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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Nächten wetteiferte Masalia mit dem Sternenhimmel.
    Logrid!
    »Und dann habe ich dich gesehen«, erinnerte sich der General mit leiser Stimme.
    Du verfluchter Schweinehund! Logrid!
    »Du dachtest, du verfluchst Logrid. Aber in Wirklichkeit hast du mich verflucht, Dun.«
    Er sah den alten General wieder vor sich, wie er von Soldaten zur großen Flügeltür begleitet wurde und tausend Verwünschungen ausstieß. Er hatte die Augen abgewandt, weil er weder die Tränen seines Meisters noch sein vom Hass verzerrtes Gesicht ertrug.
    »Ich war verletzt, Sumpfschnepfe«, erklärte er ernst. »Ich hatte das Gefühl zu stürzen, zu fallen, zu straucheln, zu …«
    Er musste Luft holen. Es war so schmerzhaft gewesen, dass er nicht nur daran dachte, sondern jeden Augenblick noch einmal erlebte.
    »Ich war vierzehn Jahre alt, als ich dich rettete. An jenem Tag war ich kaum siebzehn. Und der Kaiser saß nur wenige Schritte entfernt. Nur wenige Schritte.«
    Er schwieg einen Augenblick, ehe er fortfuhr.
    »Sie haben in den Salinen meinen Vater und meinen Bruder erhängt.«
    »Ich weiß. So entsprach es dem Gesetz.«
    »Entsprach es auch dem Gesetz, dass meine Mutter vergewaltigt wurde?«
    Er warf dem alten Ritter einen düsteren Blick zu. Dun verbarg seine Überraschung hinter einer verschlossenen Miene, doch Laerte wusste, dass sein Meister erst jetzt begriff, welch schreckliche Strafe über die Familie Uster hereingebrochen war. Und sie hatte nichts mit unerwünschten Ideen, dem Wunsch nach Veränderung oder den Anfängen einer Republik zu tun.
    »Meine kleine Schwester war erst vier Jahre alt«, berichtete Laerte mit bebender Stimme.
    Die Soldaten hatten Gräueltaten begangen, die von den Machthabern zynisch toleriert wurden und jedem bewusst machten, dass es keinen sauberen Krieg gab, dass jede Art von Gewalt neue Gewalt erzeugte und dass Grausamkeit zwar unentschuldbar, aber leider auch unausweichlich war.
    Mit zugeschnürter Kehle und Tränen in den Augen trat Laerte einen Schritt auf Dun zu.
    BAM!
    »Sie haben sie wie Vieh an eine Tür genagelt.«
    BAM!BAM!
    Er wandte sich ab, versuchte sich zu beruhigen und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Ich habe gewartet. Ich habe den folgenden Tag abgewartet.«
    »Grenouille«, murmelte der General. »Das alles wusste ich nicht. Ich …«
    »Ich habe gewartet, bis der Angriff begann«, fuhr Laerte fort, als hätte er nichts gehört.
    »Logrid! Bleib bei mir! Ich muss die Stadt sofort verlassen.«
    Er beugte sich zu Dun hinunter. »An jenem Abend habe ich erfahren, wie eng die Familie Reyes und meine eigene verbunden waren.«

9
    DAS ENDE EINER ÄRA
    Eines Tages werdet Ihr mich verstehen.
    Ganz bestimmt.
    Ich werde der größte Ritter sein,
    den die Welt je gesehen hat.

    L ogrid?«
    Die Stimme zitterte und klang schrill – bemerkenswert schrill für jemanden, der über die ganze Welt regierte. Vor Laerte stand eine armselige Gestalt in einem langen, schwarzen Gewand. Eine goldene Maske verbarg das Gesicht. Draußen schlugen Geschosse ein. Steine und Staub wurden auf den Balkon geschleudert. Zuckendes Mündungsfeuer warf flackernde Schatten durch den leeren Thronsaal.
    Kaiser Asham Ivani Reyes hatte jeglichen Glanz verloren. Er presste einen verkrümmten Arm gegen die Brust, und sein Rücken war so verdreht, dass eine seiner Schultern viel höher stand. Plötzlich war er nur noch ein Ungeheuer von bemitleidenswerter Hässlichkeit.
    Noch tags zuvor hatte Laerte gegen den Wunsch angekämpft, den Kaiser an der Kehle zu packen und ihm sein Schwert ins Herz zu bohren. Aber nach seiner Verwundung war er so schwach, dass er sich nicht für fähig hielt, es mit der kaiserlichen Leibwache aufzunehmen.
    Und so hatte er es vorgezogen, zu warten und sich auszuruhen.
    Als die ersten Kanonensalven ertönten und die Generäle den Palast verließen, um die Festungsmauern von Emeris zu verteidigen, hatte er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Obwohl die Schulterwunde unter der Bandage noch immer nässte und dumpf schmerzte, war er entschlossen, dieses Mal keinen Rückzieher zu machen.
    »Logrid? Was machst du da?«
    In heller Panik stürzte Reyes in den Thronsaal und bekam noch größere Angst, als sich Laerte mit gezücktem Schwert vor ihm aufbaute.
    »Wir müssen aus Emeris fliehen. Die Truppen Laerte von Usters stehen vor den Toren, und ich kann nicht …«
    Laerte streifte die Kapuze ab und musterte den Kaiser mit schweißgebadetem Gesicht.
    »W-w-er bist du?«, stotterte Reyes

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