Der Pfad des Kriegers (German Edition)
beschäftigte sich dann weiter damit, seine Rüstung anzulegen.
Schnell bahnte sich Thomas einen Weg durch das Getümmel und hatte rasch den Wall erklommen, nicht ohne vorher noch mit einem der Stallburschen zusammenzustoßen, die ja ohnehin so gut auf ihn zu sprechen waren. Den Anblick, der sich ihm bot, hatte er fast erwartet. Auch wenn die Halle fast zwei Meilen entfernt war, so konnte er doch deutlich erkennen, dass das südliche Ende der Halle in Flammen stand. Um die Halle herum schien sich eine große Anzahl von Menschen versammelt zu haben. Genaueres ließ sich aber nicht erkennen. Was hatten die Maegrin getan? Oder waren Bewohner der Stadt auf die Maegrin losgegangen? Das war eigentlich unmöglich, bei den vielen Wachen, die Sion um die Halle herum postiert hatte. War Sion schon beim Feuer? Er drehte sich zu den Ställen um. Die waren weitestgehend leer. Der König musste schon aufgebrochen sein. Er rannte vom Wall hinunter. Oder rutschte eher, so eilig hatte er es. Ein Blick in den Stall zeigte ihm, dass auch sein Pferd weg war. Inzwischen läuteten überall in der Stadt die Feuerglocken. Er musste sich das selbst anschauen, vielleicht konnte er vermitteln. Thomas rannte los.
„Ulf, steh auf! Ulf!“
Eine Hand rüttelte Ulf an der Schulter und als er die Augen öffnete, blickte er in Alvas Gesicht. Ihre Haare hingen ihr wirr im Gesicht, doch das machte sie, wie auch die Tatsache, dass sie nur ein Hemd anhatte, nicht unbedingt unattraktiver. Er streckte eine Hand nach ihrem Gesicht aus.
„Lass das, riechst du das nicht? Es brennt! Dieses verfluchte Strohdach brennt!“
„Was?“
Ulf schreckte hoch und schaute sich um. Tatsächlich, am hinteren Ende der Halle schien das Dach zu brennen. Nur an einer kleinen Stelle, aber das würde sich schnell ausbreiten. Noch waren nur wenige aufgewacht.
„Feuer! Feuer!“, schrie Ulf.
„Was? Sei doch leise!“, kamen von überall her verschlafene Rufe, aber einige wurden doch wach genug, um das Feuer zu bemerken. Ulf achtete nicht mehr darauf, wer alles wach wurde, sondern eilte zu Sigurds Schlafstelle. Der alte Krieger war schon wach, mit Streitaxt in der Hand stand er aufrecht da. Trotz seines Alters und der Tatsache, dass er nur ein Hemd trug, sah er durchaus furchteinflößend aus.
„Ulf, was ist los?“
„Ich habe keine Ahnung, der hintere Teil des Hallendaches brennt, das ist alles was ich weiß!“
Sigurd schaute sich um.
„Herhören! Wir müssen hier raus! In wenigen Minuten wird die Hitze hier unerträglich sein!“
Seine laute Stimme schien die ganze Halle zu füllen.
„Harald, nimm‘ deine Männer, du gehst als erstes durch die Tür!“
Harald, ein kleiner, untersetzter Mann, dessen Haare fast völlig weiß waren, nickte und machte sich auf den Weg. „Skjoldr, wo bist du?“
„Hier, Sigurd.
Skjoldr bahnte sich seinen Weg zu Sigurd.
„Gut, wir müssen die Halle schnellstens verlassen. Jeder greift seinen Schild und seine Axt, den Rest lassen wir hier.“
Die Halle glich einem gereizten Bienenschwarm. Überall griffen Männer nach ihren Waffen und machten sich auf den Weg zum vorderen Ende der Halle.
„Alva? Alva!“
„Hier bin ich!“
Eine Hand legte sich ihm auf die Schulter und als er sich umdrehte, schaute er in Alvas Gesicht. Sie strahlte eine Ruhe aus, um die Ulf sie jetzt wirklich beneidete. Sein Herz klopfte wie verrückt. Er hasste Feuer. Gemeinsam folgten sie Sigurd zur Tür, wie alle anderen. Immerhin hatten sie das Glück nahe bei Sigurd zu sein, von dem die anderen Krieger respektvollen Abstand hielten. Außen um sie herum herrschte pures Chaos, als verschlafene und teilweise noch angetrunkene Männer versuchten, zum Ausgang zu gelangen. Flüche von Stolpernden und Gestürzten erfüllten die Halle.
Jetzt hatten sie die Tür erreicht, die kaum breiter als zwei Männer war. Klein für diese Art von Hallen. Zumindest bei den Maegrin.
„Harald! Jetzt!“
Harald riss die Tür auf und wurde im nächsten Moment von drei Pfeilen getroffen. Wankend machte er einen Schritt zurück und zog die Tür zu, bevor er zu Boden sank. Sigurd musste damit gerechnet haben, so wie er vorgegangen war. Aber Ulf konnte es nicht glauben. Klar hatte er damit gerechnet, dass eventuell einer der Stadtbewohner das Dach angezündet hatte, aber es hätte ja auch genauso gut ein betrunkener Maegrin sein können. Oder ein Funke von einer der Feuerstellen. Ihr König hatte sein Wort, sein Wort gegeben, dass ihnen nichts passieren würde und
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