Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Höchst intelligent, bösartig und ein politisches Genie – aber eben ein Schwein. Kurz und gut …« Er nickte und lächelte Laerte zu. »Wir sind nicht hier, um von der Vergangenheit zu reden, sondern von der Zukunft«, fuhr er fröhlich fort. »Ich habe gehört, dass General Dun-Cadal Daermon darauf besteht, dass Ihr bald den Treueid ablegt.«
Laerte zuckte mit keiner Wimper, doch seine Kehle war plötzlich staubtrocken. Keine Sekunde wandte er den Blick von De Page und versuchte, irgendein Anzeichen des Verrats zu entdecken.
»Ich weiß viele Dinge. Bei meinen Festen fließen die Informationen ebenso üppig wie der Wein«, erklärte De Page, als wolle er allen Fragen Laertes zuvorkommen. »Meinen Glückwunsch, dann seid Ihr also bald Ritter. Nachdem die Gerüchte außerdem berichten, dass sich die Aufständischen der Kaiserstadt nähern, dürftet Ihr dann wohl das Privileg haben, in der ersten Reihe zu stehen. Damit seid ihr natürlich von jedem bösen Verdacht bezüglich Eurer Herkunft befreit.«
»Verdacht!«, presste Laerte hervor.
»Die Schlinge um die Verschwörer zieht sich immer enger zusammen. Vor allem um diejenigen, die aus Eurer Region stammen und die Seine Kaiserliche Majestät geruhte, in dieser schönen Stadt willkommen zu heißen.«
»Ich diene Asham Ivani Reyes«, stellte Laerte kühl fest. Seine Hände waren feucht. Er saß steif wie ein Stock, doch sein Herz hämmerte wild. »Ich bekämpfe den Aufstand«, fügte er hinzu.
»Soweit ich gehört habe, war Euer Graf sehr beliebt.«
Laerte dachte lange über eine Antwort nach. Was er dann sagte, klang wie ein Peitschenhieb. »Er war ein Verräter!«
Die Erinnerung an das Geräusch der sich unter den Füßen seines Vaters öffnenden Klappe bohrte sich in seinen Schädel. Hoch erhobenen Hauptes musterte er De Page. Koste es, was es wolle – er würde sich nicht verraten.
»Ich diene dem Kaiserreich und werde es bis zum letzten Atemzug verteidigen.«
Vor seinem geistigen Auge tauchten sein Vater und sein Bruder auf, wie sie am Galgen baumelten, und erneut durchlebte er die entsetzliche Angst seiner Flucht in die Sümpfe, als Azdeki hinter ihm her war.
Der Herzog hob die Augenbrauen. »Seid Ihr es selbst, der da spricht? Oder doch eher General Dun-Cadal Daermon? Eure Stimme klingt nicht eben begeistert.« Er wies auf die Tür. »Sicher kennt Ihr Rhunstag. Den großen und starken Rhunstag. Aber noch nicht einmal er hält diese Art von Propagandarede«, sagte er ruhig. »Einzig Euer Meister ist noch so blind. Ganz auf sich allein gestellt wird allerdings auch er Reyes nicht retten können.«
Laerte wusste nicht, was er sagen sollte. Er suchte in Rogants Gesicht nach einem Lächeln oder einem Blick, der ihm verraten konnte, was man von ihm erwartete. Doch er sah nichts als reglose Tätowierungen, geschlossene Lippen und schwarze Augen, die jede seiner Bewegungen verfolgten.
»Alle warten auf den Fortgang der Ereignisse. Ganz besonders diejenigen, die sich heute Abend auf den Po klatschen lassen und sich morgen wieder überaus ernst und würdig geben«, fuhr De Page fort. »Die Leute sind wirklich sehr anpassungsfähig. Geradezu verblüffend. Eigentlich ist es witzig. Aber das darf man ihnen keinesfalls zu verstehen geben. Sie würden es für Spott halten.«
Wollte der Herzog Laerte etwa zwingen, sich zu erkennen zu geben? Oder war es seine Art, seine Parteizugehörigkeit zu zeigen? Laerte bemühte sich, seinem Blick standzuhalten, doch sein Unbehagen wuchs. Was sollte er tun? Und wie antworten? Und was erwartete Rogant von ihm? War der Nâaga nicht sein Freund?
»Was natürlich durchaus stimmt«, fuhr De Page fort. Er erschien plötzlich nachdenklich. »Kurz und gut …«
Wieder tat er so, als nippe er an seinem Glas. Dann befeuchtete er seine Lippen.
»Ihr gebt Euch Mühe, das zu verteidigen, woran Ihr glaubt, Grenouille. Aber es spielt keine Rolle mehr. Ihr seid ungefähr wie ein winziger Stein in einem Bachbett. Ein kleines Hindernis, das den Lauf des Wassers in keiner Weise beeinflusst. Habe ich nicht recht?«
Laerte warf Rogant einen Blick zu. Wollte er denn nicht endlich einschreiten? Ihm wenigstens ein kleines Zeichen geben – ein Wort, einen Blick? Irgendetwas, damit sich Laerte nicht so in die Enge getrieben fühlte?
»Ich hoffe, dass Ihr die richtige Wahl trefft, wenn der Aufstand Emeris erreicht«, sagte De Page. Es klang ehrlich. »Immerhin seid Ihr – werdet Ihr demnächst, sollte ich vielleicht besser sagen – ein
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