Der Pfad des Kriegers (German Edition)
der mit seinen langen blonden Haaren aussah wie Thun persönlich. Oft hatte Ulf ihn um seinen Erfolg bei Frauen beneidet. Bis er Alva gefunden hatte.
„Nein, ich habe mir gedacht, bevor wir alle draufgehen, können wir alle noch einen Schluck vertragen und vielleicht schaffe ich es ja heute dir dein Frau auszuspannen. Schließlich bist du in ein paar Minuten tot!“
Bei diesen Worten mussten sowohl Alva als auch Ulf grinsen. Während er nach dem Trinkschlauch griff, antwortete Ulf:
„Nun, dass durfte bei dir nicht anders aussehen. Du bist so fett, dich werden drei Bogenschützen auf einmal als Ziel aussuchen.“
„Hm, so wie das gerade aussah, stehen da mehr als nur drei Bogenschützen für jeden von uns. Wird nicht lange dauern.“
Ulf wusste, dass Arne Recht hatte. Und er wusste auch, dass er nicht sterben wollte. Er wollte leben. Diesen ganzen Blödsinn hier hinter sich lassen. Wenn ihn drei Jahre Krieg noch nicht von der Idee vom heldenhaften Tod auf dem Feld der Ehre kuriert hatte, die letzte Schlacht hatte es sicherlich getan. Stundenlang hilflos auf einem Schlachtfeld liegen, nichts zu hören außer dem Schreien und Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden, immer in stetiger Angst, dass Leichenfledderer ihn finden und töten würden, das hatte das letzte bisschen Pathos, das er sich bewahrt hatte, aus ihm herausgetrieben. Um die anderen war es wohl nicht besser bestellt. Überall um ihn herum sah er grimmige Gesichter. Männer und Frauen, die wussten, was sie erwartet hatte. Die dutzende, ja oft hunderte Menschen hatten sterben sehen und sich keinerlei Illusionen hingaben. Niemand hier hatte die glänzenden Augen eines Kriegers vor seiner ersten Schlacht. Die meisten Blicke, die ihn trafen, waren stumpf und müde.
Trotzdem ergriff langsam dieses einzigartige Gefühl, dass nur Todesgefahr heraufbeschwören konnte, von ihm Besitz. Diese Mischung aus Angst und Aufregung, fast Vorfreude. Jedes Geräusch nahm er überdeutlich wahr, jede Bewegung, alle seine Sinne schienen übernatürlich geschärft, während er die Vorbereitungen für seinen letzten Kampf traf und ein letztes Mal das Kettenhemd zurecht zog, nach dem Dolch tastete und überprüfte, ob sein Gürtel fest saß. Die Erinnerung daran, wie Arne bei ihrem ersten Überfall fast seine Hose verloren hätte, ließ ihn schmunzeln.
„Arne, erinnerst du dich noch an Birkjölm? Damals?“
„Halt dein Maul! Ich bin mir nicht sicher, ob du uns daran erinnern willst, was du an dem Tag gemacht hast!“
Arnes laute Stimme übertönte den Lärm um sie herum. Eine kleine Gestalt schob sich, kaum auszumachen in der Menge und im Rauch nicht zu erkennen, von der Seite auf sie zu.
„Verdammt richtig, Arne! Ulfs Hose sah doch verdächtig nass aus, als wir das Ende des Dorfes erreicht hatten!“
Es war Ingjaldr. Mehr als doppelt so alt wie Ulf hatte er sich immer damit gerühmt, bisher alles überlebt zu haben. Im Gegensatz zu vielen Helden, wie er immer wieder betonte. Nicht, dass ihm sein Glück diesmal viel nützen würde. Trotzdem war Ulf froh in zu sehen. Ingjaldr war Krieger unter Ulfs Vater gewesen und er kannte ihn seit Kindesbeinen. Selbst jetzt noch hatte das wettergegerbte Gesicht eine beruhigende Wirkung auf ihn und er merkte wie sein Atem langsamer wurde.
„Immer noch in der Lage zu laufen, alter Mann?“
Im nächsten Moment traf die Faust Ingjaldrs seine Schulter mit überraschender Kraft. Ulf taumelte zurück.
„Mit dir werde ich alle mal noch fertig. Aber ich denke, ich lass' heute mal andere meine Arbeit verrichten!“
Der alte Weggefährte seines Vaters grinste breit und präsentierte dabei seinen fast zahnlosen Mund.
Ulf musste ebenfalls grinsen. Es war gut wieder daheim zu sein. Hafgrimrs Männer waren vielleicht die härtesten Maegrin die jemals gelebt hatten, zumindest wenn man ihren Geschichten glaubte, aber das hier waren seine Freunde. Fast alle kannte er mehr oder weniger seit Beginn des Krieges, viele, wie Arne und Ingjaldr oder Tulir, der nur wenige Schritte von ihm entfernt stand, schon fast sein ganzes Leben lang. Wenn er schon sterben musste, dann war das hier die richtige Gesellschaft. Dann erinnerte ihn ein Blick in Alvas Gesicht daran, dass er nicht sterben wollte.
Thomas hatte sich wieder etwas beruhigt. Aber dafür würde Arvid sterben müssen. Das war er sich schuldig. Er sich schuldig? War er nicht eher Arvid etwas schuldig? Schließlich verdankte er ihm seine Flucht und Heimkehr.
„Thomas, such Luag, der
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