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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Boden an. Er zitterte.
    Jetzt ist er der Großprinz, begriff Navani.
    Nein. Nein. Er war nur dann der Großprinz, wenn sie die Vorstellung akzeptierte, dass Dalinar tot war. Und das war er nicht. Das war unmöglich.
    Sadeas hat alle Brücken zurückgebracht, dachte sie und schaute auf den Holzplatz.
    Dann trat sie in das spätnachmittägliche Sonnenlicht hinaus und spürte die Wärme auf ihrer Haut. Sie ging zu ihren Dienerinnen hinüber. »Den Pinsel«, sagte sie zu Makal, die
eine Mappe mit Navanis Besitztümern bei sich trug. »Und zwar den dicksten. Und meine Brenntinte.«
    Die kurze, dicke Frau öffnete die Mappe und holte einen langen Pinsel mit Schweineborsten an der Spitze heraus, die so dick wie ein Daumen war. Navani ergriff ihn. Die Tinte folgte.
    Die Wächter sahen aufmerksam zu, wie Navani den Pinsel in die blutfarbene Tinte tauchte. Sie kniete sich nieder und malte etwas auf den Steinboden.
    In der Kunst ging es um Schöpfung. Das war doch ihre Seele. Schöpfung und Ordnung. Man nahm etwas Ungeordnetes – einen Tintenklecks, eine leere Seite – und erschuf daraus etwas anderes. Manchmal auch aus nichts. Kunst war die Seele der Schöpfung.
    Sie spürte die Tränen auf ihren Wangen, während sie malte. Dalinar hatte keine Frau und keine Töchter; er hatte niemanden, der für ihn betete. Und so malte Navani ein Gebet auf die Steine und schickte ihre Dienerinnen aus, damit sie noch mehr Tinte holten. Sie schritt die Glyphe ab, machte sie gewaltig und breitete die Tinte weit auf dem braunen Fels aus.
    Soldaten sammelten sich um sie herum. Sadeas trat unter seinem Baldachin hervor und beobachtete sie beim Malen. Sie hielt der Sonne den Rücken zugewandt, kroch über den Boden und tunkte ihren Pinsel immer wieder wütend in die Tintenfässchen. Was war ein Gebet denn anderes als eine Schöpfung? Man machte dort etwas hin, wo vorher nichts gewesen war. Man erschuf einen Wunsch aus Verzweiflung, eine Bitte aus Not. Man beugte den Rücken vor dem Allmächtigen und formte aus dem leeren Stolz des menschlichen Lebens Demut.
    Etwas aus dem Nichts. Wahre Schöpfung.
    Ihre Tränen mischten sich mit der Tinte. Navani verbrauchte den Inhalt von vier Fässchen. Sie kroch über die Erde, stützte sich mit der Schutzhand auf dem Boden ab, bemalte die Steine
und schmierte sich immer dann, wenn sie die Tränen abwischte, Tinte auf die Wangen. Als sie schließlich fertig war, lehnte sie sich auf den Knien zurück und betrachtete die zwanzig Fuß lange Glyphe, die wie mit Blut gemalt wirkte. Die feuchte Tinte glitzerte im Sonnenlicht. Navani setzte sie mit einer Kerze in Brand. Die Tinte war so gemischt, dass sie brannte, gleichgültig ob sie nass oder trocken war. Die Flammen leckten an dem gesamten Gebet entlang, fraßen es auf und sendeten seine Seele zum Allmächtigen hinauf.
    Sie neigte den Kopf vor dem Gebet. Es war zwar nur ein einziges, dafür aber ein sehr verwickeltes Zeichen. Thath. Gerechtigkeit.
    Die Männer sahen still zu, als fürchteten sie sich davor, ihren feierlichen Wunsch zu verderben. Eine kalte Brise setzte ein und peitschte die Wimpel und Mäntel. Das Gebet erlosch, aber das war auch ganz in Ordnung so. Es sollte nicht lange brennen.
    »Hellherr Sadeas!«, rief eine ängstliche Stimme.
    Navani schaute auf. Die Soldaten bildeten eine Gasse und ließen einen Läufer in grüner Kleidung durch. Er eilte auf Sadeas zu und wollte bereits etwas sagen, doch der Großprinz packte den Mann mit seinem Splittergriff an der Schulter und bedeutete seinen Soldaten, sie sollten sich im Kreis um das Zelt aufstellen. Dann zerrte er den Boten unter den Baldachin.
    Navani blieb neben ihrem Gedicht knien. Die Flammen hatten eine schwarze Narbe in der Gestalt der Glyphe auf dem Boden hinterlassen. Jemand trat neben sie. Renarin. Er ging auf die Knie und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Danke, Maschala.«
    Sie nickte, stand auf, und ihre Freihand war mit roten Farbtropfen gesprenkelt. Ihre Wangen waren zwar noch immer tränennass, aber sie kniff die Augen zusammen und schaute durch die dicht gedrängt stehenden Soldaten zu Sadeas hinüber.
Er machte eine gewittrige Miene, sein Gesicht wurde rot, und in seinen Augen loderte die Wut.
    Sie drehte sich um, bahnte sich einen Weg durch den Haufen der Soldaten und gelangte schließlich zum Rand des Sammelplatzes. Renarin und einige von Sadeas’ Offizieren gesellten sich zu ihr, während sie auf die Zerbrochene Ebene hinausblickte.
    Und dort sahen sie eine herankriechende

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