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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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gesprächig wie möglich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Nâagas waren bekannt für ihre Eigenbrötlerei.
    Der Soldat nickte zerstreut und zeigte auf zwei weit geöffnete Türen, die zu einem bis zum Bersten mit Lebensmitteln gefüllten Lagerraum führten. Im Innern waren mehrere Bedienstete damit beschäftigt, Ware zu sortieren und sie in angrenzende Räume zu schaffen. Rogant ließ die Zügel schnalzen. Unter den Dienern waren eine Menge anderer Herkunft. Die meisten entstammten dem Volk der Nâaga und waren für die Schwerstarbeit abgestellt, wie Rogant mit einer gewissen Trauer bemerkte.
    Die Fässer wurden vom Wagen geladen. Niemand erwartete, dass Rogant den Kutschbock verließ. Plötzlich jedoch tauchten zwei Wachsoldaten auf und unterbrachen die Arbeit.
    »Was ist das für eine Lieferung?«, fragte der Erste, der ein rotes Kreuz auf dem Brustharnisch trug.
    Schweigend stieg Rogant vom Wagen und musterte den Mann. Zwar überragte er ihn um Haupteslänge, doch der Soldat – offenbar ein höherer Dienstgrad – ließ sich davon nicht beeindrucken. Der zweite Mann hingegen schien sich alles andere als wohlzufühlen. Er wich Rogants Blick aus und hielt eine Hand in der Nähe seines Schwertgriffs.
    »Ich habe gefragt, was das für eine Lieferung ist«, wiederholte der Soldat und betonte jedes Wort.
    »Eigentlich sollte nämlich alles längst geliefert sein«, ließ sich sein Kamerad schüchtern vernehmen.
    »Das Buffet wird bereits aufgebaut, und ich weiß nichts von einer weiteren Weinlieferung«, erklärte der erste. »Wer hat dich geschickt?«
    Die Nâagas ringsum setzten die Fässer ab, weil sie nicht wussten, ob sie weitermachen sollten oder für eine andere Aufgabe gebraucht wurden.
    »Wer hat dich geschickt?«, wiederholte der Soldat. »Stehst du überhaupt auf der Liste?«
    »Tut mir leid, die Schuld liegt bei mir«, mischte sich eine atemlose Stimme ein. »Ich habe es vergessen.«
    Hinter den Soldaten tauchte Aladzios Dreispitz auf.
    Der Erfinder brauchte nicht lange zu reden, denn jedermann kannte seine Stellung. Überdies wurde er von einer gut ausgestatteten Eskorte begleitet. Rogant schloss sich ihm an, ohne sich rechtfertigen zu müssen, und der Karren wurde weiter entladen. Schweigende, mit seltsamen Mustern tätowierte Nâagas schleppten die Fässer ins Innere des Palatio.
    »Du wärst doch hoffentlich nicht gewalttätig geworden?«, erkundigte sich Aladzio beunruhigt.
    Rogant begnügte sich damit zu lächeln. Die Vorurteile hinsichtlich seines Volkes waren nur schwer auszumerzen, selbst bei einem so aufgeklärten Mann wie dem Erfinder. Doch Rogant regte sich schon längst nicht mehr darüber auf; er amüsierte sich nur noch.
    »Wohin?«, fragte er, als sie mit ihrer Last einen großen Innenhof mit üppig blühenden Balkonen ringsum erreichten. Bunte Girlanden schmückten die Hecken, reichten bis zu den Balkonen hinauf und wanden sich um Marmorsäulen, an denen Zeltplanen befestigt waren. An jeder Seite des Hofs befanden sich große Flügeltüren, durch die man das Innere des Palatio erreichen konnte und durch die blau und schwarz livrierte Diener ein und aus eilten. Sie stellten Tische auf, deckten sie mit Tellern und Besteck und brachten Weinfässer mit hölzernen Zapfhähnen.
    Aladzio zeigte auf ein Podest, wo man die Reservefässer untergebracht hatte.
    »Hinter diese Fässer.«
    Rogant klatschte in die Hände. Geschickt verstauten die Nâagas die mitgebrachten Fässer.
    Aladzio schlenderte ein Stück über den Hof, drehte sich um, warf einen Blick zu den Balkonen hinauf und schob seinen Hut ein Stück zurück.
    »Ich habe sie genau richtig gefüllt«, sagte er leise zu Rogant, der ihm gefolgt war. Dabei lächelte er verlegen und rieb sich nervös die Hände.
    »Daran habe ich keine Sekunde gezweifelt«, antwortete der Nâaga ruhig.
    »Ach ja? Also ich eigentlich schon. Wenigstens ein bisschen«, gestand Aladzio und blickte zum nächstgelegenen Balkon hinüber, wo er Laerte hinter einer Säule vermutete.
    »Wir werden jedenfalls schnell wissen, ob es gerade genug für eine kleine Zerstreuung ist, oder ob wir alle in die Luft fliegen. Tröstlich, nicht wahr?«, grinste er und berührte scherzhaft Rogants Schulter, ehe er ging.
    »Na toll!«, seufzte der Nâaga.

    Die Stiefel der Gardisten dröhnten durch den Flur. Die kleine Gruppe Wachsoldaten marschierte mechanisch vorwärts. Sie waren hier schon so oft entlanggegangen, dass sie keinen Blick mehr für die herrlichen roten Wandteppiche

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