Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
dann werden wir es mit erhobenem Haupt tun und die Augen auf die Sonne richten.«
Er streckte die Hand aus und rief Eidbringer herbei. »Ich schäme mich keineswegs für das, was aus mir geworden ist«, brüllte er und stellte fest, dass es tatsächlich stimmte. Es war ein seltsames Gefühl, von aller Schuld befreit zu sein. »Andere Männer mögen sich selbst entwürdigen, um mich zu vernichten. Sollen sie doch ihren Ruhm haben. Denn ich werde auch den meinen haben!«
Die Splitterklinge bildete sich und fiel in seine Hand.
Die Männer jubelten vielleicht nicht, aber immerhin standen sie nun aufrechter da. Das Grauen wich ein wenig zurück. Adolin setzte seinen Helm auf, seine eigene Klinge erschien in seiner Hand, war vom Nebel überzogen. Er nickte.
Gemeinsam stürzten sie sich wieder in die Schlacht.
So werde ich also sterben, dachte Dalinar und stürmte mitten in die Reihen der Parschendi. Dort fand er Frieden. Zwar war dies ein unerwartetes Gefühl auf einem Schlachtfeld, aber es war umso willkommener.
Doch er stellte fest, dass er eines bedauerte: Er ließ den armen Renarin als neuen Großprinzen zurück, umzingelt von Feinden, die sich am Fleisch seines Vaters und Bruders gemästet hatten.
Ich habe ihm nie die Splitterklinge verschafft, die ich ihm versprochen hatte, dachte Dalinar. Er wird ohne sie zurechtkommen müssen. Möge dich die Ehre unserer Ahnen beschützen, mein Sohn.
Sei stark – und werde schneller weise als dein Vater.
Lebewohl.
31
WORTE
»Ich will nicht länger Schmerzen empfinden! Ich will nicht länger weinen! Dai-gonarthis! Der Schwarze Fischer hält meine Trauer fest und verzehrt sie!«
Tanatesach 1173, achtundzwanzig Sekunden vor dem Tod. Eine dunkeläugige Straßenakrobatin. Vgl. die Ähnlichkeit zu Beispiel 1172-89.
B rücke Vier blieb hinter dem Rest der Armee zurück. Wegen der beiden Verwundeten und der vier Männer, die sie tragen mussten, erdrückte das Gewicht der Brücke die anderen beinahe. Zum Glück hatte Sadeas fast jede Brückenmannschaft auf diesen Lauf mitgenommen, einschließlich der acht, die er Dalinar geliehen hatte. Dies bedeutete, dass die Armee bei den Überquerungen der Klüfte nicht auf Kaladins Männer warten musste.
Kaladin war von Erschöpfung durchtränkt, die Brücke auf seinen Schultern schien aus Stein zu bestehen. Seit seinen ersten Tagen als Brückenmann war er nicht mehr so müde gewesen. Syl schwebte vor ihm her und beobachtete ihn mit Besorgnis, während er vor seinen Männern marschierte. Der
Schweiß lief ihm an den Wangen herab, und immer wieder stolperte er über Unebenheiten des Bodens.
Vor ihm staute sich der letzte Teil von Sadeas’ Armee vor der nächsten Kluft und überquerte sie. Das Aufmarschplateau war beinahe leer. Die schiere Kühnheit dessen, was Sadeas getan hatte, drehte Kaladin den Magen um. Er hatte schon geglaubt, dass das, was ihm damals angetan worden war, schrecklich gewesen sei. Aber hier hatte Sadeas ungerührt Tausende von Hellaugen und Dunkelaugen zum Tod verdammt. Sie hatten sich als seine Verbündete betrachtet. Dieser Verrat drückte genauso schwer auf Kaladin wie die Brücke selbst. Er rang nach Luft.
Gab es denn keine Hoffnung für die Menschheit? Sie brachte diejenigen um, die sie lieben sollte. Wozu sollte alles Kämpfen und Gewinnen denn gut sein, wenn es keinen Unterschied zwischen Verbündetem und Feind mehr gab? Was war der Sieg? Ohne jeden Wert. Was bedeutete der Tod von Kaladins Freunden und Gefährten? Nichts. Die gesamte Welt war eine Eiterbeule, eklig grün und faulend.
Benommen erreichten Kaladin und die anderen die Kluft, aber sie waren zu spät gekommen, um noch beim Überschreiten helfen zu können. Die Männer, die er vorausgeschickt hatte, waren schon dort. Teft sah grimmig drein. Narb stützte sich auf einen Speer und entlastete damit das verwundete Bein. Eine kleine Gruppe toter Speermänner lag in der Nähe. Sadeas’ Soldaten nahmen die Verwundeten zwar mit, wenn es möglich war, aber einige starben auf dem Rückweg – so auch diese Männer. Sadeas hatte es offenbar sehr eilig, den Schauplatz seines Verrats zu verlassen.
Man hatte den Toten ihre Ausrüstung nicht abgenommen. Von ihnen hatte Narb vermutlich seinen Stockersatz. Irgendeine arme Brückenmannschaft würde später bis zu dieser Stelle zurücklaufen und die Toten sowie Dalinars Gefallene ausplündern müssen.
Sie setzten ihre Brücke ab, und Kaladin wischte sich über die Stirn. »Legt die Brücke noch nicht über die
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