Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
schwache Schuldgefühle. Schließlich hatte sie Jasnah doch schon bestohlen. Verglichen damit war das Durchstöbern ihres Raumes gar nichts.
Das Schlafzimmer war größer als das von Schallan, aber es machte trotzdem einen beengten Eindruck, weil auch hier die Fenster fehlten. Jasnahs monströses Himmelbett nahm die Hälfte des Raumes ein. An der gegenüberliegenden Wand stand der Toilettentisch und daneben der Ankleidetisch, von dem Schallan den Seelengießer entwendet hatte. Neben einem kleinen Schubladentisch war der einzige andere Gegenstand in diesem Zimmer ein Schreibtisch, auf dessen linker Seite sich die Bücher türmten.
Schallan hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, einen Blick in Jasnahs Notizbücher zu werfen. Hatte sie vielleicht etwas über den Seelengießer aufgeschrieben? Schallan setzte sich an den Schreibtisch, zog eilig die oberste Schublade auf und wühlte in den Federn, Kohlestiften und unbeschriebenen Blättern herum. Alles lag ordentlich zusammen. Die unterste rechte Schublade hielt Tinte und leere Notizbücher bereit, und in der untersten linken befand sich eine kleine Sammlung von Nachschlagewerken.
Und da waren auch noch die Bücher auf der Tischplatte. Jasnah hatte bestimmt die meisten ihrer Notizbücher bei sich, während sie arbeitete. Aber … ja, einige waren noch hier. Mit klopfendem Herzen zog Schallan die drei dünnen Bände heraus und legte sie vor sich hin.
Anmerkungen über Urithiru, stand in dem ersten. Das Buch war voller Zitate und Abschriften aus den verschiedenen Büchern, die Jasnah über diesen Ort namens Urithiru gefunden hatte. Sie hatte ihn Kabsal gegenüber erwähnt.
Schallan legte dieses Buch beiseite, nahm sich das nächste vor und hoffte, hierin etwas über den Seelengießer zu finden. Auch dieser Band war vollgeschrieben, trug aber keinen Titel. Schallan blätterte ihn durch und las einige Eintragungen.
»Jene aus Asche und Feuer, die wie ein Schwarm töteten, unbarmherzig vor den Herolden.« Gefunden bei Masly, Seite 337. Bestätigt von Kaltwin und Hasavah.
»Sie nehmen das Licht hinweg, wo immer sie lauern. Haut, die verbrannt ist.« Cormschen, Seite 104.
Innia sagt in ihren Aufzeichnungen von Kindermärchen über die Bringer der Leere, sie seien »wie ein Großsturm, regelmäßig wiederkehrend und dennoch immer unerwartet.« Das Wort Wüstwerdung wird zweimal in Bezug auf ihr Erscheinen verwendet. Siehe Seiten 57, 59 und 64 der Geschichten beim Herdfeuer .
»Sie veränderten sich, als wir gegen sie kämpften. Wie Schatten waren sie, die uns zu verwandeln vermögen, wenn die Flamme tanzt. Unterschätze sie niemals nur wegen dem, was du zunächst siehst.« Angeblich ein Bruchstück, das von Talatin gesammelt wurde, einem Strahlenden aus dem Orden der Steinwächter. Die Quelle – Guvlows Leibhaftig – wird im Allgemeinen als zuverlässig angesehen, auch wenn diese Stelle aus einem kopierten Fragment des Gedichts des Siebenten Morgens stammt, dessen ursprüngliche Fassung als verloren gilt.
Und so ging es weiter, Seite um Seite. Jasnah hatte Schallan darin unterwiesen, solche Notizen zu machen. Sobald das Buch
voll war, wurde jede Eintragung noch einmal auf ihre Verlässlichkeit und Nützlichkeit hin untersucht und dann in andere, besondere Kladden übertragen.
Mit gerunzelter Stirn betrachtete Schallan das letzte Buch. Es konzentrierte sich ganz auf Natanatan, die Unbeanspruchten Berge und die Zerbrochene Ebene. Darin waren Berichte über Entdeckungen von Jägern, Forschern und Kauf leuten gesammelt, die einen Flussweg nach Neu-Natanatan zu finden versucht hatten. Von den drei Notizbüchern bezog sich das umfangreichste auf die Bringer der Leere.
Schon wieder sie. Viele Menschen in ländlichen Gebieten erzählten sich im Flüsterton Geschichten über sie und andere Ungeheuer der Finsternis – wie die Rassler oder Sturmwisperer oder sogar die gefürchteten Nachtsprengsel. Schallan war von strengen Lehrerinnen beigebracht worden, dass all dies nur Aberglaube oder die Erfindungen der Verlorenen Strahlenden seien, die mit solchen Schreckensgeschichten ihre Herrschaft über die Menschheit rechtfertigen wollten.
Die Feuerer hingegen lehrten etwas anderes. Sie sprachen davon, dass die Verlorenen Strahlenden – damals die Strahlenden Ritter genannt – im Krieg um Roschar die Bringer der Leere abgewehrt hatten. Diesen Lehren zufolge waren die Strahlenden erst nach dem Sieg über die Bringer der Leere und nach dem Weggang der Herolde gefallen.
Beide
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