Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Thomas Volk darstellte. Natürlich hatten die Flüchtlinge davon erzählt, aber keiner hatte ihnen geglaubt. Zu sehr hatten die Geschichten über diese unheimlichen Krieger, die alle Schwerter und Kettenhemden besaßen und einen ganzen Kopf größer als die Llaevin waren, nach einer Entschuldigung für ihre Niederlage geklungen. Trotz der großen Zahl der Gegner hatte die Schlacht gut begonnen und die Llaevin hatten die Stellungen der Maegrin immer wieder angegriffen. Doch deren Langschwerter und Wurfäxte hatten einen hohen Blutzoll gefordert. Als der Gegenangriff dann kam, hatten sie ihm wenig entgegenzusetzen. Mit Schaudern dachte er daran zurück, wie einer seiner Freunde nach dem anderen gefallen war, bis Kendall sie gesammelt und aus dem Talkessel herausgeführt hatte. Bereits da waren sie nur noch wenige gewesen und die letzten Tage hatten weitere Opfer gefordert.
Langsam verspeiste Thomas den getrockneten Apfel, den man wohl für ihn aufgehoben hatte, nur um kurz darauf wieder in einen tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen.
Geweckt wurde er am nächsten Morgen von aufgeregten, aber leisen Stimmen. Als er die Augen aufschlug, waren alle bereits dabei, eilig ihre Mäntel anzulegen und nach ihren Waffen und den kleinen Beuteln zu greifen, die ihre wenigen Vorräte enthielten. Ohne zu Zögern packte auch er seine Sachen, schaute sich dabei jedoch fragend um. Ronan, ein älterer Krieger, fing seinen Blick auf und meinte nur:
„Horch!“
Thomas konzentrierte sich auf sein Gehör und tatsächlich, jetzt konnte auch er das Bellen von Hunden in der Ferne hören.
„Von Hunden gejagt wie Hasen“, hörte er einen Krieger in seiner Nähe sagen und ein anderer fügte hinzu:
„So benehmen wir uns ja auch. Ich bin das Weglaufen satt.“
Mehrere nickten zustimmend. Sofort mischte sich Kendall mit lauter, fester Stimme ein:
„Willst du heute noch sterben? Wenn ja, gehe zurück nach Norden, dort findest du den Tod. Der Tag der Rache wird kommen, aber heute müssen wir sehen, dass wir diesen Tag noch erleben dürfen.“
„Besser tot als ein Feigling“, entgegnete der Krieger, der zuletzt gesprochen hatte, klang aber schon deutlich weniger energisch. Kendall spuckte nur verächtlich aus und machte sich auf den Weg Richtung Höhlenausgang. Es war noch früher Morgen und dichter Nebel lag über den grünen Hügeln. Hier draußen konnte man die Hunde schon viel deutlicher hören. Viele der Männer fluchten leise, aber alle folgten Kendall, als dieser sich auf den Weg nach Süden machte. Der große Schild wog schwer auf Thomas Rücken und der Kampfspeer, den er vor wenigen Monaten so stolz aus den Händen seines Großvaters empfangen hatte, war eine schier unerträgliche Last.
Sie marschierten in einer langen Reihe den Hügel hinauf. Immer wieder trieben Kendall und Merrion sie zur Eile an und tatsächlich schien das Hundegebell eine Zeit lang eher leiser als lauter zu werden.
Auf der linken Seite des Hügels, den sie entlang marschierten, ging es nahezu senkrecht eine Felswand hinunter und noch bevor er ihn sehen konnte, hörte Thomas das laute Rauschen des Gebirgsbaches, der durch die Schlucht floss. Jetzt war er wieder dankbar für den Speer, denn damit konnte er sich zumindest etwas abstützen. Jeder Schritt war dennoch eine Qual, seine Beine schwer und seine Knie rot und geschwollen. Gerade erst hatte er die Hälfte des Hügels erklommen, als er sah, wie sich ein Mann aus der Gruppe löste, zielstrebig auf die Schlucht zuging und hinunter sprang. Ein Aufschrei ging durch die Gruppe derer, die das Unglück gesehen hatten und sofort stoppte der Zug. Alle eilten zu der Stelle, wo der Mann zuletzt gesehen worden war. Schnell war klar, dass es sich um den jungen Krieger mit der Beinwunde handelt.
„Simons Wunde war schon kurze Zeit nachdem wir losmarschiert waren, wieder aufgebrochen. Ich habe gesehen, wie immer mehr Blut an seinem Bein entlanglief, aber er wollte die Gruppe nicht aufhalten.“
„Wir hätten ihn tragen können oder er hätte den Tod eines Kriegers wählen und sich den Maegrin entgegenstellen können.“
Mit eisiger Stimme beendete Ronan die Diskussion:
„Niemand von uns ist noch in der Lage jemanden zu tragen, das weiß jeder hier. Genauso wenig hätten wir ihm seine Waffen lassen können, die brauchen wir, die noch weiterkönnen. Nein, er hat den Tod eines Kriegers gewählt und wenn ich überleben sollte, werde ich ihm bis zu meinem Tod gedenken. Ruan, nimm Simon in deine Hallen auf, er war
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