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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Schärpe um die Hüfte. Der verwirrte Blick. Sie blinzelte, prägte sich sein Bild ein und begann mit der Zeichnung.
    Es wurde zu einer der peinlichsten Erfahrungen in ihrem Leben. Sie sagte Kabsal nicht, dass er sich wieder bewegen dürfe, und so behielt er seine Pose bei. Er schwieg. Vielleicht glaubte er, alles andere würde das Bild verderben. Schallan stellte fest, dass ihre Hand beim Zeichnen zitterte, aber zum Glück gelang es ihr, die Tränen zurückzuhalten.

    Tränen, dachte sie, als sie die letzten Linien der Wand hinter Kabsal abzeichnete. Warum sollte ich auch weinen? Ich bin doch nicht diejenige, die gerade zurückgewiesen wurde. Können meine Gefühle nicht wenigstens einmal einen Sinn ergeben?
    »Hier«, sagte sie schließlich, zog das Papier vom Brett und hielt es hoch. »Es wird schmutzig werden, wenn Ihr es nicht firnisst.«
    Kabsal zögerte, kam dann herüber und nahm das Bild mit ehrerbietigen Bewegungen an sich. »Es ist wundervoll«, flüsterte er, schaute auf, eilte zu seiner Laterne, öffnete sie und holte den Granatbrom heraus. »Hier«, sagte er und hielt ihr den Edelstein entgegen. »Meine Bezahlung.«
    »Das kann ich nicht annehmen! Außerdem gehört der Granat doch gar nicht Euch.« Alles, was Kabsal bei sich trug, war Eigentum des Königs.
    »Bitte«, sagte Kabsal, »ich möchte Euch etwas geben.«
    »Das Bild ist ein Geschenk«, sagte sie. »Wenn Ihr mich dafür bezahlt, dann habe ich Euch ja gar nichts gegeben.«
    »Dann möchte ich noch ein weiteres in Auftrag geben«, erwiderte er und drückte ihr die glimmende Kugel in die Hand. »Das erste Porträt nehme ich als Geschenk an, aber zeichnet bitte noch eines für mich. Eines, worauf wir beide zusammen zu sehen sind.«
    Sie hielt inne. Sich selbst zeichnete sie nur sehr selten. Es war eine merkwürdige Erfahrung. »In Ordnung.« Sie schloss die Hand um die Kugel und steckte sie in ihre Schutztasche neben den Seelengießer. Es war ein merkwürdiges Gefühl, etwas so Schweres dort zu tragen, aber inzwischen hatte sie sich an die Ausbuchtung und das Gewicht schon gewöhnt.
    »Jasnah, habt Ihr einen Spiegel dabei?«, fragte sie.
    Die andere Frau seufzte hörbar; offensichtlich war sie über diese Ablenkung verärgert. Sie durchsuchte ihre Habseligkeiten und holte schließlich einen Spiegel hervor. Kabsal nahm ihn entgegen.

    »Haltet ihn neben Euren Kopf«, bat sie Kabsal, »damit ich mich darin sehen kann.«
    Er ging wieder zum Türrahmen und tat, worum sie ihn ersucht hatte. Dabei wirkte er verwirrt.
    »Haltet ihn ein wenig schräger«, sagte Schallan. »Ja, so ist es gut.« Sie blinzelte und grub das Bild ihres Gesichtes neben dem seinen in ihr Gedächtnis ein. »Setzt Euch nun. Ihr müsst den Spiegel nicht mehr halten. Es hat mir dabei geholfen, mein Gesicht in das Bild einzusetzen. Ich werde mich neben Euch zeichnen.«
    Er nahm auf dem Boden Platz, und Schallan begann mit der Arbeit, die ihr half, ihre Aufmerksamkeit von den Gefühlen abzulenken, die in ihr tobten. Sie kam sich schuldig vor, weil sie Kabsals starke Gefühle für sie nicht erwidern konnte, und doch tat es ihr leid, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Und über all diesem lag auch noch ihre Angst wegen des Seelengießers.
    Es war eine Herausforderung, sich selbst neben ihn zu zeichnen. Sie arbeitete verbissen, verschmolz den sitzenden Kabsal mit dem eigenen Bild im blumenbestickten Kleid und mit seitlich abgewinkelten Beinen. Das Gesicht im Spiegel wurde zum Fluchtpunkt, und sie zeichnete die Linien ihres Kopfes darum. Er war zwar zu schmal, um schön zu sein, die Haare wirkten zu hell und die Wangen mit Sommersprossen gesprenkelt.
    Der Seelengießer, dachte sie. Es ist gefährlich, mit ihm zusammen hier in Kharbranth zu sein. Aber die Abreise ist ebenfalls gefährlich. Gibt es vielleicht noch eine dritte Möglichkeit? Was wäre, wenn ich ihn allein auf die Reise schickte?
    Sie zögerte. Ihr Kohlestift schwebte über dem Bild. Konnte sie es wagen, das unverdächtig eingepackte Fabrial heimlich Tozbek zu übergeben und es ohne sie nach Jah Keved zu schicken? Dann musste sie keine Entdeckung fürchten, wenn ihr Zimmer durchsucht oder eine Leibesvisitation bei ihr vorgenommen
wurde. Sie musste bloß alle Bilder zerstören, die sie von Jasnah und dem Seelengießer gezeichnet hatte. Und sie würde nicht den Verdacht auf sich ziehen, weil sie ungefähr zu der Zeit verschwunden war, wo Jasnah festgestellt hatte, dass ihr Seelengießer nicht mehr unversehrt war.
    Sie

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