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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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sich der Trubel um seine Familie endlich legte.
    Tag um Tag übte Laerte mit Madog.
    »Hoch mit dem Schwert«, rief der Riese. »Und gut festhalten. Mensch, Meurnau hat mir zwar gesagt, dass du ein Tollpatsch bist, aber nicht, dass es so schlimm ist.«
    Viele Wochen gingen ins Land.
    »Haltung bewahren!«, schimpfte Madog. »Halt dich doch gerade, verflixt!«
    Auf das Frühjahr folgte der Sommer.
    »Los, Laerte«, feuerte Esyld ihn an. Sie saß auf einem Fass und schaute ihm zu. »Los! Verteidige dich!«
    »Du musst besser parieren!«, befahl Madog.
    Obwohl sich der Junge allmählich verbesserte, so war er doch immer noch alles andere als ein guter Schwertkämpfer. Nicht nur, dass es ihm an Gewandtheit fehlte – er führte die Schrittfolgen zur Verzweiflung seines Lehrers mechanisch und hölzern aus. Möglicherweis würde er seinem Vater nie das Wasser reichen können.
    Nach dem Sommer wurde es wieder Herbst, dann Winter. Meurnau hatte sich mit vielen Dörfern verbündet. Der Widerstand gegen den Kaiser wuchs. Auch einfache Bauern waren bereit, zu den Waffen zu eilen. Eine lange zurückgehaltene Wut brach sich Bahn. Noch immer hatten die Leute den Tod ihres Grafen nicht akzeptiert, und die Vorstellung, dass sein Sohn Laerte den Aufstand an der Seite seines Gardehauptmanns anführen konnte, machte sie kühner denn je. Hinzu kamen schreckliche Gerüchte über den Tod von Laertes Mutter und Schwester. Man sprach über Misshandlungen zweier unschuldiger Frauen, über Barbarei und Grausamkeit. Das Kaiserreich hatte keine Daseinsberechtigung mehr, wenn diejenigen, die ihm dienten, sich ihren niedrigsten Instinkten hingaben. Schon bald wollte der Hauptmann Guet d’Aëd zurückerobern. Seine Armee stand.
    Eines Abends nahm Laerte zum zweiten Mal an einer Versammlung von Meurnau und seinen Männern teil. Sie fand in einem der größten Häuser von Braquenne statt, in dem ein großer Kamin wohlige Wärme verbreitete. Man hatte ihn nicht ausdrücklich eingeladen. Eigentlich war er nichts weiter als ein Symbol für den Rest der Salinen. Sein wahres Ich jedoch verschwand hinter einer größeren, schöneren und älteren Gestalt. Zu diesem Zeitpunkt war ihm noch nicht bewusst, dass er sich zugunsten eines Trugbilds aufgelöst hatte. Er saß bei den anderen und genoss eine heiße Suppe, während Esyld am Feuer saß und seine Jacke flickte.
    »Im Frühjahr greifen wir an«, erklärte Meurnau. Er stand an einem Tisch und stützte die Arme auf eine Karte der Salinen.
    Seine Vertrauten, unter ihnen auch Madog, saßen um ihn herum und hörten ihm aufmerksam zu. Einige waren eigens aus den Nachbardörfern gekommen, wo sie die Bewohner ins Kriegshandwerk einwiesen. Seit einiger Zeit nahmen die Scharmützel zu, und man munkelte, dass Azdeki langsam Zweifel kamen, dass er die Ruhe in der Region wiederherstellen könne.
    »Wir werden Guet d’Aëd umzingeln, ohne dass sie es merken, und zwar von hier und hier aus.« Er zeigte auf zwei Punkte der Karte.
    »Sie ahnen nicht, dass das gesamte Volk bereit ist zu kämpfen«, sagte er zufrieden. »Auch in den benachbarten Grafschaften kommen den Menschen allmählich Zweifel, ob die Entscheidungen des Kaisers wirklich gut bedacht sind. Und wenn das Volk erst einmal zweifelt …« Er vollendete den Satz nicht.
    Laerte saß vor dem Feuer und hörte nur mit halbem Ohr zu. Er beobachtete Esyld, die einen Flicken auf seine zerrissene Jacke nähte. Als sie fertig war, reichte sie ihm die Weste mit einem kleinen Lächeln.
    »Hier, stolzer kleiner Mann. Damit du nicht frierst.«
    »Danke«, sagte er schüchtern.
    Die Flammen knisterten und fraßen sich begeistert in ein dickes Holzstück. Ihr warmes Licht spiegelte sich in Esylds Augen. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Immer noch hoffte er, eines Tages mehr in ihnen zu lesen als einfach nur Zuneigung. Vielleicht sollte er ihr gestehen, was er empfand. Oder sie einfach küssen. Ja, am besten, er fragte sie, ob sie ihn ins Nachbarhaus begleiten würde, wo er schlief. Auf der Vortreppe dann würde er einen Kuss auf ihre weichen Lippen drücken. Sicher würde sie ihn nicht zurückweisen. Sie hatte sich mit ihm beschäftigt, und zwar bestimmt nicht nur aus Mitleid. Sie liebte ihn. Etwas anderes konnte es gar nicht sein. Er würde sie einfach fragen. Es musste sein.
    Ja, so würde er es machen.
    »Esyld …«, flüsterte er.
    »Esyld, geh Holz holen«, befahl eine Stimme hinter ihnen.
    Die feste Hand von Meister Orbey legte sich auf die Schulter des

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