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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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war. Hier war der Stein absichtlich rau belassen worden, sodass er wie das Dach einer Höhle
wirkte. Er war auf eine Weise schön, wie sie es nie zuvor wahrgenommen hatte, und zeigte die Farben und Umrisse eines aufgewühlten Teichs.
    Sie griff nach ihrem Zeichenblock, lehnte sich wieder zurück, nahm ein Blatt heraus und zeichnete die Felsmuster. Mit diesem Bild würde sie sich beruhigen, und danach würde sie wieder über den Seelengießer nachdenken. Vielleicht sollte sie ihn noch einmal über ihre Hand streifen.
    Sie vermochte die Farben der Gesteinsschichten nicht einzufangen – zumindest nicht in Kohle –, aber es gelang ihr, die faszinierende Art abzubilden, auf die die Schichten miteinander verwoben waren. Es wirkte beinahe wie ein Kunstwerk. Hatte ein Steinmetz diese Decke absichtlich so geschaffen, oder war es ein Zufall der Natur? Sie lächelte, als sie sich vorstellte, wie ein überarbeiteter Steinmetz die wundervolle Maserung des Felsens erkannte und beschloss, seine eigene Vorstellung von Wunder und Schönheit hineinzulegen.
    »Was bist du?«
    Schallan stieß einen spitzen Schrei aus, zuckte hoch, und der Zeichenblock rutschte von ihrem Schoß herunter. Jemand hatte diese Worte geflüstert. Sie hatte sie ganz deutlich gehört!
    »Wer ist da?«, fragte sie.
    Schweigen.
    »Wer ist da?«, fragte sie lauter; ihr Herz schlug schnell.
    Hinter der Tür ertönte ein Geräusch; es kam aus dem Wohnzimmer. Schallan sprang auf und verbarg ihre Hand mit dem Seelengießer unter einem Kissen, als die Tür geöffnet wurde und eine verhutzelte, dunkeläugige Palastdienerin in weißer und schwarzer Uniform zum Vorschein kam.
    »O je!«, rief die Frau. »Ich hatte keine Ahnung, dass Ihr hier seid, Hellheit.« Sie verneigte sich.
    Eine Palastdienerin, die das Zimmer reinigen wollte. Ein alltägliches Ereignis. Schallan war so in ihre Betrachtungen versunken
gewesen, dass sie die Frau nicht hereinkommen gehört hatte. »Warum hast du mich angesprochen?«
    »Euch angesprochen, Hellheit?«
    »Du …« Nein, die Stimme war ein Flüstern gewesen, und sie hatte sich eindeutig in Schallans Zimmer befunden. Es hatte gar nicht die Dienerin sein können.
    Sie zitterte und sah sich um. Aber das war dumm. Der winzige Raum war schnell überprüft. Kein Bringer der Leere verbarg sich in den Ecken oder unter ihrem Bett.
    Was aber hatte sie denn gehört? Offensichtlich Geräusche des Zimmermädchens. Schallan hatte sie bloß als Worte gedeutet.
    Sie zwang sich zu entspannen und schaute an der Dienerin vorbei ins Wohnzimmer. Die Frau hatte das Weinglas und die Brotkrumen abgeräumt. Ein Besen lehnte gegen die Wand. Jasnahs Tür stand einen Spaltweit offen. »Warst du in Hellheit Jasnahs Zimmer?«, wollte Schallan wissen.
    »Ja, Hellheit«, sagte die Frau. »Ich habe den Tisch aufgeräumt, das Bett gemacht und …«
    »Hellheit Jasnah mag es nicht, wenn jemand ihr Zimmer betritt. Den Kammermädchen ist ausdrücklich befohlen worden, dort nicht sauberzumachen.« Der König hatte versichert, dass seine Dienerinnen sehr sorgfältig ausgewählt waren, und es hatte noch nie einen Fall von Diebstahl gegeben, aber Jasnah beharrte trotzdem darauf, dass niemand ihr Schlafzimmer betreten solle.
    Die Frau erbleichte. »Es tut mir leid, Hellheit. Das habe ich nicht gewusst! Mir hat keiner gesagt, dass …«
    »Es ist schon in Ordnung«, unterbrach Schallan sie. »Geh einfach zu ihr, und sag ihr, was du getan hast. Sie bemerkt es immer, wenn sich jemand in ihrem Zimmer zu schaffen gemacht hat. Es ist besser für dich, wenn du es ihr selbst erklärst.«
    »J… ja, Hellheit.« Die Frau verneigte sich erneut.
    »Du solltest jetzt gleich gehen«, sagte Schallan, als ihr ein Gedanke kam. »Es hat keinen Sinn, es hinauszuzögern.«

    Die ältliche Magd seufzte. »Ja, gewiss, Hellheit.« Sie zog sich zurück. Wenige Sekunden später wurde die Außentür geschlossen und verriegelt.
    Schallan sprang auf, streifte den Seelengießer ab und stopfte ihn wieder in ihre Schutztasche. Mit klopfendem Herzen eilte sie nach draußen und ergriff die Gelegenheit, Jasnahs Zimmer zu betreten. Die seltsame Stimme hatte sie inzwischen vergessen. Es war zwar unwahrscheinlich, dass Schallan hier etwas über den Gebrauch des Seelengießers erfahren würde, aber sie durfte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, da sie nun die Magd dafür verantwortlich machen konnte, wenn der eine oder andere Gegenstand nicht mehr ganz genau an seinem Platz stand.
    Sie verspürte nur

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