Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
Vom Netzwerk:
dann dieser unerträgliche Schmerz! Alles sollte endlich aufhören …
    Nein! Er war noch nicht bereit, unterzugehen. Er musste nur tief Luft holen, aus vollen Lungen atmen und dann diese Klinge in seinem Körper bekämpfen. Kämpfen – das hatte er in den vergangenen Jahren gelernt. Kämpfen, um seine Familie zu rächen. Seinen am Galgen erhängten Vater, dessen Bild ihn noch immer heimsuchte. Seinen Bruder, der ebenfalls am Galgen gestorben war. Seine Mutter. Wie sie geschrien hatte! Seine kleine Schwester, die man …
    Tränen traten in seine Augen. Seine Wut schützte ihn vor dem Untergang. Nein, weder Verzweiflung noch Einsamkeit und schon gar nicht dieser vermaledeite Schmerz würden ihn unterkriegen! Er würde nicht kapitulieren! Sein unbändiger Wille brachte den Odem wieder unter seine Gewalt.
    Plötzlich krachte ein Stuhl auf Logrids Schädel hinunter und zersplitterte in tausend Stücke. Verblüfft drehte er sich um. Hinter ihm stand Aladzio. Er war sehr bleich und hielt noch zwei abgebrochene Stuhlbeine in der Hand. Kaum war der Druck der Knie Logrids von seinem Arm gewichen, streckte Laerte den Arm aus und spreizte die Hand. Der Odem vollbrachte sein Werk.
    Logrid wurde in die Luft gehoben und verharrte dort wie an Fäden. Langsam drehte er sich um die eigene Achse. Eine Hand krallte sich in seine Brust, als versuchte er, etwas herauszureißen, das sich in sein Herz bohrte. Laerte spürte seine Qualen am eigenen Leib. Er erlebte sie, ertrug sie und wollte sie. Er sah Logrids zuckendes Herz vor sich, wie eine Orange, die mit der Hand ausgepresst und zwischen den Fingern zerquetscht wurde. Je stärker er zudrückte, desto intensiver spürte er, wie das Leben aus dem schwebenden Körper floh.
    Erst als er nur noch eisige Kälte fühlte und Logrids Kopf sich zur Seite neigte, ließ Laerte den Arm sinken. Dann verlor er das Bewusstsein.

    Eine weit entfernte Stimme riss ihn aus der Finsternis, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als für immer dort zu verharren. Die Worte kamen näher. Das Knarren des Fußbodens erschien ihm unendlich laut. Wie ein Wald, der gefällt wurde.
    »Grenouille? Grenouille?«
    »Laerte«, flüsterte er heiser.
    Beim Aussprechen seines Namens fuhren ihm tausend Nadeln in die Kehle.
    »Nicht bewegen«, sagte die Stimme.
    Bis er die Bedeutung der Worte erfasste, war es bereits zu spät. Er hatte versucht, sich aufzurichten, doch seine verletzte Schulter brachte ihn schnell zur Raison.
    »Ich habe das Schwert herausgezogen und dich notdürftig verbunden.«
    Deine beiden Schüler, Dun-Cadal. Welche Ironie!
    Aladzio kniete neben ihm und sah ihn mit erschrockenen Augen an. Laerte warf einen Blick auf seine Schulter, die mit einem Stück blutbeflecktem Tuch verbunden war.
    Deine beiden Schüler kämpfen gegeneinander. Auf wen hättest du gewettet? Nun, Dun-Cadal? Sag es mir!
    »Du warst einige Minuten ohnmächtig. Ich habe getan, was ich konnte«, stammelte der Erfinder.
    »Danke.«
    Logrid lag in seinem grünen Umhang bewegungslos auf dem Fußboden. Ein Bein war angewinkelt, die Hand lag immer noch verkrampft auf seiner Brust. Der Umhang! Aladzio half Laerte beim Aufstehen.
    »Er ist die Hand des Kaisers , nicht wahr?«
    »Er war es«, stellte Laerte seufzend richtig. »Ich bin wirklich froh, dass du gekommen bist!«
    »Bedanke dich bei De Page«, sagte Aladzio verschämt. »Er hat mich gebeten, ein Auge auf dich zu haben. Du musst fliehen, Grenouille. Wenn der Kaiser seinen Assassinen zu dir geschickt hat, bist du hier nicht mehr sicher. Wahrscheinlich haben sie irgendetwas herausgefunden.«
    »Noch nicht«, presste Laerte hervor und trat an Logrids Leiche.
    Jetzt oder nie. Fliehen oder kämpfen. Aufgeben oder Erfolg haben. Wie der Erain-Frosch würde er ein letztes Mal das Aussehen seiner Feinde annehmen.
    Und auf diese Weise geschah es …
    Trotz seiner verletzten Schulter. Trotz seiner Müdigkeit. Und trotz Aladzios Warnung.
    Auf diese Weise …
    Er legte Lederweste, Stiefel und Handschuhe an und verbarg sich unter dem grünen Umhang der Hand des Kaisers . Die Kapuze zog er tief ins Gesicht.
    Hatte er nicht schon immer zum Assassinen – zum Mörder – des Kaisers werden wollen?

    »Und auf diese Weise kam dir die Idee …«, wiederholte Dun.
    Er saß auf der Türschwelle und betrachtete den Rest Wein, den er auf dem Kies verschüttet hatte. Der junge Mann war ganz ruhig geblieben und genoss den Anblick der von tausend Feuern erleuchteten Stadt zu ihren Füßen. In den

Weitere Kostenlose Bücher