Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
was?« Er grinste.
»Sieht ganz so aus.«
Sie blieben vor der Doppeltür zu den Mädchentoiletten stehen. »Ich warte hier, während du hineingehst und dich umsiehst.«
»Glauben Sie etwa, Benson …?«
»Kann nie schaden, vorsichtig zu sein, Lane.«
Sie drückte eine der Türen auf und ging hinein. Die Luft stank nach kaltem Rauch. Obwohl niemand dort zu sein schien, überprüfte Lane jede einzelne Kabine. Die Hälfte der Toiletten war nicht gespült worden, sämtliche Klobrillen und der Fliesenboden waren nass. Aber Benson hatte sich dort nicht versteckt. Ein wenig angeekelt ging sie zur Tür und öffnete sie.
»Niemand hier, Mr. Kramer.«
»Gut, wir sehen uns im Klassenzimmer.«
Als er wegging, ließ Lane die Tür zufallen. Sie ging zu einem Waschbecken, drehte das heiße Wasser auf und pumpte grüngelbe Flüssigseife in ihre Handfläche. Obwohl ihr Gesicht nicht mehr feucht war, konnte sie Bensons Speichel immer noch riechen. Sie begann, sich zu waschen.
Das ist wirklich nicht mein Tag, dachte sie.
Dieser Dreckskerl.
Ich hätte es besser wissen und mich nicht mit ihm anlegen sollen. Jetzt ist er wirklich hinter mir her.
Schlimmer noch, Mr. Kramer könnte Schwierigkeiten bekommen, weil er ihm eine geknallt hatte.
Lane wünschte, sie wäre zu Hause geblieben. Wenn sie heute in der Schule gefehlt hätte, wäre das mit Benson nicht passiert. Außerdem hätte sie eine gute Ausrede gehabt, ihre Verabredung am Abend abzusagen. Sie hätte einfach im Bett bleiben und so tun sollen, als wäre sie krank.
Das wird schon wieder, dachte sie. Ist ja kein Weltuntergang.
Und Mr. Kramer war fantastisch.
Sie trocknete sich mit Papierhandtüchern ab. Als sie fertig war, sah sie im Spiegel, dass die Haut um den Mund und am Kinn ein wenig gerötet war. Ihre Augen wirkten seltsam benebelt. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie aus einem Traum aufwachen. Dann steckte sie ihre Bluse in den Rockbund und verließ die Toilette.
Lane ging zurück zum Klassenraum und warf einen Blick durch die Tür. Mr. Kramer war noch nicht wieder da. Sie hörte leises Gemurmel und Lachen. Es klang, als würden sich alle einigermaßen anständig benehmen. Aber sie wollte nicht hineingehen, ehe ihr Lehrer zurückgekehrt war. Alle würden sie anstarren, ihr Fragen stellen und Kommentare abgeben. Also trat sie von der Tür zurück und lehnte sich gegen eines der Schließfächer.
Schließlich kam Mr. Kramer den Gang entlanggeschlendert.
Als er bei ihr stehenblieb, richtete sie sich auf.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
»Ja. Wie war es beim Direktor?«
»Ich habe ihm erzählt, was geschehen ist. Sieht so aus, als würde unser Freund Benson auf die Pratt geschickt werden.«
Die Pratt war eine Art Sonderschule, ein Auffangbecken für Schüler, die chronisch verhaltensauffällig waren.
»Oh Gott, ich habe das Gefühl, das ist alles meine Schuld.«
»Benson stand eh schon mit einem Bein in der Pratt. Das hat nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Es tut mir bloß leid, dass du zu einem seiner Opfer wurdest. Das macht mich ganz krank, wenn einem süßen Mädchen wie dir so etwas passiert.«
Bei seinen Worten durchströmte Lane eine angenehme Wärme.
»Komm«, sagte er. »Die Klasse wartet.«
Sie folgte ihm hinein.
Kurz bevor die Stunde zu Ende ging, las Mr. Kramer die Namen der Schüler vor, die ausgewählt worden waren, ihn zu der Hamlet-Aufführung des City College zu begleiten. »Wollt ihr alle noch mitkommen?«, fragte er.
Sie nickten und murmelten »Ja« und »Klar«.
»Gut. Jerry und Heidi, dann habt ihr leider Pech gehabt«, sagte er zu den beiden Schülern auf der Warteliste. »Tut mir leid, vielleicht ergibt sich ja dieses Jahr noch eine Gelegenheit. Und die anderen vier bleiben bitte nach dem Klingeln noch kurz sitzen, dann erzähle ich euch, wie der Abend abläuft.«
Als die Stunde vorbei war, verließen alle außer Lane, George, Aaron und Sandra den Raum.
»Okay«, sagte Mr. Kramer, »die Vorstellung beginnt um halb neun. Ich hole euch alle mit meinem Auto zwischen sieben und acht ab, also schreibt eure Adressen auf und gebt sie mir, bevor ihr geht. Irgendwelche Fragen?«
»Was sollen wir anziehen?«, wollte Sandra wissen.
»Für die Jungs wären Sakko und Krawatte angemessen. Was die beiden jungen Damen betrifft, das ist nicht der Abschlussball, aber ich fände es gut, wenn ihr euch ein bisschen hübsch macht. Schließlich repräsentieren wir die Buford Highschool. Sonst noch was?«
Niemand stellte mehr
Weitere Kostenlose Bücher