Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
angekratzt zu werden.
Jetzt erreichten die aufgebrachten Tiere die Gräben. Hinter ihnen näherten sich die Trommeln der Aufständischen. Wütende Rouargs bissen und trampelten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Männer schrien vor Angst. Ein junger Soldat steckte im Maul eines blutrünstigen, mit sinnlos vergeudeten Speeren gespickten Rouargs und brüllte vor Schmerz, bis das Tier den Kopf schüttelte und den Jüngling viele Meter weit fortkatapultierte. Beim Aufprall am Boden wurde er zerschmettert und verstummte. Ein roter Blutfaden sickerte aus seinem Mund über seine weiße Haut.
Das Feuer entfachte die blinde Wut der Rouargs, und in ihrer eigenen Panik verbreiteten sie Panik. Nachdem sie das Lager niedergetrampelt hatten, flohen die meisten in die Weiten der Sümpfe.
»Aus dem Weg! Aus dem Weg!«, befahl Dun-Cadal. Soldaten hatten einen einzelnen Rouarg eingekreist.
Er zeigte seine Reißzähne, die großen Nasenlöcher bebten, und die schwarzen Stacheln sträubten sich auf seinem Rücken. Für einen Sekundenbruchteil schien er die Augen zusammenzukneifen – dann stürmte er los. Dun hatte gerade noch Zeit, ihm auszuweichen. Die drei Soldaten neben ihm waren nicht schnell genug und wurden unter seinen riesigen Vorderfüßen zermalmt.
Sofort schloss sich der Kreis wieder. Dun wählte die Flanke, um dem Tier den Todesstoß zu versetzen, doch sein Panzer wurde nicht einmal angekratzt. Der Rouarg brüllte auf und drehte sich um. Der General sprang zurück. Lanzen zerbrachen im dichten Stachelfell des Monsters, das immer wütender wurde und schließlich den Kreis durchbrach. Mehrere Soldaten wurden totgetrampelt, andere von den messerscharfen Zähnen zerrissen. Der Rouarg bäumte sich auf, und in diesem Augenblick erkannte Dun seinen Schwachpunkt. Der Bauch. Die letzte Möglichkeit. Er musste genau zielen, dorthin, wo die Haut so dünn war, dass dunkle Adern hindurchschimmerten. Konzentriert stürmte er auf das Ungeheuer zu.
Spür den Odem. Sei der Odem. Spür ihn, Grenouille!
Sein Herz schlug so langsam, dass er es kaum noch fühlte. Jede Geste, jede Handlung um ihn herum verlief so gemächlich, wie eine Schnecke über ein Blatt kriecht.
Der Zauber ist in dir. In deinem Atem, den du ausstößt.
Erneut bäumte sich der Rouarg mit weit aufgerissenem Maul auf.
Es ist, als würdest du musizieren, Grenouille. Es genügt nicht, nur zuzuhören. Spüre die Musik. Legato!
Er ließ sich zu Boden fallen und kroch über die feuchte Erde vorwärts. Die Zeit schien stillzustehen. Brandgeruch lag in der Luft. Die Wolken reflektierten den Widerschein der Feuer.
Stakkato!
Glut wirbelte auf. Das Herz des Generals schlug wieder schneller, und jetzt spürte er alles, nahm jede Bewegung wahr und sah alle seine Handlungen voraus. Er beugte sich so weit wie möglich zurück, zielte auf den dargebotenen Leib des Rouarg und stieß mit aller Macht zu.
Spür den Odem, Grenouille. Atme das Leben. Atme seinen Rhythmus … Und dann schlag zu!
Als die Klinge seinen Körper durchbohrte, reckte der Rouarg das Maul in die Luft und brüllte vor Schmerz auf. Dun ließ sich zur Seite rollen, um nicht zerquetscht zu werden. Mit einem gellenden Schrei brach das Untier zusammen.
»Sie kommen!«
»Alle Mann auf Posten! Hellebarden her! Wir brauchen Hellebardiere.«
»Stellung halten!«
Die Befehle schafften es kaum, das Dröhnen der Trommeln zu übertönen. Dun lag auf den Knien im Schlamm und betrachtet den Kadaver des Rouarg. Als er gerade aufstehen wollte, bohrte sich ein Pfeil unmittelbar neben seinem Fuß in den Boden.
»Dun-Cadal!«, rief Negus hinter ihm. »Dun-Cadal!«
Der General kroch rückwärts in einen der Schützengräben zu seinem Freund und sah, wie Tausende notdürftig ausgerüsteter Soldaten zum Klang einer Trommel auf sie zumarschierten. Hinter ihnen war das Spannen von Bogensehnen zu hören. Eine Wolke aus Pfeilen stieg auf, zerschnitt die Rauchwolken mit einen durchdringenden Sirren, ging auf die Soldaten nieder, durchlöcherte Rüstungen und Schilde und bohrte sich in die feuchte Erde.
Es war der Beginn des Kampfs um die Salinen, das erste Aufeinandertreffen der beiden Armeen, und es wurde eine kurze, aber blutige Schlacht. Zwar waren die kaiserlichen Truppen zahlenmäßig überlegen, doch die Aufständischen hatten die Überraschung auf ihrer Seite. Nachdem die Flucht der Rouargs riesige Breschen in die kaiserlichen Linien geschlagen und die Artillerie der Aufständischen das Lager in Brand
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