Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
die den Hügelkamm sicherten, und fand sich auf dem Schlachtfeld wieder.
Hier sah es etwas besser aus. Schelers Kompanie behauptete sich, auch wenn sie immer wieder von feindlichen Wellen angegriffen wurde. Kaladin rannte den Hang hinunter und rutschte dabei andauernd auf Blutlachen aus. Seine Angst war verschwunden. Stattdessen quälte ihn die Sorge um seinen Bruder.
Er erreichte die Linie der Kompanie, gerade als der Feind wieder angriff. Kaladin versuchte, hinter die Linien zu kommen, um nach Tien zu suchen, aber er steckte in dem Angriff fest. Er taumelte zur Seite und hastete zu einer Einheit von Speermännern.
In der nächsten Sekunde hatte der Feind sie erreicht. Kaladin packte seinen Speer mit beiden Händen. Er befand sich am Rand einer Gruppe von Speermännern und versuchte ihnen aus dem Weg zu gehen. Er wusste nicht, was er tat. Er wusste nicht einmal, wie er sich schützen konnte. Alles geschah so schnell, und Kaladin machte nur einen einzigen Stoß. Der Feind wurde zurückgeworfen, und es gelang Kaladin, ohne eine Wunde davonzukommen.
Keuchend stand er da und hielt seinen Speer fest.
»Du«, sagte eine befehlsgewohnte Stimme. Ein Mann zeigte auf Kaladin; er hatte Knoten an den Schultern. Es war der Anführer der Einheit. »Das wurde auch Zeit, dass meine Männer Verstärkung bekommen! Ich hatte schon geglaubt, Varth kriege alle Männer. Wo ist dein Schild?«
Kaladin bückte sich hastig und wollte gerade den Schild eines gefallenen Soldaten neben ihm aufheben. Dabei fluchte der Anführer hinter ihm plötzlich. »Verdammt. Sie kommen zurück. Diesmal sind es zwei Stoßtrupps. Das schaffen wir nicht.«
Ein Mann in einer grünen Botenweste taumelte von einem Felsen in der Nähe herbei. »Stell dich gegen den Angriff von Osten, Mesch!«
»Und was ist mit dem aus Süden?«, brüllte Mesch, der Anführer der Einheit.
»Darum kümmern sich andere. Halte die Ostflanke! Das sind deine Befehle!« Der Bote lief weiter und lieferte eine ähnliche Botschaft an die nächste Einheit ab. »Varth! Deine Einheit muss die Ostflanke halten!«
Kaladin stand mit dem Schild in der Hand auf. Er musste Tien finden. Er konnte nicht …
Taumelnd kam er zum Stillstand. Dort, in der nächsten Einheit, standen drei Gestalten. Es waren Jungen, die in ihren Uniformen sehr klein wirkten und ihre Speere unsicher hielten. Einer von ihnen war Tien. Seine Reservisteneinheit war offenbar aufgespalten worden und füllte nun Löcher in den anderen Einheiten.
»Tien!«, schrie Kaladin und verließ die Formation, als sich die feindlichen Truppen näherten. Warum waren Tien und die beiden anderen mitten in der Frontreihe der Einheit postiert worden? Sie wussten doch kaum, wie man einen Speer hielt!
Mesch rief hinter Kaladin her, aber Kaladin beachtete ihn gar nicht. Der Feind hatte sie erreicht, und Meschs Einheit fiel auseinander, verlor jede Disziplin und wehrte sich unorganisiert und in rasender Wut.
Kaladin spürte, wie ihm etwas gegen das Bein schlug. Er stolperte, fiel zu Boden und erkannte entsetzt, dass er von einem Speer getroffen worden war. Er spürte keinerlei Schmerz. Seltsam.
Tien!, dachte er nur und zwang sich aufzustehen. Jemand ragte über ihm auf, und Kaladin reagierte sofort. Er rollte auf den Boden herum, als ein Speer auf sein Herz gerichtet wurde. Sein eigener Speer befand sich wieder in seinen Händen, bevor er überhaupt bemerkt hatte, dass er danach gegriffen hatte, und er riss die Waffe hoch.
Dann erstarrte er. Er hatte dem feindlichen Soldaten soeben seinen Speer in den Hals getrieben. Es war so schnell geschehen. Ich habe gerade einen Menschen getötet.
Er rollte herum, und der Soldat fiel auf die Knie, als Kaladin seinen Speer herauszerrte. Varths Einheit befand sich ein wenig weiter zurück. Der Feind schlug dort zu, kurz nachdem er die Stellung angegriffen hatte, in der sich Kaladin zuvor noch befunden hatte. Tien und die anderen beiden Jungen standen noch immer in vorderster Front.
»Tien !«, schrie Kaladin.
Der Junge sah in seine Richtung und riss die Augen weit auf. Er lächelte – tatsächlich! Hinter ihm zog sich der Rest der Einheit zurück. Die drei Jungen waren also ungeschützt.
Die feindlichen Soldaten hatten die Schwachstelle rasch erkannt und fielen über Tien und die beiden anderen her. An ihrer Spitze befand sich ein Hellauge in einer Rüstung aus glänzendem Stahl. Er schwang sein Schwert.
Kaladins Bruder fiel. Im einen Augenblick hatte er noch dagestanden und entsetzt
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