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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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großer Ritter. Rogant hat mir nur das Allerbeste von Euch berichtet. Und Kapernevic hat meine Einschätzung noch bestätigt. Genau darüber wollte ich übrigens mit Euch reden.«
    Die Kristallschale! Die Schale auf der Armlehne war plötzlich leer. Die Zeit, Rogant einen Blick zuzuwerfen, hatte genügt, um den gesamten Inhalt verschwinden zu lassen. Aber wohin? Hatte De Page das Glas etwa in einem Zug geleert? Sicher nicht. Von Anfang an hatte er nur so getan, als würde er nippen, und hatte alles daran gesetzt, dass Laerte es bemerkte.
    Trunkenheit war eine Möglichkeit, Tatsachen unter den Teppich zu kehren. Der Rest war Illusion. Wie im Festsaal nebenan hatte De Page auch hier zu einem Täuschungsmanöver gegriffen. Laerte hatte sein Glas nicht angerührt, aber das galt durchaus nicht für die anderen Gäste des Herzogs. Die Zungen lockerten sich. Laerte lauschte.
    Erneut warf er dem Nâaga einen Blick zu. Dieses Mal nickte Rogant und lächelte.
    »Gut, also dann Kapernevic«, murmelte Laerte. Allmählich erwachte sein Interesse.
    »Dieser Aladzio – wusstet Ihr, dass er in den Diensten meines Vaters stand?«
    Er ließ Laerte keine Zeit für eine Antwort.
    »Ja, natürlich wisst Ihr das«, nickte er. »Nun war es aber so, dass mein Vater seinen Vertrag mit dem Erfinder an eine andere Familie abgetreten hatte. Damit der Abschluss gültig wurde, war es wichtig, dass Aladzio lebend zurückkehrte. Ich bin Euch daher sehr dankbar, dass Ihr ihn beschützt habt. Ein Mann von großem Nutzen.«
    In De Pages Augen lagen weder Ironie noch Verachtung.
    »Von großem Nutzen«, wiederholte er mit klangloser Stimme. »Trotzdem muss ich immer wieder feststellen, dass er ein Irrer ist. Bekannt wie ein bunter Hund. Ich bin froh, dass er nicht mehr für mich arbeitet.«
    »Tatsächlich«, stellte Laerte trocken fest.
    »Wie denkt Ihr darüber?«, fragte De Page sofort.
    Im Festsaal ging es immer höher her. Musik, Lärm, Lachen, Klatschen. Ohne Unterlass, wie der Schlag eines Herzens.
    »Was ich denke, ist nicht wichtig.«
    »Ganz im Gegenteil«, gab De Page zurück und beugte sich vor. Er verschränkte die Hände und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sein Lächeln war verschwunden.
    »Diese Leute kommen nur zu meinen Festen«, sagte er und warf einen Blick zur Tür, »weil sie genau wissen, dass niemand etwas anderes von ihnen sieht als die Maske, die sie tragen. Nichts anderes zählt jetzt mehr, nichts ist wichtiger, Grenouille. Aladzio ist für mich ein Verrückter und wird es auch bleiben. Nur ein völlig Zurückgebliebener hätte diese Arbeiten hier zurücklassen können.«
    Er warf Rogant einen Blick zu. Der Nâaga verschwand hinter dem roten Vorhang und kam mit einer Pergamentrolle zurück.
    »Ich glaube eigentlich nicht, dass diese Skizzen irgendwie nützlich sind«, bemerkte De Page und legte die Rolle auf das Kanapee. »Für mich sind es lediglich hässliche Zeichnungen.«
    Mit den Fingerspitzen begann Laerte, die Pergamente auseinanderzurollen. Die Zeichnungen stellten eine merkwürdige, längliche Struktur dar. Am Seitenrand befanden sich hastig hingekritzelte Notizen.
    »Und dann dieses Pulver, von dem er ganze Tage faselte, ehe mein Vater ihn nach Kapernevic schickte!« De Page verzog verächtlich das Gesicht. »Aladzio war sicher, ein Pulver gefunden zu haben, mit dem man Kugeln aus diesem … Ding da schießen konnte.«
    Mit dem Kinn deutete er auf die Pläne.
    »Ich sehe in diesem Zeug nur dumme Kritzeleien, aber Aladzio war überzeugt, dass er eine Waffe erfunden hatte, mit der man diesen Krieg beenden könnte, und …«
    Er brach ab. Nachdenklich runzelte er die Stirn und legte den Zeigefinger an die Lippen.
    »Kurz und gut, sicher versteht Ihr, wie lächerlich mir die ganze Sache vorkommt. Ein langes Rohr, das unsere Katapulte altertümlich aussehen ließe – also, ich finde das absurd. Dass er die Pläne einfach hier zurücklässt, auch auf die Gefahr hin, dass sie in die falschen Hände geraten, halte ich für einen schlagenden Beweis für seine Dummheit.«
    De Page stand auf und ging hoch aufgerichtet auf Rogant zu. Der Nâaga zuckte mit keiner Wimper.
    »Bringt Aladzio dieses Gekritzel zurück. Ich will nichts mehr davon hören.«
    »Wartet«, schritt Laerte ein.
    Der Herzog drehte sich um.
    »Warum?«, fragte Laerte und betrachtete die perfekten Skizzen der sogenannten Kanone. »Warum versteift Ihr Euch darauf, dass diese Dokumente keinen Wert für Euch besitzen?«
    »Das ist nicht die Frage, die Ihr

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