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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Azdeki ging es um mehr. Eines Tages würde vermutlich Blut fließen.
    »Geht es dir so sehr gegen den Strich, dass der Kaiser selbst ihn zum Ritter geschlagen hat?«, fragte er seinen Freund.
    Dun antwortete nicht sofort. Vorsichtig streifte er die eisernen Handschuhe ab und seufzte tief auf, ehe er sich Negus zuwandte.
    »Mein Großvater war Hauptmann, wusstest du das? Er hat damals gegen das Königreich Toule gekämpft.«
    Mit einem seltsamen Lächeln blickte er sich im Zelt um.
    »Er war der Stammvater des Hauses Daermon. Ach ja, die Leute aus Toule … Sie waren sehr widerstandsfähig, diese Ungläubigen.«
    Die Eroberung von Toule war eine göttliche Mission gewesen. Es ging darum, dem Volk das Licht der Götter und das Heilige Buch zu bringen. Gerührt dachte Dun an seinen Vorfahren und den Krieg für eine gerechte Sache. Der Opferbereitschaft seines Großvaters hatte das Haus Daermon seine Erhebung in den Adelsstand zu verdanken.
    »Nach der Einnahme von Toule fand er in der Stadt eine gigantische Bibliothek vor«, fuhr Dun fort. »Die Leute schrieben ihre Bücher tatsächlich selbst. Kannst du dir das vorstellen? Sie haben sich dieses Recht einfach genommen. Was für eine …«
    Seine Stimme versagte.
    »Natürlich hat mein Großvater die Bücher verbrannt«, fuhr er schließlich mit einem zufriedenen Nicken fort. »Er hat sie alle verbrannt. Dabei wurde er von der Armee von Toule überrascht, und in diesem Kampf hat er seinen Arm verloren.«
    »Ich weiß um den Einsatz deines Großvaters für das Kaiserreich. Aber darum geht es hier nicht.«
    »Doch«, beharrte Dun. »Genau darum geht es. Unter den Azdekis gab es große Ritter und hervorragende Staatsmänner, aber Etienne gehört nicht zu ihnen. Hat er je gekämpft, ehe man ihm die Salinen anvertraute? Hat er irgendwann einmal Mut bewiesen? Zwar hat seine Familie gegen die einfallenden Nâagas gekämpft, aber er selbst ist vor ihnen davongerannt. Er gehört zu der Sorte Mensch, die dafür sorgen wird, dass das Kaiserreich eines Tages zerfällt, Negus. Nicht alle Adligen sind Ritter, aber alle Ritter hätten einen Titel verdient.«
    »Er war auf der Akademie, wie wir alle«, entgegnete Negus ruhig.
    Er trank einen Schluck Wein und blickte Dun-Cadal an, der mit gesenktem Kopf und zusammengepressten Lippen auf dem Schemel saß.
    »Er hat den Ritterschlag verdient.«
    »Aber unter seinem Befehl sterben Soldaten.«
    »Unter deinem auch.«
    »Aber zumindest nicht sinnlos«, wandte Dun ein. »Würdest du Etienne Azdeki dein Leben anvertrauen? In einer Schlacht? Würdest du es tun? Ganz ehrlich, Negus?«
    Er hob den Kopf und sah seinem Freund in die Augen. Jetzt endlich besänftigte sich sein Zorn, denn er wusste, dass er das richtige Argument gefunden hatte.
    »Nein«, musste Negus zugeben.
    »Niemand würde es freiwillig tun«, trumpfte er auf. »Niemand. Er verfügt weder über das nötige Charisma, noch trifft er im Augenblick der Gefahr die richtige Entscheidung.«

    Erst Wochen später sollte Dun begreifen, wie sehr er sich in Etienne Azdeki getäuscht hatte. Das war, ehe er den Jungen traf.
    Auch wenn es Kay nicht gelungen war, eine Brücke über den Seyman zu bauen, um weiter ins Gebiet der Salinen vorzudringen, so hatte man die Idee noch nicht gänzlich aufgegeben. An der Spitze des nächsten Vorstoßes standen Tomlinn, Azdeki und Dun-Cadal. Um den Konflikt endlich zu beenden, musste die Stadt Guet d’Aëd eingenommen werden, die auf der anderen Seite des Flusses lag.
    Vorsichtig zog eine Kolonne von rund sechzig Mann die vorgefertigten Brückenteile durch die Sümpfe. Die drei Befehlshaber begleiteten sie zu Pferde und bemühten sich, ihre Soldaten anzuspornen. Nur selten wurde ihr Ton lauter. Ihnen war bewusst, welch schwere Aufgabe die Männer verrichteten, die nicht nur Rüstung und Waffen, sondern auch eine schwere Holzkonstruktion durch den stinkenden Schlamm zu schleppen hatten. In diesem Gebiet mischten sich Salzsümpfe und Moor.
    Sie waren nur noch eine knappe Stunde von ihrem Ziel entfernt, als Dun-Cadal, der als Späher vorausritt, eine Bewegung zwischen den Binsen auffiel. Er wendete sein Pferd und ritt zurück zu Tomlinn, der die Kolonne anführte.
    »Wir werden beobachtet.«
    »Ich dachte mir schon so etwas«, antwortete Tomlinn ernst. »Wie viele sind es deiner Ansicht nach?«
    »Das kann ich nicht sicher sagen. Vielleicht ein knappes Dutzend. Späher, nehme ich an«, antwortete Dun halblaut.
    In westlicher Richtung bewegten sich die hohen

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