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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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antwortete Grenouille trocken. Seine grauen Augen krallten sich geradezu in den überraschten Blick des kleinen Generals. Die Zeit dehnte sich, als habe die Antwort des Jungen sie beide betäubt. Doch ehe Dun Zeit fand, sich aufzuregen, atmete Negus hörbar aus und begann zu lachen. Heiter tätschelte er seinen runden Bauch.
    »Du bist wirklich sein Lehrer«, sagte er grinsend zu Dun und klopfte ihm friedfertig auf die Schulter. »Daran besteht nicht der geringste Zweifel.«
    »Nur vergisst er leider manchmal, mit wem er es zu tun hat«, befand Dun und warf dem Jungen einen finsteren Blick zu.
    Grenouille beachtete ihn nicht.
    »Aber er hat doch recht!« Mit einer Geste wischte Negus alle Einwände beiseite. »Ich habe Garmaret verloren. Wer hätte das Fort angesichts eines solchen Aufstands schon halten können?«
    Eine Sekunde lang befürchtete Dun, dass Grenouille seinen Namen nennen könne, doch der Junge schwieg. Vermutlich hatte er sein Unbehagen gespürt, ließ es sich aber nicht nehmen, seinem Meister einen maliziösen Seitenblick zuzuwerfen. Mit geballten Fäusten wartete Dun auf eine Bemerkung, doch sie blieb aus. Im Grunde schätzte er den Charakter des Jungen, und unter anderen Umständen oder unter Menschen, an denen ihm nichts lag, hätte Grenouilles Dreistigkeit ihn wahrscheinlich sogar amüsiert.
    »Nie hätte ich gedacht, dass der Kaiser dich herschickt«, befand Negus. »Vor allem nicht nur als Eskorte. Ist dieser Erfinder denn wirklich so wichtig?«
    Negus verzog das Gesicht. Es war offenkundig, dass er nicht viel von dem Mann hielt.
    »Er vielleicht nicht. Aber der Adlige bei Hof, der seine Rückführung beantragt hat, wahrscheinlich schon.«
    »Tja«, sagte Negus, »wenn der Kaiser ein solches Ansuchen unterstützt und euch beiden diesen Auftrag anvertraut, dann wird er wohl wichtig sein. Und mir ist es ehrlich gesagt auch wirklich recht, denn noch ein paar Tage mehr, und ich hätte den Kerl mit meiner Lanze aufgespießt.«
    Verblüfft zog Dun die Augenbrauen hoch. Negus suchte die Umgebung ab.
    »Aladzio! Aladzio!«, rief er. »Wo treibt dieser Esel sich nur wieder herum? ALADZIO! «
    Eine schmale Gestalt mit einem Dreispitz auf dem Kopf tauchte an einer Straßenecke auf. Negus winkte ihn heran.
    »Da bist du ja. Komm her!«
    »Schon unterwegs, Herr General, schon unterwegs«, stammelte der junge Mann. »Ich muss nur noch schnell … ups! Oh!«
    Im Rennen glitten ihm vier lange Pergamentrollen aus den Händen. Er bückte sich, um sie aufzuheben, vergaß dabei jedoch die Bücher, die unter seinem Arm klemmten und nun ebenfalls in den Schnee fielen. Hastig ließ er sich auf die Knie nieder und raffte alles zusammen. Sein Atem stand vor seinem Mund wie ein weißes Wölkchen.
    »Und der soll ein Genie sein?«, grinste Negus. »In den drei Monaten, die er jetzt hier ist, um irgendwelche Steine zu untersuchen, hat er nichts weiter fertiggebracht, als die Scheune abzufackeln.«
    »Vielleicht war es ein Unfall«, wiegelte Dun ab.
    »Dreimal hintereinander?«
    Dun verbiss sich ein Lachen und verschränkte die Arme.
    »Ich weiß ja nicht, welchem Edelmann bei Hof dieser Nichtsnutz so viel wert ist, aber vermutlich hat er vor, in seiner Behausung Feuer zu legen«, witzelte der kleine General, ehe er erneut rief: »Aladzio, das sind nur noch Papierfetzen. Lass sie doch einfach liegen!«
    »Sie liegen lassen? Hier im Schnee?«, begehrte der Alchimist auf. »Von den Mönchen kopierte Werke? Ihr ahnt ja nicht, wie viel Wissen in diesen Papierfetzen, wie Ihr sie nennt, steckt. Der Fangol-Orden wäre tief betroffen, wenn ich sein Werk hier verkommen ließe.«
    Langsam und mit winzigen Schritten bewegte er sich vorwärts. In seinem langen grauen Mantel zitterte er vor Kälte. Als er den Fuß des Wachturms erreichte, vertrat ihm Grenouille mit der Hand am Schwertknauf den Weg.
    Der junge Mann mochte etwa fünfundzwanzig Jahre zählen. Er war blass und hatte dunkel umrandete Augen. Nur seine Wangen waren rot vor Kälte. Wilde Locken quollen unter einem rabenschwarzen Dreispitz hervor und fielen ihm bis auf die Schultern. Sein einfacher grauer Mantel war mit Flecken übersät, die sowohl Schmutz als auch Überreste von Experimenten sein konnten. Er fuhr sich mit der Zunge über die schmalen, aufgesprungenen Lippen, lachte verlegen, ging um Grenouille herum und trat vor die beiden Generäle.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, brabbelte er kleinlaut, »aber ich habe da etwas … gefunden. Fundstücke

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