Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
presste sich gegen seinen Angreifer und schob ihn langsam rückwärts, bis er ihn gegen die geschlossene Tür drücken konnte.
Benommen lockerte der Mann für einen Sekundenbruchteil seinen Griff, doch das genügte Laerte, um sich zu befreien. Seine Schulter brannte höllisch. Er wirbelte herum und blickte ohne große Überraschung in das magere Gesicht Logrids, das von der Kapuze seines grünen Umhangs überschattet wurde.
Dass der Kaiser seinen persönlichen Assassinen geschickt hatte, konnte eigentlich nur bedeuten, dass Laertes wahre Identität herausgekommen war. Doch ihm blieb keine Zeit, sich Fragen zu stellen. Schweigend zog Logrid zwei Dolche aus seinem Gürtel. Dem ersten Streich konnte Laerte mit Mühe und Not entkommen, indem er sich rasch nach hinten beugte, allerdings hinterließ die Klinge eine blutige Spur auf seiner Wange. Die folgenden Attacken kamen rasch und präzise und wären tödlich gewesen, hätte Laerte ihnen nicht geschickt und geschmeidig ausweichen können. Schließlich zückte er sein Schwert genau in dem Moment, als der Assassine über ihn herfallen wollte, und wehrte die wirbelnden Dolche klirrend mit der flachen Klinge ab. Eine schnelle Aufwärtsbewegung mit dem Schwert schlug Logrid die Waffen aus der Hand. Gleichzeitig versetzte Laerte seinem Angreifer einen heftigen Kniestoß in den Bauch. Der Assassine unterdrückte einen Aufschrei, krümmte sich und presste einen Arm vor den Leib.
»Großartig«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
Jetzt oder nie! Zuschlagen und den Feind zu Fall bringen. Laertes Herz pochte zum Zerspringen. Seine Wange brannte, die Schulter schmerzte. Als er den Arm hob, um heftig zuzuschlagen, sah er sich bereits als Sieger des Duells.
Immer noch zusammengekrümmt, holte Logrid mit seinem freien Arm aus und katapultierte den jungen Mann mit ungeheurer Wucht an die gegenüberliegende Zimmerwand. Laerte prallte gegen die Fensterbank und krachte auf den Schreibtisch voller Bücher, der neben seinem Bett stand. Der Tisch brach zusammen.
»Schon lange habe ich davon geträumt, dir im Kampf gegenüberzustehen«, murmelte Logrid.
Mit einer graziösen Bewegung zog er nun ebenfalls sein Schwert und ging auf Laerte zu. Entsetzlicher Schmerz durchzuckte Laertes Kopf. Trotzdem richtete er sich inmitten der Holztrümmer hochmütig und wütend auf. Ihm blieb jetzt keine andere Wahl mehr, als rücksichtslos den Odem anzuwenden. Er atmete tief ein. Blut lief ihm aus der Nase. Plötzlich schien die Zeit langsamer zu vergehen, und die Welt wurde unendlich klar, als ob sich jede Wand, jeder Gegenstand, jeder Ton bis hin zum Herzschlag Logrids auf eine Frequenz einstimmte. Laerte vergaß den Schmerz, der seine Lunge zusammenpresste, und stürzte sich wie ein Wolf auf sein Opfer.
Der Kampf war nervenaufreibend. Die beiden Männer umtänzelten einander in dem engen Raum. Immer wieder schlugen sie zu. Holzspäne flogen, Verputz bröckelte von den Wänden. Sie fochten weiter, ohne dass einer der beiden die Oberhand gewann. Es war wie der Tanz zweier wechselhafter Spiegelbilder.
Ein heftiger Hieb zwang Laerte auf Abstand. Sofort führte er sein Schwert schräg vor den Körper, um den nächsten Angriff abzuwehren, doch zu seiner großen Überraschung ließ sich Logrid zu Boden fallen und streckte ein Bein aus, um Laerte ebenfalls zu Fall zu bringen. Laerte stürzte und stieß sich den Kopf heftig an der Bettkante. Sofort drehten sich Sterne vor seinen Augen. Er nahm seine Umgebung nur noch wie durch einen Nebel wahr.
Kaum ließ seine Konzentration nach, geriet der Odem außer Kontrolle. Laertes Herz wurde wie von Riesenhand zerquetscht. Helles Blut strömte aus seiner Nase. Seine Augenlider schienen aus Blei zu bestehen.
Als er wieder zu sich kam, erkannte er den Schatten Logrids, der sich auf ihn stürzte. Der Assassine kniete sich auf die Arme des Jungen und hielt ihn so am Boden. Mit einer Hand bedeckte er Laertes Mund. Die Klinge seines Schwertes durchbohrte die Schulter des Jungen, dessen erstickter Schmerzensschrei nur in seinem Kopf nachhallte. Unwillkürlich krümmte er sich. Sein verzweifelter Blick begegnete dem bösen Lächeln Logrids, der sich über ihn beugte.
Aber er konnte doch nicht einfach so sterben! Nicht hier, nicht jetzt, nicht so! Der Assassine hielt ihm noch immer die Hand über den Mund und erstickte seine Schreie. Dabei flüsterte er ihm irgendetwas Unverständliches ins Ohr, etwas fast Hypnotisches. Wenn er doch wenigstens den Mund hielte! Und
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