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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Leibwächter des Herzogs so ernst, dass er nicht einmal für Laerte eine Ausnahme machte. Oder gab es vielleicht einen anderen Grund für sein unwirsches Gesicht?
    Genervt von dem fröhlichen Geschrei nebenan setzte sich Laerte auf das rote Sofa des kleinen Salons. Nach seiner Rückkehr aus dem Norden hatte er gerade einmal fünf Stunden Zeit gehabt, sich in seinen eigenen Gemächern einigermaßen auszuschlafen, als Rogant schon wieder vor der Tür stand, um ihn abzuholen.
    »Wir glauben, dass in den Drachen die Seelen unserer Vorfahren weiterleben«, sagte der Nâaga plötzlich mit brüchiger Stimme.
    Laerte nickte, ohne ihn anzuschauen. Das war es also. Natürlich kannte er die Nâaga-Kultur, und natürlich wusste er, was seine Tat für seinen Freund bedeutete.
    »Du glaubst also, ich hätte ihn getötet«, sagte er.
    »So lauten die Gerüchte. Kaum jemand ahnt, dass du selbst damit zu tun hast, obwohl dein Meister eine Menge herumerzählt. Aber wenn ich überhaupt jemanden für fähig halte, einen roten Drachen zu besiegen, dann dich«, erwiderte Rogant immer noch vorwurfsvoll.
    Obwohl es nicht als Kompliment gemeint war, fühlte sich Laerte geschmeichelt. Er lächelte leicht, ließ sich zurücksinken und breitete die Arme über die Rückenlehne des Sofas.
    »Seit unserer Abreise wurde Kapernevic nicht mehr angegriffen.«
    »Drachen greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Deiner hat sich nur verteidigt, und Stromdag hat sich seiner Reaktion bedient.«
    »Das weiß ich«, nickte Laerte.
    »Es war nicht notwendig, ihn zu töten.«
    »Auch das weiß ich.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und zwinkerte dem Freund zu.
    »Mach dir keine Sorgen um deinen Saurier. Du wirst ihn noch ein paar Jährchen verehren können.«
    Rogant starrte ihn an. Falls er Befriedigung verspürte, hütete er sich, sie zu zeigen.
    Nebenan wurde es so laut, dass die Tür in den Angeln zu erzittern schien. Musik erklang. Viele Leute klatschten, manche lachten so, dass sie kaum noch Luft bekamen. Falls De Page vorhatte, Laertes Sympathie mit dem Versprechen ausgelassener Feste zu gewinnen, so hatte er sich gründlich getäuscht.
    Laerte war dem Herzog noch nie persönlich begegnet und verließ sich daher auf die Aussagen seines Meisters. Was Dun über den frischgebackenen Herzog zu berichten hatte, war allerdings alles andere als ruhmreich.
    »Wieso? Was hast du gemacht?«, erkundigte sich Rogant, ohne dass sein Gesicht auch nur eine Spur Neugier ausdrückte.
    Hinter den dicken, roten Vorhängen wurde eine Stimme laut.
    »Natürlich komme ich zurück! Keine Sorge. Ich bin gleich wieder bei euch, meine Kätzchen.«
    Die Worte schienen über die Zunge des Sprechers zu stolpern. Der Mann war offenbar betrunken. Laerte warf einen kurzen Blick auf den Vorhang. Als nichts weiter geschah, antwortete er auf Rogants Frage.
    »Ich habe ihn nicht getötet. Ich glaube, ich hatte nicht die Kraft dazu«, gestand er leise. »Ich habe ihn bezwungen, Rogant. Es ist mir gelungen, ihn zu bezwingen. Und jetzt, seit sich Stromdag nicht mehr in seinem Territorium aufhält, dürfte sein Nest auch nicht mehr in Gefahr sein, oder?«
    Rogant zog zunächst die Augenbrauen hoch, dann nickte er. Ein dankbares Lächeln erhellte sein Gesicht.
    »Einen Drachen zu bezwingen bedeutet, erwachsen zu werden«, erklärte eine trunkene Stimme.
    Laerte fuhr zusammen. Ein kaum zwanzigjähriger Mann trat zwischen den roten Samtvorhängen hindurch. Er schwankte gefährlich. Ungelenk zerrte er sich die Maske vom Gesicht. Er trug einen hohen Brustharnisch zu Reithosen und passte damit ins gängige Bild des Adels von Emeris, der sich häufig eher alltäglich als elegant kleidete. Trotzdem hätte er selbst in Lumpen noch edel ausgesehen. Sein einzig erkennbarer Luxus war ein goldener Siegelring. Das kurz geschnittene Haar war mit einem duftenden Öl behandelt und glänzte.
    Laerte stand zwar sofort auf, ließ sich aber nicht zu einer Verbeugung herab. Der junge Edelmann schien sich nicht daran zu stören. Er steuerte auf einen kleinen Tisch zu, auf dem eine Likörflasche und zwei Kristallschalen standen. Sein Gang wurde zusehends sicherer.
    »In der Literatur der Cagliere-Zeit haben Philosophen den Drachen mit unserer inneren Wut verglichen, die sich dann erhebt, wenn die Welt eine wirkliche Bedeutung gewinnt«, fuhr er mit teigiger Stimme fort und legte seine Maske neben den Kristallschalen ab.
    Nachdem er die beiden Gläser gefüllt und Laerte eines gereicht hatte, wirkte er plötzlich

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