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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Laerte sofort.
    »Wenn ich nicht in der Lage bin, die Namen derjenigen zu erfahren, die Azdeki um sich versammelt hat, kann ich unsere Feinde nicht von den vernünftigen Ratsherrn unterscheiden. Ich muss wissen, wer bereit ist, den Traum deines Vaters zu vernichten und dem Fangol-Orden einen Teil an der Macht zu überlassen, die er nicht verdient. Für diese Leute haben die Götter alles längst entschieden. Und genau das steht im Gegensatz zur Idee einer Republik, in der die Menschen selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Unsere Feinde bezeichnen sich als Erwählte – aber nicht als Erwählte des Volkes, sondern der Götter. Das Volk aber ist furchtsam. Es zweifelt. Irgendwann wird es auf sie hören und neue …«
    »Warum?«, wiederholte Laerte.
    »Weil das Schicksal nicht in einem Buch steht, zum Donnerwetter!« De Page wurde laut. »Aber diejenigen, die nicht daran glauben, werden wieder einmal am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen enden. Im Namen der Götter! Und jeglicher Menschlichkeit zum Trotz.«
    Er ließ die Faust auf den Tisch donnern und fuhr sich mit zusammengebissenen Zähnen durchs Haar. Laerte beobachtete ihn reglos. De Page ging um den Tisch herum und baute sich genau vor ihm auf.
    »Was willst du hören? Dass mein Vater mich verprügelte, weil er in mir die Folgen der Degeneration in seiner Ahnenreihe zu sehen glaubte? Ich kann dir erzählen, wie er sich über mich lustig machte, nachdem er mich an sein Totenbett hatte rufen lassen. Er hat gelacht, Laerte!«
    Seine Stimme war kalt geworden.
    »Weißt du, ich müsste nur dieses Hemd hier ausziehen, um dir die Narben der Peitschenhiebe zu zeigen, mit denen er den Dämon aus meinem Körper zu vertreiben versuchte. Wir alle haben gelitten, Laerte. Wir alle. Jeder von uns hat seine Narben, die uns daran erinnern, wie wichtig es ist, endlich zu handeln. Der Fangol-Orden hat Leute wie mich aufgehängt, und wenn Azdeki sein Ziel erreicht, werden die Mönche an der Politik beteiligt, das kannst du mir glauben. Wir werden keine Wahl mehr haben. Sie werden bestätigen, dass alles vor langer Zeit niedergeschrieben wurde, dass alles unwiderruflich feststeht und nichts überleben darf, was nicht von ihnen für gut befunden wird. Ich kämpfe nicht nur für die Republik und deine Rache, o nein!«
    Er trat noch ein Stück näher an Laerte heran und packte ihn im Nacken. Laerte spürte seinen Atem, rührte sich aber nicht.
    »Alles ist eine Frage des Glaubens, Laerte. Alles ist eine Frage des Sinns, den wir in unseren Taten sehen, und ihrer symbolischen Bedeutung. Ich glaube nicht, dass das Schicksal der Menschheit in einem Buch steht. Eines Tages werden wir wissen, wie und von wem es geschrieben wurde, warum das Schwert zur gleichen Zeit geschmiedet wurde und was diesen beiden Dingen ihre Unzerstörbarkeit verleiht. Aladzio hat uns – und nur uns – diese herrliche Chance gegeben, die Macht des Schwertes zu entdecken. Ich werde diese Chance nicht verstreichen lassen. Und wir sollten uns auch um das Buch kümmern, damit nie mehr jemand auf die Idee kommt, es könne göttlich sein. Wir haben erst die erste Stufe erklommen, mein Freund. Ich glaube an die Demokratie. Ich glaube an die Menschen. Aber ich glaube keinesfalls an irgendwelche Götter, die alles entschieden haben und dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind.«
    Laerte senkte den Blick.
    »Ist es das, was du hören wolltest?«
    »Wo immer dein Vater jetzt sein mag – er wird sein Verhalten bitter bereuen«, flüsterte Laerte.
    Nach kurzem Zögern begann De Page zu glucksen. Als er sich schließlich von Laerte löste, lachte er schallend.
    »Da hast du wohl recht«, nickte er. »Sicher hätte er sich nicht träumen lassen, dass aus mir einmal einer seiner schärfsten Widersacher würde. Wie auch Azdeki …«
    Er griff nach einem halb geöffneten Koffer und schlug den Deckel ganz zurück.
    »… keine Ahnung hat, welcher Geist ihn heimsuchen wird«, fuhr er fort.
    Mit einer Hand am Schwert warf Laerte einen vorsichtigen Blick in den Koffer. De Page hatte nicht vergessen, worum er ihn gebeten hatte. Er hatte sie wiedergefunden und mitgebracht. Sie waren als Überbleibsel des Kaiserreichs von nostalgischen Dienern aufbewahrt und von Hand zu Hand weitergereicht worden, bis der Herzog sie eines Tages in den Tiefen eines Trödelladens aufstöberte und mit Gold aufwog. Im Koffer lagen ein grüner Umhang und darauf die zerbrochene Maske des letzten Kaisers.
    Mit zugeschnürter Kehle betrachtete

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