stellung ein, die Dalinar und Adolin vor dem Rest der Armee eingenommen hatten. Sie bedrängten seine Garde. Er sprang herunter, erschlug ein weiteres Parschendi-Paar, erhielt dabei aber einen heftigen Schlag gegen den Unterarm. Die Parschendi schwärmten um ihn herum, während Dalinars Garde an einigen Stellen zurückwich.
»Abzug!«, rief er Adolin zu und bahnte sich einen Weg zum Hauptteil der Armee.
Der Junge fluchte zwar, gehorchte aber.
Dalinar und Adolin begaben sich hinter die erste Verteidigungslinie. Dalinar nahm seinen gerissenen Helm ab und keuchte. Er hatte so lange gekämpft, dass er trotz seines Splitterpanzers ganz atemlos geworden war. Er trank aus einem Wasserschlauch, den ihm einer der Gardisten reichte, und Adolin tat dasselbe. Dalinar spritzte sich das warme Wasser in den Mund und auf das Gesicht. Es schmeckte so metallisch wie Sturmwasser.
Adolin setzte seinen Trinkschlauch ab und bewegte das Wasser im Mund. Dabei begegnete er Dalinars Blick; sein Gesicht war düster. Er wusste es. Genauso wie Dalinar. Und vermutlich war es auch den Männern klar. Diese Schlacht konnten sie nicht überleben. Die Parschendi machten keine Gefangenen. Dalinar versteifte sich und wartete auf weitere Anschuldigungen
vonseiten Adolins. Der Junge hatte die ganze Zeit Recht
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