Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
mehr von Lügnern herumschubsen lasse.« Er blickte auf den Felskamm vor sich, auf dem sich weitere Soldaten in Grün versammelt hatten. »Ich muss immer wieder an eine meiner Visionen denken«, sagte er leise. »An die letzte, in der ich Nohadon getroffen habe. Er hat meinen Vorschlag abgelehnt, seine Weisheiten niederzuschreiben. Darin liegt etwas Wichtiges, das ich begreifen muss.«
»Was?«, fragte Navani.
»Ich weiß es noch nicht. Aber ich bin kurz davor, es herauszufinden. « Er drückte sie wieder an sich, legte ihr die Hand auf den Kopf und spürte ihr Haar. Er wünschte, nicht in dieser Rüstung zu stecken und nicht durch das Metall von ihr getrennt zu sein.
Doch die Zeit dafür war noch nicht gekommen. Widerstrebend ließ er sie los und drehte sich zur Seite, von wo ihn Renarin und Adolin beunruhigt ansahen. Seine Soldaten beobachteten Sadeas’ Armee, die sich auf dem Felskamm sammelte.
Es darf doch nicht zu einem großen Blutvergießen kommen, dachte Dalinar. Er bückte sich, hob seinen Handschuh wieder auf und steckte die Hand hinein. Die Riemen zogen sich zusammen und verbanden sich mit dem Rest der Rüstung. Aber ich darf auch nicht in mein Lager zurückschleichen, ohne ihm gegenübergetreten zu sein. Er musste wenigstens erfahren, was Sadeas mit diesem Verrat bezweckt hatte. Alles war doch so gut gelaufen.
Außerdem hatte er den Brückenmännern sein Versprechen gegeben. Dalinar ging den Hang hinauf; sein blutbefleckter blauer Umhang f latterte hinter ihm her. Adolin lief neben ihm her, und auf der anderen Seite wurde er von Navani begleitet.
Renarin folgte ihnen, und Dalinars zweitausendsechshundert Soldaten setzten sich ebenfalls in Bewegung.
»Vater …«, sagte Adolin, als er die feindlichen Truppen betrachtete.
»Ruf deine Klinge nicht herbei. Es wird nicht zum Kampf kommen.«
»Sadeas hat dich im Stich gelassen, nicht wahr?«, fragte Navani leise. In ihren Augen leuchtete der Zorn.
»Er hat uns nicht nur im Stich gelassen«, spuckte Adolin aus. »Er hat uns eine Falle gestellt und uns verraten.«
»Wir haben aber überlebt«, sagte Dalinar mit fester Stimme. Der Weg, der nun vor ihm lag, wurde allmählich klarer. Er wusste, was er tun musste. »Hier wird er uns nicht angreifen, aber er könnte versuchen, uns zu reizen. Lass dein Schwert im Nebel, Adolin, und sorg dafür, dass unsere Truppen keinen Fehler machen.«
Die Soldaten in Grün machten ihnen widerstrebend Platz. Sie hielten Speere in den Händen. Sie wirkten feindlich. Neben der Spitze von Dalinars Streitmacht schritten die Brückenmänner voran.
Adolin rief sein Schwert zwar nicht, aber er schenkte Sadeas’ Truppen um ihn herum verächtliche Blicke. Dalinars Soldaten empfanden es gewiss nicht gerade als angenehm, schon wieder von Feinden umringt zu sein, aber sie folgten ihrem Anführer zum Sammelplatz. Dort stand Sadeas. Der verräterische Großprinz wartete mit vor der Brust verschränkten Armen und trug noch seinen Splitterpanzer. Sein gelocktes schwarzes Haar wehte in der Brise. Jemand hatte eine gewaltige Thath -Glyphe auf die Steine gemalt, und Sadeas stand in ihrer Mitte.
Gerechtigkeit. Es lag etwas großartig Angemessenes darin, dass Sadeas dort stand und die Gerechtigkeit mit Füßen trat.
»Dalinar!«, rief Sadeas. »Alter Freund! Offenbar hatte ich die Gefahr überschätzt. Ich entschuldige mich dafür, dass ich mich zurückgezogen habe, als du noch in Gefahr schwebtest, aber
die Sicherheit meiner Männer war vordringlich. Ich bin sicher, dass du das verstehst.«
Dalinar blieb kurz vor Sadeas stehen. Die beiden sahen sich an; die versammelten Armeen waren angespannt. Eine kalte Brise peitschte den Baldachin hinter Sadeas.
»Natürlich«, sagte Dalinar mit ruhiger Stimme. »Du hast das getan, was du tun musstest.«
Sadeas entspannte sich sichtlich, aber einige von Dalinars Soldaten murmelten sich etwas zu. Adolin brachte sie mit strengen Blicken zum Schweigen.
Dalinar drehte sich um und bedeutete Adolin und seinen Männern mit einem Handzeichen, sie sollten ein wenig nach hinten zurückweichen. Navani sah ihn an und hob eine Braue, aber sie folgte den anderen, als er sie dazu aufforderte. Dalinar sah wieder Sadeas an, der nun neugierig aussah und auch seine eigenen Männer zurück befahl.
Dalinar ging an den Rand der Thath -Glyphe, und Sadeas trat vor, bis die beiden Männer nur noch wenige Zoll voneinander entfernt waren. Sie waren gleich groß. Als sie sich so nahe gegenüberstanden, erkannte Dalinar die
Weitere Kostenlose Bücher