Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
der Bluse.

29
    Der Wecker riss Larry am Freitagmorgen aus dem Schlaf. Als Jean den Alarm abstellte, drehte er sich um und drückte das Gesicht in die Wärme seines Kissens. Das Bett wackelte ein wenig. Jean stand auf. Er hörte ihre leisen Schritte auf dem Teppichboden, dann wurde die Tür zugezogen.
    Als er allein war, überlegte er, ob er von Bonnie geträumt hatte. Wenn ja, konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Er war ein bisschen enttäuscht. Aber die Erleichterung überwog.
    Sein Magen verkrampfte sich, als er daran zurückdachte, was sie gestern beschlossen hatten.
    Nach dem Abendessen hatte Pete angerufen.
    »Hey, Mann«, hatte er gesagt. »Was ist los? Willst du mich ausschließen oder was?«
    »Nein, nein. Ich war nur beschäftigt, das ist alles.«
    »Ja, gut, aber du hättest mir doch sagen können, wie der Stand der Dinge ist. Arbeitest du noch an dem Buch?«
    »Ich komme gut voran.«
    »Kannst du reden? Niemand in der Nähe?«
    »Nein. Kein Problem.« Larry hatte den Anruf am Apparat im Schlafzimmer entgegengenommen. Jean war in der Küche und spülte. Lane saß im Wohnzimmer und las in dem Buch, das ihr Englischlehrer ihr geliehen hatte.
    »Ich bin auch gerade ungestört. Barb nimmt eines ihrer Marathon-Bäder. Also, wir müssen über die Sache reden. Du hast am Wochenende richtig reingehauen. Hast du alles aufgeschrieben, was bis jetzt passiert ist?«
    »So ziemlich.«
    »Gut, wie geht’s weiter? Ich finde, wir sollten langsam mal loslegen. Ich war einkaufen und habe günstig einen VHS-Camcorder besorgt. Hat mich dreizehnhundert gekostet, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Sache das wert ist. Jetzt können wir ein Video davon drehen, wie wir den Pfahl rausziehen. Was wir auch bald tun sollten. Wie wär’s mit morgen Abend?«
    »Morgen Abend?« Larry gelang es nicht, seinen Schrecken zu verbergen.
    »Warum nicht? Darum geht es doch bei der ganzen Geschichte, oder? Warum sollen wir rumtrödeln?«
    »Es gibt noch ein paar offene Fragen.«
    Stille. Als Pete wieder sprach, war der drängende Tonfall aus seiner Stimme verschwunden. Er klang aufgeregt. »Was meinst du damit? Was für offene Fragen?«
    »Ich weiß, wer sie ist. Und ich glaube, ich weiß auch, wer sie umgebracht hat.«
    »Heilige Scheiße.«
    »Das ist eine lange Geschichte. Warum treffen wir uns nicht morgen in der Mittagspause? Ich werde Jean sagen, dass ich in die Bücherei gehe. Dann erzähle ich dir alles. Wie wär’s mit Buster’s?«
    Sie kamen überein, sich um zwölf in dem Restaurant zu treffen.
    Jetzt, während er im Bett lag, fragte sich Larry, ob er das wirklich durchziehen sollte. Eigentlich war der Vorschlag in erster Linie eine Verzögerungstaktik. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass Pete verlangte, heute Nacht den Pfahl herauszuziehen.
    Larry war noch nicht bereit dafür. Er war sich nicht einmal sicher, ob er jemals bereit dafür sein würde.
    Was willst du sonst machen?, fragte er sich. Willst du sie für immer dabehalten?
    Der Pfahl macht die Sache geheimnisvoll, dachte er. Wenn wir den Pfahl rausziehen, wird Bonnie nicht … dann ist sie nur noch eine Leiche.
    Sie ist sowieso nur eine Leiche.
    Nein. Solange der Pfahl in ihrem Herzen steckt, ist sie mehr als das.
    Was denn, ein Vampir?
    Das hat Uriah geglaubt.
    Und Larry wurde klar, dass er sich an die schwache Hoffnung klammerte, dass sie tatsächlich ein Vampir war. Das war natürlich lächerlich. Aber wenn sie den Pfahl herauszögen, würde sich die Hoffnung in Luft auflösen. Bonnie würde einfach nur daliegen, ein vertrockneter Kadaver mit einem Loch in der Brust. Dann wäre alles vorbei.
    Er würde sie verlieren.
    Dann könnte er sich auch nicht mehr vormachen, dass sie wieder zum Leben erwachte, eine schöne junge Frau, die ihm gehörte.
    Also hältst du Pete hin, dachte er, um wenigstens noch eine Weile an deinem dummen Traum festzuhalten.
    Was war so schlimm daran?
    Larry stieg aus dem Bett. Er ging zum Fenster und blickte über den sonnenbeschienenen Garten zur Garage. Vor seinem inneren Auge sah er, wie Bonnie dort in dem Sarg in der Kammer lag und der Pfahl aus ihrer Brust ragte. Er schien ihre Stimme zu hören, so klar und süß wie gestern in seinem Traum. Befreie mich. Zieh den Pfahl heraus, dann komme ich zu dir. Ich liebe dich, Larry. Ich werde für immer dir gehören.
    Klar, dachte er. Ganz bestimmt.
     
    Kurz vor zwölf Uhr erzählte er Jean, dass er ein paar Dinge in der Bücherei nachschlagen müsste. Larry nahm einen großen

Weitere Kostenlose Bücher