Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Beratungen schienen schon beendet zu sein, als Thomas auf die Mauer kam, denn die kleine Gruppe von Taisin und Maegrin um Halsim war bereits dabei, sich aufzulösen.
Barrett kam auf ihn zu.
„Wir halten die Mauer im Westen und die Hälfte des Südwalls, den Rest übernehmen die Taisin.“
Thomas nickte und folgte dann Barrett, der mit den anderen Maegrin die ihnen zugewiesenen Mauerabschnitte besetzte.
„Das Tor?“, fragte er Barrett.
„Darum müssen wir uns, denke ich, keine Sorgen machen. Die Taisin haben ein Fallgitter vor dem Tor, selbst mit einem guten Rammbock ist da nicht durchzukommen und die Taisin scheinen ja, nach allem was wir gehört haben, nicht gerade Meister in Sachen Belagerungstechnik zu sein. Nein, sie werden es mit Leitern versuchen. Genügend Leute haben sie ja.“
Fünf Mal griffen die Taisin an bis zum Einbruch der Dämmerung und drei Mal während der Nacht. Hunderte von ihnen blieben sterbend zurück, während nur ein knappes Dutzend Maegrin fiel. Die Mauern waren einfach zu hoch für diese Art von Angriff, wie Barrett nicht müde wurde zu betonen. Seiner Aussage nach hatten sie gute Chancen. Sie hatten die Kornkammern und beheizte Gebäude, während die Taisin auf den Feldern nur Schnee und Eis hatten. Thomas war sich sicher, dass das nur dazu führen würde, dass die Taisin umso verzweifelter angriffen und zu seinem Leidwesen schien er Recht zu behalten. Am Ende des Tages wusste er nicht mehr wie viele Leitern er umgestoßen hatte, wie viele Eimer Wasser er auf die Mauern getragen hatte und wie oft er fluchend auf dem Blut ausgerutscht war, dass die Steine bedeckte. Aber sie hatten überlebt.
Der Rest der Nacht verlief ruhig und Thomas fiel in einen totenähnlichen Schlaf. Als er am nächsten Morgen die Augen öffnen, blickte er direkt in das Gesicht eines Kriegers, der sich gerade über ihn gebeugt hatte. Erschrocken tastete Thomas nach seinem Dolch.
„Ganz ruhig. Sie sind weg! Die Taisin sind abgezogen! Alle!“
Thomas konnte die Nachricht erst gar nicht verarbeiten.
„Alle?“
„Ja, alle! Dein Freund, der Krieger Tuins, ist aufgewacht. Er ist auf der Mauer.“
Mit einem Satz sprang Thomas auf und rannte zur Mauer, seinen verletzten Arm dabei mit seiner linken Hand an seinen Körper drückend. Er war völlig außer Atem als er oben ankam und seine Bauchwunde schmerzte fürchterlich. Trotzdem lief er weiter auf Barrett und Arvid zu, die er am Ende der Mauer ausmachen konnte. Als er sie erreichte hatte, umarmte er Arvid mit seinem linken Arm. Sein rechter ließ sich immer noch nicht bewegen. Arvid schaute ihn erst überrascht an, erwiderte dann aber die Umarmung. Thomas fühlte sich das erste Mal seit langem wieder wirklich glücklich. Beide sprachen kein Wort.
Die Maegrin hatten sich inzwischen, nach anfänglichem Zögern, unter den Taisin verteilt, die ihnen aus großen Schläuchen eine Art Schnaps anboten, der viel zu scharf war, wie Thomas schnell und zum großen Gelächter Barretts feststellte.
Der Taisin, der von Halsim als ihr Lebensretter vorgestellt worden war, kam mit diesem freudestrahlend auf sie zu. Auch er hielt einen großen Schlauch in der Hand, den er freudestrahlend an Barrett überreichte. Der Söldner nahm ihm mit seinem typischen Grinsen im Gesicht entgegen und nahm einen tiefen Zug. Dann reichte er den Schlauch zurück und bedankte sich auf Maegrin für die erwiesene Gastfreundschaft, was Halsim übersetzte.
Der Taisin erwiderte, dass er darauf hoffte, dass sie jetzt, wo das Tor geschlossen war, gemeinsam an einer friedlichen Zukunft für ihre beiden Völker arbeiten würden. Barrett sagte ihm, dass er diese Hoffnung teilen würde. Thomas wusste, dass dies noch ein langer Weg werden würde. Auch wenn mehrere Taisin den Maegrin Schnaps anboten, nahmen nur zwei oder drei das Angebot an und die meisten Maegrin starrten einfach nur feindselig auf die Taisin, die ihnen ihr Land und ihre Freunde und Verwandten genommen hatten.
Thomas wandte sich an Barrett:
„Schade, dass wir nie erfahren werden, warum sie abgezogen sind.“
Die Worte des Söldners überraschten ihn:
„Oh, ich glaube, das kann ich dir beantworten, Thomas. Wir leben noch, also muss ihnen klar sein, dass wir das Tor geschlossen haben. Sonst wären wir ja schon längst tot. Und da sie jetzt gezwungen sind, auf dieser Welt zu bleiben, bedeutet ihnen dieser Ort nicht mehr viel. Für sie ist er jetzt nur noch ein Haufen Steine und sie können nur hoffen, dass es den Magiern auf ihrer
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