Der Pfad des Kriegers (German Edition)
es um seinen linken Arm wohl geschehen gewesen, doch auch so schoss eine beachtliche Menge Blut aus der Wunde. Ein Schritt zurück brachte ihn aus der Reichweite des Kurzschwertes heraus und mit aller Kraft schwang er das Langschwert in einem weiten Kreis. Der Krieger hob den linken Arm zur Abwehr, aber das nutzte nicht viel. Das Langschwert durchtrenne ihn glatt und traf dann die Schläfe des Kriegers.
Es blieb nur noch Luag.
Schwer atmend stand Barrett da. Blut strömte aus beiden Wunden und Luag sah er nur in Umrissen. Der große Krieger bewegte sich vorsichtig auf ihn zu und strahlte dabei eine Gewandtheit aus, die man ihm so gar nicht zugetraut hätte. Es war klar, dass er hier war, um die öffentliche Demütigung zu rächen, die Barrett ihm zugefügt hatte. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Ein schneller Schlag Barretts leitete den Kampf ein. Luag wehrte ihn mit Leichtigkeit ab. Luag war stärker als er, diese Erkenntnis erschreckte Barrett. Luags erster Schlag ließ seinen ganzen Arm erzittern und er machte einen Schritt zurück. Ein siegesgewisses Grinsen trat auf Luags Gesicht und mit zwei weiteren Attacken brachte er Barrett dazu an die hintere Wand der Gaststube zurückzuweichen. Immerhin starb er, wie er gelebt hatte. In irgendeiner kaputten Gaststätte in irgendeiner Stadt, von der seine Eltern vermutlich ihr ganzes ehrliches Leben lang nichts gehört hatten. Im Kampf. Sein ganzes Leben hatte er diesem blutigen Geschäft gewidmet.
Luag hielt sich außerhalb der Reichweite von Barretts Langschwert und nutzte seine etwas größere Reichweite und Barretts nachlassende Kraft, um ihn immer wieder in Bedrängnis zu bringen. Luag hatte Zeit, er konnte nur gewinnen, außer es geschah bald etwas. Das wussten sie beide.
Mit Mühe blockte Barrett seinen nächsten Schlag ab. Im nächsten Moment trat er Luag mit seinem linken Schienbein zwischen die Beine. Den überraschten Blick auf Luags Gesicht würde er nie vergessen. Sein nächster Hieb traf Luags Bein, dann steckte sein Dolch im Bauch des hässlichen Kriegers. Die dünne, spitze Klinge, genau dafür angefertigt, drang mit Leichtigkeit durch das Kettenhemd. Mit einem Ruck riss er ihn wieder hinaus und verpasste Luag, der inzwischen sein Schwert hatte fallen lassen, einen letzten Stoß, der ihn nach hinten taumeln und zu Boden stürzen ließ.
Dann stand er einfach nur da, inmitten der Toten und Sterbenden. In all den Jahren hatte er sich nicht an den Anblick von Toten gewöhnt. Nicht, dass er nicht genug gesehen gehabt hätte. Aber selbst heute noch, nach über dreißig Jahren, drehte es ihm jedes Mal den Magen um, wenn er die bleichen, verzerrten Gesichter von Männern und Frauen sah, die gerade eben noch so lebendig gewesen waren.
Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und musste sich auf sein Schwert stürzen. Den Kampf hatte er gewonnen. Laute Rufe von draußen lenkten seine Gedanken wieder auf die Zukunft. So schnell es ging, begab er sich zur Hintertür, eine breite Blutspur hinterlassend. Er musste irgendwie aus der Stadt entkommen.
XXVIII
Mit dröhnendem Schädel wachte Thomas auf. Warum hatte er nur so viel Met getrunken? Brendan hatte aber auch immer wieder nachgeschenkt. Glücklicherweise hatte er dann zu einem Treffen mit dem König gemusst, sonst wäre Thomas wohl nie ins Bett gekommen. Inzwischen mochte er Betten und wollte sich gerade wieder umdrehen, um weiterzuschlafen, als ihm auffiel, warum er aufgewacht war. Vom Hof her und auch aus dem Palast selbst waren deutlich Rufe und das Trampeln von Stiefeln zu hören.
Was ging hier vor? Mühsam richtete er sich auf und griff im Dunkeln nach seiner Hose. Das Schwert, das Brendan ihm geschenkt hatte, war schnell umgegürtet. Er war gerade auf dem Weg zur Tür, da drehte er sich noch mal um. Wo war Arvid? Als Thomas am Abend in das Zimmer gestolpert war, war er schon im Bett gelegen, aber jetzt war er weg. Vielleicht war er schon draußen auf dem Hof. Schnell trat er zur Tür hinaus und eilte die kleine Treppe herunter, die von seinem Zimmer direkt zu einem Seitenausgang führte. Auf dem Weg nach unten begegnete er niemandem, aber als er auf den Hof trat, sah er um sich herum nur Chaos. Dutzende Männer waren damit beschäftigt, Pferde zu satteln oder noch dabei Rüstungen anzulegen und Waffen umzugürten, während sich andere schon durch das Tor nach draußen begaben.
„Hey, was ist hier los?“, rief er einen der Krieger an. Dieser schaute ihn aber nur kurz an und
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