Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Zähneschnappen ein Stück Apfel ab.
    Lane blickte auf die Reste ihres Sandwichs. Sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, wenn sie noch mehr davon äße.
    Es war ein mieser Trick ihm gegenüber. Vielleicht sollte sie Henry und Betty wirklich sagen, dass sie ihre Meinung geändert hatte.
    Aber andererseits wollte sie einfach nicht mit ihm allein sein. Indem sie die beiden gefragt hatte, ob sie mitkommen wollten, hatte sie sich aus der Situation herausgewunden: Entweder würde Jim die ganze Sache abblasen, oder die Anwesenheit ihrer Freunde würde dafür sorgen, dass er sich anständig benahm. Zumindest so lange sie mit im Auto waren. Wenn Jim sie erst einmal abgesetzt hätte, wäre sie auf sich allein gestellt.
    Ich werde schon mit ihm fertig, sagte sie sich.
    Aber vielleicht muss das gar nicht sein.
    »Würdest du unsere Verabredung lieber ausfallen lassen?«, fragte sie.
    Jim sah sie an. Sein Ärger war verflogen. Er schien verletzt zu sein. »Wolltest du das damit erreichen?«
    Er hat mich gern, rief sie sich ins Gedächtnis. Vielleicht liebt er mich sogar.
    Lane war sich darüber im Klaren, dass sie ihn nicht liebte. Vielleicht hatte sie ihn einmal geliebt. Aber jetzt nicht mehr. Sie hatte zu oft sein kindisches Verhalten erlebt: seine Kleinlichkeit, die Gemeinheiten gegenüber ihren Freunden, seine ständige Sexbesessenheit, als interessierte er sich nur für ihren Körper, als wäre sein einziges Lebensziel, sie flachzulegen.
    Aber sie hatten sich einmal sehr nahgestanden. Sie mochte ihn noch immer und wollte ihn nicht verletzen.
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Nein. Lass uns heute Abend ausgehen. Ich habe wirklich Lust dazu.«
    »Ich glaube, ich kann es ein paar Stunden mit den beiden aushalten. Wenn es sein muss.«
    »Wer weiß? Vielleicht amüsierst du dich am Ende noch.«
    »Klar«, murmelte er.
    »Lächel doch mal.«
    Er zog die Oberlippe hoch.
    »Lächeln, nicht die Zähne fletschen. Du guckst wie ein alter Hund mit einem Stachel im Hintern.«
    Das ließ ihn wirklich lächeln, und er stieß sogar ein kurzes Lachen aus.
    »Schon viel besser«, sagte sie.
    Lane bemerkte, dass ihr Appetit zurückgekehrt war. Sie biss in ihr Sandwich. Kauend sagte sie: »Wart ab. Wir werden richtig Spaß haben.«
    Jim legte den Arm um sie. Er strich über ihr Rückgrat, so dass die Bluse über die nackte Haut rieb. »Schön«, sagte er leise. »Nichts im Weg. Du lässt ihn doch für mich aus, oder? Heute Abend? Ich bin auch ganz nett zu deinen Freunden.«
    »Mal sehen«, sagte sie.
    »Ach komm schon. Wenn du ohne BH in die Schule kommst, brauchst du ihn auch im Kino nicht.«
    »In der Schule musst du ja auch deine Hände bei dir behalten.«
    » Muss ich nicht. Ich bin nur zu sehr Gentleman, um das auszunutzen.«
    »Klar.«
    Er grinste. »Außerdem bin ich kein Idiot. Wenn ich frech werde, fängst du sofort an, das verdammte Ding wieder zu tragen.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Er streichelte weiter ihren Rücken. »Das gefällt mir«, sagte er. »Allein der Gedanke, dass du nichts darunter trägst.«
    »Beruhige dich, ja?«
     
    Als Lane kurz vor dem Klingeln zur sechsten Stunde in den Klassenraum kam, saß Riley Benson auf Jessicas Stuhl. Mit ausgestreckten und überkreuzten Beinen lümmelte er sich gegen die Lehne. Er sah sie nicht an.
    Was macht er an Jessicas Pult?, fragte sie sich.
    Es war keine Überraschung, dass Benson wieder in der Schule war. Lane hatte in den Nachrichten gehört, dass der »Verdächtige« wieder freigelassen worden war, und sie hatte ihn heute schon ein paarmal im Flur und in der Kantine gesehen.
    Aber es kam ihr seltsam vor, dass er sich an Jessicas Pult setzte statt an sein eigenes.
    Lane konnte sich nur einen Grund dafür vorstellen: Er vermisste sie. Indem er auf ihrem Platz saß, fühlte er sich ihr vielleicht näher.
    Sie sah zu ihm hinüber.
    Armes Schwein, dachte sie.
    Er wandte den Kopf und starrte sie wütend an. »Was glotzt du so?«
    »Das mit Jessica tut mir leid«, sagte sie.
    »Ach ja? Leck mich doch.«
    »Ich wollte nur freundlich sein.«
    »Und? Wen interessiert das?«
    Mit sanfter Stimme sagte sie: »Du musst nicht die ganze Zeit den harten Typen spielen.«
    »Und du musst nicht Mutter Teresa spielen.«
    »Haben die Polizisten dich anständig behandelt?«
    »Halt die Klappe.«
    »Warum wehrst du dich dagegen, dass jemand nett zu dir ist?«
    » Du willst nett zu mir sein?« Benson zog plötzlich die Beine an, beugte sich schnell zur Seite über den Mittelgang

Weitere Kostenlose Bücher