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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hielt Kaladin nicht für fähig, einen anderen Menschen zu töten. Du kannst doch kaum auf einen Kremling treten, ohne dich schuldig zu fühlen, mein Sohn, hatte er gesagt. Einen Speer in einen Menschen zu rammen, ist nicht annähernd so leicht, wie du es dir vorstellst.
    Aber sein Vater hatte Unrecht. Das war eine verblüffende und auch beängstigende Entdeckung. Hier ging es nicht um Tagträumereien über den Ruhm in der Schlacht. Dies hier war die Wirklichkeit.
    In diesem Augenblick wusste Kaladin, dass er durchaus würde töten können, wenn es nötig war. Einige Menschen mussten einfach entfernt werden – wie ein eiternder Finger oder ein zerschmettertes Bein, das nicht mehr gerichtet werden konnte.

6
BETTLER UND SCHANKMÄDCHEN

    »Wie ein Großsturm, regelmäßig wiederkehrend und dennoch immer unerwartet.«
    Das Wort Wüstwerdung wird zweimal in Bezug auf ihr Erscheinen benutzt. Siehe die Seiten 57, 59 und 64 der Geschichten beim Herdfeuer .
    I ch habe meine Entscheidung getroffen«, verkündete Schallan. Jasnah schaute von ihrer Arbeit auf. In einem ungewöhnlichen Augenblick der Hochachtung legte sie ihre Bücher beiseite, setzte sich mit dem Rücken zum Schleier, der sich hinter ihr befand, und sah Schallan an. »Sehr gut.«
    »Was Ihr getan habt, war sowohl gesetzmäßig als auch im engeren Sinn dieser Worte richtig«, sagte Schallan. »Aber es entsprach nicht der Moral und war keineswegs ethisch vertretbar. «
    »Also trennst du Moral und Recht?«
    »Das tun fast alle Philosophien.«
    »Und was denkst du persönlich?«
    Schallan zögerte. »Man kann moralisch handeln, ohne das Gesetz zu befolgen, und man kann unmoralisch sein und doch gesetzestreu bleiben.«

    »Du hast gesagt, dass das, was ich getan habe, zwar richtig , aber nicht moralisch war. Die Unterscheidung dieser beiden Begriffe scheint mir weniger leicht zu sein.«
    »Eine Handlung kann aus sich selbst heraus richtig sein«, sagte Schallan. »Sie ist einfach ein Ereignis, wenn sie ohne die dahinterstehende Absicht betrachtet wird. Vier Menschen in Notwehr zu töten, ist richtig.«
    »Aber nicht moralisch?«
    »Moral bezieht sich auf den Vorsatz und den größeren Zusammenhang, in dem der Vorfall steht. Menschen auszusuchen, die man töten will, ist eine unmoralische Handlung, gleichgültig was danach geschieht.«
    Jasnah tippte mit dem Fingernagel auf die Schreibtischplatte. Sie trug ihren Handschuh; die Edelsteine des defekten Seelengießers zeichneten sich darunter ab. Seit dem Diebstahl waren zwei Wochen vergangen. Sicherlich hatte sie inzwischen herausgefunden, dass das Fabrial nicht funktionierte. Wie konnte sie so gelassen bleiben?
    Versuchte sie, es insgeheim reparieren zu lassen? Vielleicht befürchtete sie, politische Macht zu verlieren, wenn sie enthüllte, dass er beschädigt war. Oder hatte sie sogar herausgefunden, dass ihr eigener Seelengießer gegen einen anderen ausgetauscht worden war? Schallan musste bald abreisen. Aber wenn sie fortging, bevor Jasnah den Tausch bemerkte, und sie ihr Fabrial kurz darauf einzusetzen versuchte, würde der Verdacht sofort auf Schallan fallen. Dieses angstbeladene Warten trieb sie beinahe in den Wahnsinn.
    Schließlich nickte Schallan und kehrte zu ihrer Arbeit zurück.
    »Habt Ihr nichts weiter dazu zu sagen?«, fragte Schallan. »Ich habe Euch des Mordes angeklagt.«
    »Nein«, entgegnete Jasnah. »Mord ist ein Ausdruck aus der Gesetzessprache. Du hast gesagt, dass ich eine unethische Tötung begangen habe.«

    »Ich nehme an, Ihr seid der Meinung, dass ich Unrecht habe?«
    »Allerdings«, antwortete Jasnah. »Aber ich erkenne es an, dass du an das glaubst, was du sagst, und dass du lange darüber nachgedacht hast. Ich habe mir deine Aufzeichnungen angesehen und meine, dass du die verschiedenen Philosophien verstanden hast. In einigen Fällen warst du bei deinen Deutungen ziemlich scharfsinnig. Die Lektion war offenbar lehrreich.« Sie schlug ihr Buch auf.
    »Dann war das alles?«
    »Natürlich nicht«, sagte Jasnah. »Wir werden in Zukunft weiter Philosophie studieren. Aber erst einmal bin ich damit zufrieden, dass du dir solide Grundkenntnisse in diesem Thema angeeignet hast.«
    »Ich bin noch immer der Meinung, dass Ihr nicht im Recht seid. Ich glaube, irgendwo gibt es die absolute Wahrheit.«
    »Ja«, sagte Jasnah, »und es hat dich zwei Wochen des Nachdenkens gekostet, zu diesem Ergebnis zu gelangen.« Jasnah hob den Blick und sah Schallan an. »Das war nicht leicht,

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