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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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spürte, wie sie errötete. »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte sie lächelnd, während sie gemeinsam losgingen.
    »Ehrlich gesagt, ist mein Sozialleben ziemlich eingeschränkt.«
    »Ja, sicher.«
    »Es stimmt leider.«
    »Also … was machen Sie dann in Ihrer Freizeit?«
    »Ich lese. Gehe ins Kino oder ins Theater.«
    »Haben Sie denn niemanden … mit dem Sie sich treffen?« Lane verzog das Gesicht. Sie konnte kaum glauben, dass sie das wirklich gefragt hatte.
    »Nein.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sah er schnell weg. »Ich war verlobt. Ihr Name war Lonnie. Sie war dir ziemlich ähnlich, Lane: schön, intelligent, fröhlich, immer zu einem Spaß aufgelegt, auch über sich selbst. Aber …« Er schüttelte heftig den Kopf. »Jedenfalls bin ich, glaube ich, noch nicht ganz darüber hinweg.«
    »Das tut mir leid.«
    Lane hätte am liebsten gefragt, was aus Lonnie geworden war, traute sich aber nicht. Sie hatte schon genug in seinen Wunden gebohrt.
    »Tja«, sagte er. »Ich glaube, wir haben alle unser Kreuz zu tragen.« Er drückte die schwere Eingangstür auf und folgte Lane hinaus.
    Die Sonne schien Lane warm ins Gesicht. Es wehte ein steifer Herbstwind, der ihr Haar zerzauste, die Bluse flattern ließ, den Rock eng an ihre Beine drückte und ihre Haut streichelte. Sie atmete tief ein und genoss das schöne Gefühl, an einem solchen Nachmittag neben Mr. Kramer herzugehen.
    Er findet, ich bin wie Lonnie, dachte sie. Die Frau, die er geliebt hat.
    »Dir gehört der rote Mustang, oder?«, fragte er, als sie auf den Parkplatz gingen.
    Sie drehte sich zu ihm, und der Wind wehte Haarsträhnen in ihr Gesicht. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bekomme so einiges mit.«
    An der Art, wie er das sagte, hörte Lane, dass er mehr im Sinn hatte als das Auto. Wollte er ihr damit mitteilen, dass er die Berührung ihrer Brust gespürt hatte, als er die Bücher genommen hatte? Oder vielleicht, dass er sich ihrer Gefühle für ihn bewusst war? Spürte er, dass sie in ihn verliebt war?
    Ich bin nicht in ihn verliebt, sagte sie sich. Mein Gott, er ist ein Lehrer. Er ist vermutlich zehn Jahre älter als ich.
    Zehn Jahre sind keine große Sache. Und wenn ich erst mal meinen Abschluss gemacht habe, ist er auch nicht mehr mein Lehrer.
    Träum weiter, du Dummerchen. Mach dir doch nichts vor. Er interessiert sich nicht für dich.
    Sie blieb neben ihrem Auto stehen und holte den Schlüssel heraus.
    »Gut«, sagte Mr. Kramer. »Ich nehme an, du hättest eigentlich keinen Bodyguard gebraucht.«
    »Ich bin trotzdem froh, dass Sie mich zu meinem Wagen gebracht haben. Danke.« Sie öffnete die Tür, warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz und stieg ein. Während sie die Sonnenblende zusammenfaltete, sagte sie: »Sie bekommen doch keinen Ärger, weil Sie Benson geschlagen haben, oder?«
    »Das bezweifle ich. Er hat es nicht anders verdient.«
    Lane drehte sich um und legte die Sonnenblende auf den Rücksitz. Dann lächelte sie Mr. Kramer durch die geöffnete Tür an. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie zur Legende werden, wenn sich erst mal herumgesprochen hat, dass Sie ihm eine geknallt haben?«
    »Tja, das wäre nicht so gut. Es ist eine Schande, wenn Leute bewundert werden, weil sie gewalttätig wurden. Ich wäre lieber bekannt dafür, einfühlsam und fürsorglich zu sein.«
    »Das sind Sie doch schon«, sagte Lane. »Zumindest ist das meine Meinung.«
    »Danke, Lane.« Er sah ihr lange in die Augen. Dann schlug er die Tür zu.
    Sie kurbelte das Fenster herunter. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
    »Mein Auto steht gleich drüben auf dem anderen Parkplatz.«
    »Ich könnte Sie da hinfahren.«
    Wie plump! Konntest du ihm kein noch eindeutigeres Angebot machen?
    »Ist schon in Ordnung. Also, dann bis morgen Abend.«
    »Okay. Tschüss, Mr. Kramer.«
    Lane beobachtete, wie er wegging. Der Wind zerzauste sein dunkles Haar und drückte ihm das Hemd an den Rücken. Sie betrachtete seine breiten Schultern, die Rundungen seiner Schulterblätter, sein Hemd, das sich zur Taille hin verengte. Heute trug er kein Portemonnaie in der Hosentasche. Der Stoff lag dicht an seinem Hintern an. Bei jedem Schritt traten die Wölbungen seiner Backen hervor.
    Ich bekomme auch so einiges mit, dachte sie.
    Dann verschwand Mr. Kramer hinter einem parkenden Auto.
    Lane steckte den Schlüssel in die Zündung.

31
    Lane klopfte, öffnete die Tür und streckte ihren Kopf ins Büro ihres Vaters. »Jim kommt jeden Moment«, sagte sie. »Willst du rauskommen und

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