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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Jungen, als er eben aufstehen wollte. Esyld hatte genickt, ehe sie sich zur Tür wandte. Ein wenig verlegen ließ sich ihr Vater auf dem Holzschemel neben dem Jungen nieder. Esyld trat in die kalte Nacht hinaus. Hinter ihr schlug die Tür zu.
    »Herr«, begann Orbey und rieb sich vor den Feuer die Hände warm, »ich habe neulich beobachtet, wie Ihr mit Madog trainiert habt.«
    Er strich sich mehrfach über den Bart, ehe er wagte, weiterzusprechen.
    »Herr, Ihr seid kein sehr aufmerksamer Schüler. Ich mache mir Sorgen.«
    Laerte warf ihm einen kurzen Blick zu, ehe er sich der Tür zuwandte. Es gab nur eine Sache, die ihn interessierte, und das war Esylds Rückkehr. Wenn er es nicht zuvor fertigbrachte, dem Sermon ihres Vaters zu entrinnen und sie draußen zu treffen.
    »Ich weiß, dass Ihr schwere Zeiten durchgemacht habt, aber alle Wunden heilen irgendwann.«
    Er zögerte kurz. Laerte hatte sich mit glänzenden Augen lebhaft zu ihm umgedreht.
    »Ich werde meine Familie nie vergessen«, presste er trotzig hervor.
    »Das verlangt auch niemand von Euch«, entgegnete der Schmied und hob die Hände. »Keineswegs. Ich versuche lediglich, Euch zu erklären, dass Ihr über diese schmerzende Wunde hinauswachsen müsst. Ihr müsst lernen zu kämpfen. Schon allein im Andenken an Euren Vater.«
    »Was wisst Ihr schon über ihn?«, fauchte der Junge den Tränen nah.
    Wie kam ein einfacher Schmied dazu, so über einen Menschen wie Oratio von Uster zu sprechen? Auch wenn er in den Diensten des Grafen gestanden hatte, so gab es doch keine tiefere Verbindung zwischen ihnen. Ebenso wenig wie zu seinem Sohn.
    »Ich verlange doch nicht, dass Ihr ihn vergessen sollt«, erwiderte Orbey freundlich. »Das könnt Ihr gar nicht. Aber alle Wunden heilen irgendwann. Nur die Narben erinnern noch an sie. Zwar ist der Schmerz dann weniger heftig, aber nicht weniger tief.«
    Langsam stand er auf.
    »Niemand wird Euch Euren Verlust je ersetzen können, Herr. Wenn Ihr jedoch nicht ein wenig besser auf Madog hört, befürchte ich, dass wir eines Tages auch Euch noch verlieren.«
    Der Junge hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Die Tür wurde heftig aufgestoßen, und zwei Männer polterten herein, die einen dritten an den Schultern festhielten.
    »Los, du Feigling! Wiederhole deine niederträchtigen Worte.«
    »Was soll das?«, donnerte Meurnau.
    »Der hier ist der alte Bastian aus dem Dorf«, erklärte einer der beiden Männer.
    Der alte Bastian schlotterte vor Angst. Sein weißes Haar hing ihm wirr in das wettergegerbte Gesicht. Sein rachitischer Körper steckte in einem viel zu großen Mantel, der ihm bis zu den abgetragenen, schmutzverkrusteten Stiefeln reichte.
    »Gnade!«, bettelte er mit dünner Stimme. »Gnade!«
    »Er ist vor zwei Tagen in Guet d’Aëd gewesen und hat dort nicht nur Einkäufe gemacht, dieser Feigling. Er ist ein Verräter«, wetterte der andere Mann.
    Meurnau trat auf den Alten zu und packte ihn am Hals.
    »Also?«
    »Ich habe … ich habe … O bitte!«, winselte Bastian.
    »Was hast du getan?«, knurrte der Hauptmann.
    »Er hat uns verkauft«, brüllte einer der Soldaten.
    »Nein, ich habe … ich habe nur gesagt …«
    »Was zum Donnerwetter hast du gesagt?«, schnauzte Meurnau.
    Eine Stimme von draußen beendete das Verhör.
    »Alarm! ALARM! Die Kaiserlichen kommen.«
    »Das habe ich nicht gewollt«, schluchzte Bastian. »Er hat mir Geld für meine Familie gegeben. Ich habe ihm gesagt, dass Ihr in Braquenne seid und Laerte von Uster schützt. Dafür hat er mir Geld gegeben. Meine Familie brauchte etwas zu essen. Der Winter ist hart, Herr, und …«
    »Wer hat dir Geld gegeben?«
    »Hauptmann Etienne Azdeki«, flüsterte der alte Mann.
    »Gegen einen Ritter, der den Odem benutzt, können wir nichts ausrichten«, sagte Madog leise.
    »Laerte!«, rief Meurnau.
    Draußen sammelten sich die Soldaten im Licht der Fackeln. Azdeki war im Anmarsch.
    An die Aufregung, die folgte, konnte sich Laerte später kaum richtig erinnern. Soldaten zückten ihre Schwerter, Dörfler rannten herbei. Der Lärm nahm ständig zu. Plötzlich hob Meurnau den Jungen hoch und schleppte ihn ans andere Ende des Raums, wo sich eine kleine Tür befand.
    »Ihr müsst fliehen, Laerte«, sagte er.
    Als sich der Junge nicht rührte, erhob er die Stimme.
    »Hört Ihr, Laerte. Azdeki ist im Anmarsch. Ich weiß nicht, ob wir ihm standhalten können. Ihr müsst fliehen. Zumindest können wir ihn eine Zeit lang aufhalten. Flieht, Laerte! Flieht!«
    Aber Laerte

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