Der Pfad des Kriegers (German Edition)
hielt. Eilig lief er zum König.
„Sag Sigurd, es ist doch Sigurd, oder?“
Thomas nickte.
„Gut, sag ihm, dass ich ihn nicht kränken wollte.“
Thomas übersetzte und Sigurd nickte ernst. Aus diesen Leuten wurde man einfach nicht schlau, gerade eben wirkte er tödlich beleidigt, jetzt schien er Sion für sein Verhalten geradezu Anerkennung zu zollen.
Falls sie Thomas erkannt hatten, zeigten sie es auf jeden Fall nicht. Das Gespräch beschränkte sich auf einen Austausch von Höflichkeiten und Thomas wurde geradezu langweilig. Nicht, dass er sich nicht konzentrieren musste, aber von dem Gespräch hatte er sich doch mehr erhofft.
„Am heutigen Abend wird es ein großes Gastmahl geben und viele meiner Edlen werden daran teilnehmen. Einige würden sicherlich gerne von eurer Gastfreundschaft Gebrauch machen!“
Als Thomas sah, wie Sigurd sich nach diesen Worten zu seinen Begleitern umwandte, wurde auch er wieder aufmerksam.
„Wir sind gerne bereit einige eurer Leute für die Nacht zu beherbergen. Dies wird sicherlich zur Verständigung zwischen unseren beiden Völkern beitragen.“
Sigurds Antwort bestätigte Thomas Vermutung. Sion hatte den Maegrin gerade Geiseln angeboten und diese hatten angenommen. Wer sich wohl dazu bereit erklärt hatte?
Das Gespräch endete kurz darauf und man machte sich auf den Weg in die Stadt. Jetzt kam, wie Brendan erklärt hatte, der wirklich gefährliche Teil des Tages, nämlich die Maegrin sicher durch die Stadt zu bringen. Schon gestern waren den ganzen Tag Ausrufer durch die Straßen gezogen, um die Einwohner auf das heutige Geschehen vorzubereiten und ihnen zu befehlen, nichts gegen die Maegrin zu unternehmen, da sie die Gäste des Königs waren. Die Reaktion der Bevölkerung war wohl alles andere als ermutigend gewesen und so hatten heute bereits als sie ausgeritten waren, hunderte loyale Krieger die Große Straße gesäumt.
Die Stadttore kamen nach kurzer Zeit in Sicht und schneller als Thomas lieb war, hatten sie die Stadt betreten. Eine gespannte Ruhe lag über den Häusern. Außer den Soldaten waren kaum Menschen zu sehen. Die Maegrin schauten aufgeregt in alle Richtungen, die Anführer hatten sich inzwischen zwischen die anderen Krieger zurückgezogen.
Hoffentlich würde alles gut gehen. Es waren fast zwei Meilen bis zur Halle.
„Schweine! Mörder!“, ertönte es aus einem Hauseingang und im nächsten Moment stürmte eine ältere Frau aus einem der kleinen strohgedeckten Häuser. Doch sofort war ein Soldat zur Stelle, der sie wieder in das Haus zurückdrängte. Warum hatte Sion die Halle nicht außerhalb der Stadt errichten lassen? Das hätte ihnen allen viel Ärger erspart. Ein Kohlkopf flog über die Dächer in Richtung der Maegrin, fiel aber kurz vor den ersten Kriegern auf den Boden. Mehrere Soldaten machten sich auf, den Urheber zu finden. Je tiefer sie in die Stadt vordrangen, desto lauter wurden die Rufe aus den Nebenstraßen. Steine flogen aus Hinterhöfen und an mehreren Stellen sah Thomas Menschen mit Sions Männern rangeln.
Die Maegrin blieben dabei, Thomas sah sich nahezu ununterbrochen nach ihnen um, erstaunlich ruhig. Die meisten schienen ältere erfahrene Krieger zu sein, Männer, die wie Hafgrimr ihm einmal gesagt hatte, durch nichts aus der Ruhe zu bringen waren, solange sie ihre Axt griffbereit hatten. Thomas war nicht so ruhig. Was war, wenn irgendein Pfeil Sigurd traf. Wie viel Schaden würden zweihundert Maegrin anrichten können, bevor man sie bändigen konnte? Was würde dann aus dem Friedensvertrag werden? Nein, hier ging es um alles oder nichts. Die Maegrin mussten wohlbehalten an der Halle ankommen. Eine halbe Meile noch. Gleich würden sie die Halle sehen können.
Die letzten Meter schienen nie zu enden, doch endlich hatten sie die Halle erreicht. Thomas stellte sich zu Sion an den Eingang und die Maegrin marschierten an ihnen vorbei, nicht ohne den König kritisch zu mustern. Thomas hörte so manche Worte mürrischer Anerkennung, als die Maegrin sahen, dass der König ihnen jetzt nahezu ohne Wache gegenüber trat. Thomas hielt es für Irrsinn. Wenigstens ein, zwei Leibwachen hätten zwischen dem König und diesen Kriegern stehen sollen und nicht hinter ihm. Oder dieser Söldner. Denn kämpfen konnte der, was auch immer man sonst über ihn sagen wollte, das hatte Thomas auf dem Trainingsplatz mehr als einmal feststellen können. Wo war der überhaupt hin verschwunden?
Mehrere Maegrin äußerten sich kritisch über die Bauweise des
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