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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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ehe er ausatmete und die Arme nach vorn warf. Sofort bildete sich ein Spalt im Boden, der bis zur Wurzel eines Baums reichte. Bei jeder Pause, in jedem Lager und in jeder freien Sekunde übte er. Nach und nach hatte er gelernt, den Odem zu benutzen, ohne darunter zu leiden. Zwar spürte er nach jedem Versuch seine Lunge, doch der Schmerz war erträglich geworden.
    Sie waren beide in weite, schwarze Umhänge mit Pelzbesatz gehüllt und trugen gefütterte Stiefel, um der Kälte des Nordens zu trotzen.
    Seit der Schlacht in den Salinen waren drei Jahre vergangen. Immer noch tobte der Krieg. Siege und Niederlagen wechselten sich ab und ließen ihnen nur wenig Zeit zum Ausruhen. Dreimal waren sie nach Emeris zurückgekehrt, doch nie war es Grenouille vergönnt gewesen, dem Kaiser persönlich zu begegnen. Dun allerdings hatte gegenüber dem Souverän immer von seinen Verdiensten gesprochen. Asham Ivani Reyes verfolgte den Werdegang des jungen Knappen mit großem Interesse und sprach davon, dass er bei Grenouilles Ritterschlag persönlich anwesend sein wolle. Dass ein elternloser Junge zum Ritter geschlagen wurde, geschah ohnehin schon äußerst selten, dass aber der Kaiser die Zeremonie mit seiner Anwesenheit beehrte, war noch nie vorgekommen. Lediglich einigen Adligen war diese Ehre bisher zuteil geworden; der Letzte dieser Glücklichen war Etienne Azdeki gewesen.
    Obwohl der General es niemals aussprach, war er ungeheuer stolz auf Grenouille. Der Junge übte bis zum Umfallen. Nie beklagte er sich über Schmerzen, nie erwähnte er seine Qualen. Fast immer wartete er, bis sein Meister eingeschlafen oder nicht anwesend war, um bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten zu gehen oder sie gar zu überschreiten. Möglicherweise schämte er sich …
    »Hör jetzt auf damit«, herrschte Dun ihn an. »Du bist noch ein Kind und könntest dir wehtun.«
    »Kind? Dass ich nicht lache! Ich könnte Euch ohne Probleme niederringen, Sumpfschnepfe«, grinste Grenouille.
    Er massierte sich die verspannten Schultern, ehe er die Pferde losband. Sein Gesicht war deutlich männlicher geworden, und ein dunkler Schatten umgab seine Lippen. Amüsiert dachte Dun daran, dass er Grenouille in absehbarer Zeit einmal zeigen müsste, wie man sich richtig rasiert.
    »Meinst du? Ich würde an deiner Stelle keine Wette darauf eingehen.«
    »Klar, denn an meiner Stelle wärt Ihr viele Jahre jünger. Außerdem: Wer hat denn die Rouargs in den Salinen bekämpft? Ihr jedenfalls nicht. Ihr habt es vorgezogen, unter Eurem Schlachtross ein Nickerchen zu machen.«
    Dun nickte grinsend und streifte sich einen dicken Lederhandschuh über. Sofort breitete sich angenehme Wärme in seinen Fingern aus. Er griff nach den Zügeln seines Pferds und setzte einen Fuß in den Steigbügel.
    »Du prahlst ganz ordentlich.«
    »Ich wende nur das von Euch Gelernte an«, verteidigte sich der Junge.
    »Angeberei habe ich dir sicher nicht beigebracht.«
    Sie saßen auf und folgten dem unter dem Schnee kaum erkennbaren Pfad. Nur hier und da war die weiße Pracht getaut und ließ matschigen Waldboden erkennen. Es war vollkommen still.
    »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was ich alles lerne, indem ich Euch beobachte.«
    »Willst du mir etwa schmeicheln?«, lachte Dun. »Fürchtest du, ich könne dir in Kapernevic einen Tritt in den Allerwertesten verpassen, dass du mir plötzlich so um den Bart gehst?«
    »Warum schickt man uns überhaupt hierhin?«, murrte Grenouille und hüllte sich enger in seinen Umhang. »Der Krieg findet doch hauptsächlich im Süden statt.«
    »Gefällt dir unsere Reise etwa nicht?«
    »Ihr seid immerhin General, Sumpfschnepfe«, schimpfte der Junge. »Wir haben unseren Wert mehr als einmal unter Beweis gestellt, oder? Warum also zwingt man uns, diesen … diesen Alchimisten zu holen?«
    »Vielleicht fand der Kaiser, dass es an der Zeit wäre, dir einmal eine Abkühlung zu verschaffen«, spottete Dun.
    Grenouille war zwar erwachsener geworden, doch ab und zu begehrte er immer noch auf. Allerdings tat er dies inzwischen deutlich zurückhaltender und nahm sich sogar dann und wann genügend Zeit, um nachzudenken, ehe er aufbrauste. Doch seine innere Wut war nicht abgekühlt. Er war jetzt sechzehn Jahre alt und verhielt sich manchmal wie ein Kind, manchmal wie ein Mann. Aber irgendwann würde auch er reifen.
    Sie ritten durch verschneite Wälder ins Tal hinab und galoppierten über weite, schneebedeckte Lichtungen. Karren mit Frauen und Kindern kamen ihnen entgegen

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