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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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neben Kaladin, seufzte und blickte in die Sonne. Sah sie in seinen Augen auch wie Blut aus?
    Sie sagten nichts. Langsam sank die Sonne vor ihnen. Warum war sie immer am farbenprächtigsten, kurz bevor sie sich für die Nacht zurückzog? Bedauerte sie es, hinter den Horizont
gezwungen zu werden? Oder war sie nur eine Schauspielerin, die eine letzte Vorstellung vor dem Rückzug gab?
    Warum war der farbenprächtigste Teil des menschlichen Körpers – das kräftige Blut – unter der Haut verborgen und wurde nie offenbar, außer wenn etwas schiefgelaufen war?
    Nein, dachte Kaladin. Das Blut ist nicht der farbenprächtigste Teil des Körpers. Die Augen können auch sehr starke Farben haben. Das Blut und die Augen. Beide waren Zeichen der Abstammung – hoch oder niedrig.
    »Ich habe heute in einen Menschen hineingesehen«, sagte Kaladin schließlich.
    »Nicht zum ersten Mal«, entgegnete Lirin, »und bestimmt nicht zum letzten Mal. Ich bin stolz auf dich. Ich hatte erwartet, dass du hier sitzt und weinst, wie du es für gewöhnlich tust, wenn wir einen Patienten verloren haben. Aber du lernst.«
    »Als ich gesagt habe, dass ich in einen Menschen hineingesehen habe, da habe ich nicht die Wunden gemeint«, sagte Kaladin.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Lirin erwiderte: »Ich verstehe. «
    »Du hättest ihn sterben lassen, wenn ich nicht da gewesen wäre, oder?«
    Schweigen.
    »Warum hast du es nicht getan?«, fragte Kaladin. »Es hätte so vieles einfacher gemacht!«
    »Er wäre nicht von allein gestorben. Ich hätte ihn ermorden müssen.«
    »Du hättest ihn verbluten lassen und danach behaupten können, dass du nicht mehr in der Lage warst, etwas für ihn zu tun.«
    »Nein«, sagte Lirin und starrte in die Sonne. »Nein, das hätte ich nicht tun können.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich kein Mörder bin.«

    Kaladin runzelte die Stirn.
    Lirins Blick war in die Ferne gerichtet. »Jemand muss den Anfang machen. Jemand muss vortreten und das tun, was richtig ist, weil es das Richtige ist. Wenn keiner damit anfängt, können die anderen auch nicht folgen. Die Hellaugen tun ihr Bestes, um sich selbst und auch uns zu töten. Die anderen haben Alds und Milp noch nicht zurückgebracht. Roschone hat sie einfach dort gelassen.«
    Alds und Milp, zwei Männer aus dem Ort, hatten an der Jagd teilgenommen. Und sie waren nicht mit der Gruppe zurückgekehrt, die den verwundeten Roschone und seinen Sohn nach Hause getragen hatte. Roschone hatte sich so große Sorgen um Rillir gemacht, dass er die anderen Verwundeten zurückgelassen hatte, nur um selber schneller vorwärtszukommen.
    »Die Hellaugen kümmern sich nicht um das Leben«, sagte Lirin. »Also muss ich es tun. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich Roschone nicht hätte sterben lassen, auch wenn du nicht dabei gewesen wärest. Aber dein Blick hat mich stark gemacht.«
    »Ich wünschte, es wäre nicht so gewesen«, erwiderte Kaladin.
    »So etwas darfst du nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir bessere Menschen sein müssen.« Er seufzte und stand schließlich auf. »Du solltest jetzt schlafen gehen. Ich brauche dich vielleicht, wenn die anderen mit Alds und Milp zurückkehren.«
    Das war allerdings unwahrscheinlich; die beiden Männer waren vermutlich schon tot. Angeblich waren sie schwer verwundet worden. Außerdem waren die Weißdorne noch immer da draußen.
    Lirin ging hinein, bat Kaladin allerdings nicht, ihm zu folgen.
    Hätte ich ihn sterben lassen?, fragte sich Kaladin. Hätte ich vielleicht sogar das Messer in die Arterie gestochen, um ihm ein Ende zu machen? Roschone war seit seiner Ankunft in Herdstein
nichts als eine Pest gewesen, aber rechtfertigte das schon, ihn umzubringen?
    Nein. Es wäre nicht richtig gewesen, die Arterie durchzuschneiden. Doch welche Verpflichtung hatte Kaladin, ihm zu helfen? Die Hilfe zurückzuhalten war nicht das Gleiche wie ein ausdrückliches Töten. Keinesfalls.
    Kaladin betrachtete die Angelegenheit aus einem Dutzend verschiedener Blickwinkel und dachte über die Worte seines Vaters nach. Das Ergebnis, zu dem er kam, schockierte ihn. Er hätte Roschone tatsächlich auf jenem Tisch sterben lassen. Es wäre für Kaladins Familie besser gewesen – es wäre für den ganzen Ort besser gewesen.
    Kaladins Vater hatte einmal über das Verlangen seines Sohnes, in die Armee einzutreten, gelacht. Da er sich nun entschieden hatte, Arzt zu werden, kamen ihm seine Gedanken und Handlungen aus jener Zeit tatsächlich kindisch vor. Aber Lirin

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